91. Die Gesandtschaft Johannes' des Täufers
(Mt 11, Lk 7)
I Jesus empfängt die Boten des Täufers
Von all dem erhielt Johannes durch seine Jünger Nachricht. Da rief Johannes zwei seiner Jünger zu sich, sandte sie zum Herrn und ließ ihn fragen: «Bist Du es, der da kommen soll, oder haben wir einen andern zu erwarten?»
Geselle dich den zwei Jüngern des Johannes bei und versuche den ersten Eifer deines Glaubens zu erneuern. Zwei Seelen, deren Glauben schwankt, werden von Johannes dem Täufer zu Jesus gesandt. Vor seinem Tode will Johannes abermals der Wahrheit Zeugnis geben und die Ehre Jesu nach Kräften vermehren und zugleich auch den Glauben seiner Jünger festigen. Er will sterben, wie er gelebt hat.
Auch dir tut eine Vermehrung deines Glaubens not. Gedenke deiner ewigen Bestimmung. Du weißt, daß der Weg zum Himmel rauh ist, daß die Schwierigkeiten in der Tugendübung zahlreich sind und daß du heldenmütig kämpfen und opfern mußt. Erkenne dein Unvermögen! Du bedarfst der Leitung eines liebevollen und sicheren Führers. Deshalb stelle auch du dem Heiland die Frage der Abgesandten des Johannes: «Bist Du es, der da kommen soll?» Bist Du es, auf den ich all mein Vertrauen setzen kann? Ich bedarf eines Führers zum Himmel. Bist Du dieser Führer? Ich bin schwach und habe eine Stütze notwendig. Willst Du mir diese Stütze sein? Meine Feinde umlagern mich; bist Du der Retter, der mich ihrer Gewalt entreißt?
II Jesus beweist seine göttliche Sendung durch seine Wunder
In jener Stunde heilte Er gerade viele von Krankheiten, Gebrechen und bösen Geistern und schenkte vielen Blinden das Augenlicht. So gab Er ihnen zur Antwort: «Geht hin und kündet Johannes, was ihr gesehen und gehört habt: Blinde sehen, Lahme gehen, Aussätzige werden rein, Taube hören, Tote stehen auf, Armen wird die frohe Botschaft verkündet.»
Höre, mit welcher Feierlichkeit der Heiland den Jüngern Bescheid gibt. Ein einfaches Wort könnte genügen; Er antwortet mit Wundern. Durch seine Werke will Er zeigen, wer Er ist. Er handelt so, um das Licht und die Überzeugung tief in die Herzen zu senken.
Wie strömen die Leidenden und Kranken zu Ihm hin! Ihre Heilung wird Zeugnis ablegen für die Göttlichkeit seiner Person. «Bist Du es, der da kommen soll, fragt ihr mich? Antwort mögen euch geben die Toten, die ich erweckt, die Kranken, die ich geheilt, die Elenden und Bedrängten, denen ich geholfen habe. Höret die Stimmen all dieser Unglücklichen, die mich preisen, und schließet daraus, wer ich bin!»
Nähere dich dem Meister, der auch deine Anerkennung verlangt. Vernimmst du nicht inmitten der Dankesbezeugungen des Volkes die Stimme des himmlischen Vaters, der dich einlädt, seinen Sohn als Gott zu erkennen und anzubeten? Der Erlöser ist wahrhaft unter uns erschienen; denn die Armen finden Liebe, die Unglücklichen Hilfe und Verlassene werden als Brüder behandelt. Gott ist mitten unter uns. Auf Jesus hinweisend, spricht der himmlische Vater: «Dieser ist mein vielgeliebter Sohn; setze auf Ihn all dein Vertrauen; gib dich Ihm widerstandslos zu eigen.»
III Jesus preist alle selig, die an Ihn glauben
« Wohl dem, der an mir keinen Anstoß nimmt!»
Gehörst du zu diesen Seligen? Bist du nicht von Menschenfurcht beherrscht? Schämst du dich nicht eines so guten Meisters? Hast du dir in dieser Hinsicht nicht mehr als eine Feigheit vorzuwerfen? Wenn du so wenig Aufmerksamkeit für die Stimme der Gnade hast und so vieler Mängel beim Gebet dich schuldig machst, so geringen Eifer zeigst, den inneren Anregungen nachzukommen, muß Jesus da nicht glauben, daß Er dir wenig bedeutet und daß du einen anderen Erlöser erwartest und wünschest? Gott verlangt von dir, daß du ganz entschieden zum Heiland hältst.
Der Heiland gibt durch seine Worte allen eine ernste Mahnung, die recht zu beherzigen ist. Es gibt Menschen, die den göttlichen Charakter der Werke Jesu nicht erkennen. Sie urteilen nach dem äußeren Schein über seine Person und seine Lehre und werden dadurch zu Zweifel und Widerspruch, ja selbst zur Verleugnung geführt. Sie nehmen Ärgernis an Ihm. Wehe ihnen! Sie finden den Tod, wo sie doch nach Gottes Absicht das Leben finden sollten. Und die Ursache dieses Unglücks ist nichts anderes als der Stolz, der ihren Geistesblick verfinstert, so daß sie das Walten Gottes nicht erkennen. Hüte dich deshalb vor dem Stolz. Nur wenn du ihn in dir zerstörst, wirst du das volle Licht fester und unerschütterlicher Überzeugung erlangen.