87. Von der wahren Weisheit

(Lk 6, Mt 7)

 

I Jesus lehrt seine Jünger, daß die wahre Weisheit auf dem Glauben beruht

«Jeder also, der diese meine Worte hört und sie tut, gleicht einem klugen Manne, der sein Haus auf Felsengrund gebaut hat. Und jeder, der diese meine Worte hört und sie nicht vollbringt, wird einem törichten Manne gleich sein, der sein Haus auf Sand gebaut hat.»

Vertiefe dich in die letzten Worte der Bergpredigt. Noch einmal bemüht sich der göttliche Meister, seine Zuhörer anzuhalten, ihr Leben nach den Grundsätzen des Glaubens einzurichten. Dieser Unterricht ist für dich ebenso heilsam wie für sie. Offne Geist und Herz, damit du empfänglich wirst für die Lehren des Herrn.

«Denkt reiflich über euch selbst nach», sagt Jesus, «und trefft in kluger, besonnener Weise eure Entscheidungen. Das Wesen der wahren Weisheit besteht darin, daß man die geeigneten Mittel wählt, um zum erwünschten Ziele zu gelangen. Handelt also nach diesem Grundsatz!»

Welches Ziel verfolgst du hienieden? Du suchst die Wahrheit, den Frieden des Gewissens, Sicherheit für die Zukunft, Mut im Kampfe, Erfolg im Tugendstreben und Seelenstärke für die Stunden der Trübsal. Du sehnst dich nach wahren Freuden, zuversichtlicher Hoffnung und unvergänglichen Gütern. Gottes Sohn versichert dir, daß die Befolgung seiner Lehre dir alles gibt, was du suchst. So ergreife denn dieses Mittel; denn die Verheißung Jesu ist wahr.

Gründe dein Leben auf den Felsen. Gelange durch Glauben zur Wahrheit, durch Unterwürfigkeit zur Freiheit, durch Demütigung zum Ruhm, durch Kampf zum Fortschritt, durch Verfolgung zum Frieden, durch Losschälung zum Reichtum, durch Liebe zum Heldenmut, durch Gottvertrauen zum glühenden Eifer!

So knie zu Füßen Jesu nieder. Übergib dich Ihm ganz mit Leib und Seele; weihe Ihm deine Sinne, deine Phantasie, dein Gedächtnis, deinen Verstand, dein Herz und deinen Willen. Stelle alle deine Kräfte in seinen Dienst, opfere Ihm alles, was du hast. Folge den Grundsätzen der ewigen Weisheit!

 

II Jesus wird vom Volk bewundert

Als Jesus diese Reden vollendet hatte, wurden die Volksscharen von Staunen über seine Lehre ergriffen. Denn Er lehrte wie einer, der Macht hat, und nicht wie ihre Schriftgelehrten und Pharisäer.

Jesus hört auf zu lehren, Er hat das Seinige getan, seine Zuhörer sollen nun das Ihrige tun. — Stimme ein in die freudige Bewunderung des Volkes, das deinen Heiland verherrlicht. Was hat Er denn Schönes gesagt und Gutes getan? Er hat den Menschen den Adel ihrer Seele und die Größe ihrer Bestimmung geoffenbart, sie gelehrt, alles Weltliche gering zu achten und nach Wahrheit, Großmut, Keuschheit und Uneigennützigkeit zu streben. Er hat ihnen die Schönheit der Demut, der Sanftmut, der Nachsicht, der Geduld, der Liebe und der Barmherzigkeit enthüllt. Er hat ihnen ihren Gott als den besten Vater gezeigt, sie gelehrt, sich mit Ihm zu vereinigen durch inniges Vertrauen und durch das beständige Verlangen, Ihm wohlzugefallen und seinen heiligen Willen zu erfüllen.

Danke deinem Heiland für diese Lehren, zweifle nicht mehr an Ihm und begehre keine Wunder mehr, um zu glauben. Seine Lehre trägt göttliches Gepräge, denn der himmlische Vater spricht durch den Mund Jesu Christi. Und weil Er um deinetwillen gesprochen und gelehrt hat, so höre nicht mehr auf das Gerede der Welt. Die göttliche Macht hat sich gezeigt, beuge dich unter sie. Wirf dich im Geiste vor dem Heiland nieder und sprich: «Amen, es geschehe!» — Es geschehe jetzt und allezeit während meines ganzen Lebens alles, was Jesus gelehrt und verlangt hat; es geschehe alles, so wie Er es wünscht und will!