3. TEIL:

Das Leiden und die Auferstehung Jesu

 

249. Der Anschlag der Feinde Jesu

(Lk 22, Mt 26, Mk 14)

 

I Jesus verkündet seinen Jüngern, daß die Zeit des Leidens für Ihn gekommen ist

Und es geschah, als Jesus alle diese Reden beendet hatte, sprach Er zu seinen Jüngern: «Ihr wißt, daß in zwei Tagen Ostern ist und der Menschensohn überliefert wird, um gekreuzigt zu werden.»

Sammle dich, um die prophetischen Worte Jesu zu vernehmen: «In zwei Tagen wird alles geschehen sein. Dann ist das wahre Osterlamm geschlachtet, der göttlichen Gerechtigkeit Sühne geleistet und die Himmelspforte den Menschen wieder geöffnet.» Nachdem uns Jesus die Schätze seiner Lehre mitgeteilt hat, will Er nun die Ströme seines heiligen Blutes über uns ergießen. Seine Jünger sollen wissen, daß die bevorstehenden Ereignisse nicht durch den Zufall herbeigeführt werden und daß nicht der Wille der Menschen, sondern vielmehr der Wille Gottes über das Leben Jesu entscheidet. Dies ruft der Erlöser seinen Jüngern ins Gedächtnis zurück und zugleich spricht Er den Entschluß aus, sein Leben für sie und für uns hinzugeben. Danke Ihm demütig dafür! Alle Makel deiner Seele werden getilgt und deine Fesseln gelöst. In zwei Tagen wird das Angesicht der Erde erneuert sein. Aus dem Blute Jesu wird neues Leben entspringen, und der Mensch wird wieder ein Kind Gottes werden. O Seele, was willst du deinem Erlöser zum Dank für ein solches Geschenk geben? Wäre das Opfer deines Lebens zu viel, nachdem Gottes Sohn das seinige für dich hingegeben hat?

 

II Die Feinde Jesu beschließen endgültig seinen Tod

Damals versammelten sich die Hohenpriester und die Ältesten des Volkes im Palast des Hohenpriesters namens Kaiphas. Sie kamen überein, Jesus mit List festzunehmen und zu töten.

Siehe die Feinde Jesu an der Arbeit. Höre, was sie bei ihrer gottlosen Ratssitzung vorbringen! Während der liebreiche Erlöser mit seinem himmlischen Vater über die Mittel verhandelt, den Menschen das übernatürliche Leben wieder zu schenken, beraten die Menschen über die Mittel, ihren Erlöser dem Tod zu überliefern. Jesus tut ihnen nur Gutes; sie wollen Ihm nur Böses. Sie wollen seinen Namen entehren und sein Werk für immer in Verruf bringen.

Widersetze dich mit Entrüstung einem solchen Vorgehen und vergiß dabei nicht, daß es die menschlichen Leidenschaften sind, welche das Leben und das Werk Jesu gefährden. Setzt du dich nicht selbst der Gefahr aus, der unwürdigen Behandlung beizustimmen, welche die Juden gegen Jesus beschließen, wenn du nicht über dich wachst und dir nicht mißtraust? Das Herz eines nicht abgetöteten Menschen ist ein Herd der Empörung gegen Gott und seinen Gesalbten.

Was sagt dir deine Vergangenheit? Verdemütige dich vor Gott und opfere Ihm schon jetzt das kostbare Blut seines Sohnes auf, das in zwei Tagen auf dem Kalvarienberg fließen wird. Gott vergißt das Böse ebenso gern, wie Er sich des Guten erinnert. Aus Liebe zu seinem Sohn wird Er Mitleid mit deinem Elend haben. Versprich Gott deinerseits, männlich und entschieden mit all seinen Feinden zu brechen.

 

III Jesus wird für dreißig Silberlinge verkauft

Da fuhr der Satan in Judas mit dem Beinamen Iskariot, der aus der Zahl der Zwölf war. Er ging hin und besprach sich mit den Hohenpriestern und Hauptleuten, wie er Ihn an sie ausliefern könne.

Der Satan fährt in Judas, er weiß sich einen Eingang zu verschaffen. Judas hat Satan Gelegenheit gegeben, den Weg zu seinem Herzen auszukundschaften, denn er hat ihm eine geheime Türe seiner Seele offen gehalten. Schon lange suchte der Satan Jesus zu verderben und er lauerte auf einen, den er für seinen Zweck gewinnen könnte. Aus diesem Grunde schlich er sich bei Judas ein.

Satan ließ Judas die Lehre Jesu von der vollkommenen Losschälung, Armut und Abtötung unerträglich finden. Er bediente sich seiner Leidenschaften, um ihm die Schönheit dieser Lehre zu verschleiern, er umnebelte seinen Geist, leitete sein Urteil irre und veranlaßte ihn zu Kritik und Tadel. Judas öffnete so dem bösen Feind sein Herz. Er wird nun Satan zum Meister haben, und Satan wird ihn bis zur äußersten Grenze der Schlechtigkeit drängen.

Verfolge den Weg, auf welchem der Verräter seinem Verderben entgegengeht. «Was wollt ihr mir geben, wenn ich Ihn euch überliefere?» Sie aber setzten ihm dreißig Silberlinge aus, und er sagte zu.

Sieh, wie der Unglückliche mit den Anführern des Volkes über die Auslieferung seines Meisters verhandelt! «Was wollt ihr mir geben?» — «Den Preis eines Sklaven.» — «Einverstanden», sagt Judas. — Solche Sprache führt die Leidenschaft. Um den Preis eines Sklaven verkauft man seinen Meister; man gibt die Wahrheit für den Trug, die Ewigkeit für den Genuß eines Augenblickes. — Bitte den göttlichen Meister um Verzeihung. Was willst du Ihm zur Sühne für solche Gottlosigkeit bieten? Bringe Ihm das Opfer, das Er vor allen andern von dir verlangt; schlage Ihm nichts ab!