68. Die Heilung einer abgestorbenen Hand

(Lk 6, Mt 12, Mk 3)

 

I Die Begegnung Jesu mit dem Kranken

An einem andern Sabbat ging Er in die Synagoge und lehrte. Dort war ein Mann, dessen rechte Hand verdorrt war. Die Schriftgelehrten und Pharisäer gaben acht, ob Er am Sabbat heile, um einen Grund zu einer Anklage gegen Ihn zu finden.

Betritt mit Jesus die Synagoge des Ortes, wo Er soeben angekommen ist. Er setzt seinen Heilsunterricht fort; es liegt nun an dir, Nutzen daraus zu ziehen. In der Synagoge befindet sich ein armer Kranker. Glücklich die Seele, die sich durch Elend und Trostlosigkeit nicht abhalten läßt, zu Jesus zu gehen.

Der Kranke hat eine gelähmte Hand. Er ist unfähig zu äußerer Tätigkeit, denn es fehlt ihm der Gebrauch des Gliedes, dessen man dazu am meisten bedarf. Ist meine Seele nicht von einem ähnlichen Übel befallen? Das Werkzeug, dessen ich mich vorzugsweise bediene, die Mittel, die mir gewöhnlich die Übung der Tugend und Frömmigkeit erleichtern, versagen. Alles, was ehedem meiner Seele zu einer innigen Andacht verhalf, ist plötzlich wirkungslos geworden. Scheint dir dein geistliches Leben nicht unfruchtbar? Mit welchem Eifer arbeitest du an deiner Vervollkommnung? Forsche nach den Ursachen deiner Lauheit und überlege mit Gott, welche Heilmittel du anwenden sollst.

 

II Jesus rechtfertigt seine Handlungsweise bevor Er den Kranken heilt

Doch Er kannte ihre Gedanken und sprach zu dem Manne mit der verdorrten Hand: «Steh auf und stelle dich in die Mittel» Er stand auf und stellte sich hin.

Der Herr ruft den Kranken zu sich. «Stehe auf» , befiehlt Er ihm zuerst. Die Quelle der göttlichen Freigebigkeit ist zwar unerschöpflich; aber nur im geeigneten Augenblick läßt Gott die ersehnten Gnaden daraus hervorströmen. Wird der Heiland den Unglücklichen, der heute seiner Hilfe bedarf, auf eine spätere Zeit vertrösten?

Erfreue dich an dem erhebenden Beispiel, das sich dir bietet. Jesus erklärt laut, daß Er alle Tage bereit ist, seine Wohltaten zu spenden. Hierauf fragt Er die Pharisäer: «Soll man am Sabbat Gutes tun oder Böses, ein Leben retten oder umkommen lassen?» Man wirft Ihm vor, daß Er den Sabbat breche. Er antwortet, daß das Gesetz keineswegs untersagt, Gutes zu tun, andern Dienste zu erweisen und den Leidenden allzeit beizustehen. So spricht der Heiland, und Er wird sein Wort durch die Tat bestätigen. Der Kranke nähert sich Jesus mit den Gesinnungen tiefen Glaubens und frommen Vertrauens. Er glaubt an die höchste Weisheit des Erlösers und vertraut auf seine allmächtige Güte. Er ist seiner Heilung gewiß. Vereinige deine Bitten mit den seinen. Erflehe vom Heiland für dich und alle, die dessen bedürfen, die Gnade des Eifers. Entdecke Ihm alles, was dein übernatürliches Leben hemmt und am Aufblühen hindert, zeige Ihm die ganze Dürre deiner Seele und bekenne Ihm alle deine Schwächen.

 

III Jesus heilt den Kranken

Jesus schaute sie alle ringsum an und sprach dann zu dem Manne: «Streck deine Hand aus!» Er tat es, und seine Hand ward wiederhergestellt.

Der Unglaube schlägt dem Herzen Jesu eine tiefe Wunde; aber dieser Schmerz hindert Ihn nicht, sich gütig gegen die Seinigen zu erweisen. Er hofft, daß ihr Eifer Ihm diese Bitterkeit mildern werde. «Strecke deine Hand aus», spricht Jesus zu dem Kranken. «Vermöge meiner Allmacht gebe ich dir Leben und Bewegung wieder; kehre zu deiner Arbeit zurück!»

Wende diese Worte auf dein geistliches Leben an. Es gibt Vorsätze, die du nicht zu fassen, es gibt Schritte, die du nicht zu unternehmen wagst. Du batest um Belebung deines Eifers. «Strecke deine Hand aus. Schüttle alle Schläfrigkeit ab und begib dich ans Werk!» spricht der Heiland zu dir. «Ich bedarf all deiner Kräfte, um am Heile der Seelen zu arbeiten. Was immer auch deinen Eifer lähmt, sei es menschliche Rücksicht, sei es Furcht vor dem Leiden, erinnere dich an das, was ich gelitten habe. Stütze dich auf mich, um nie mehr zu wanken!» Hörst du diese Sprache deines Meisters? Was willst du antworten, was willst du tun?