250. Das gesetzliche Opfermahl

(Mt 26, Mk 14, Lk 22)

 

I Jesus spricht mit seinen Aposteln über die Feier des Ostermahles

Es kam der Tag der ungesäuerten Brote1, an dem man das Osterlamm schlachten mußte. Da entsandte Jesus Petrus und Johannes mit dem Auftrag: «Geht hin und bereitet uns das Os-termahl, daß wir es einnehmen.»

Die Zeit des erhabenen Opfers naht. Jesus leitet es durch die Feier des Ostermahles ein und fordert seine Jünger zur Teilnahme auf. Schließe dich in Sammlung und inbrünstigem Verlangen ihnen an!

«Wohin sollen wir gehen, um das Osterlamm für dich zu bereiten?» fragen die Apostel ihren Meister.2 Der Menschensohn hat nichts, wohin Er sein Haupt legen kann, obgleich Er volles Recht auf unsere Gastfreundlichkeit hat, denn all unsere Güter sind sein. Weihe Ihm das innerste Heiligtum deines Hauses, deines Herzens!

Was ist zu tun, um Ihn gebührend aufzunehmen, was möchte Er zu seinem Gebrauch vorfinden, wenn Er kommt? Beobachte, was Petrus und Johannes tun!3 Lerne von ihnen das Zönaculum der Seele herrichten, um Jesus in der heiligen Kommunion zu empfangen. Gesetzliche Vorschriften sind dabei zu beachten und Reinigungen vorzunehmen. Glaubensgeist und liebender Eifer sorgen für festlichen Schmuck. Spare nichts und beeile dich, du hast nur wenige Stunden zur Vorbereitung! Wende dich an die heiligste Mutter deines Erlösers, der du auf dem Wege zum Zönaculum begegnen wirst. Wer könnte dir besser sagen als sie, was ihrem göttlichen Sohn gefällt?

1 In den sieben Tagen des Osterfestes durften die Juden nur ungesäuertes Brot genießen.

3 Das Zönaculum, das ist der Abendmahlssaal, liegt auf dem südlichen Teil des Berges Sion. Er ist bei der Zerstörung der Stadt verschont geblieben; aber im Mittelalter ist er umgebaut worden.

3 Sie hatten ein Lamm zu kaufen, es im Tempel zu schlachten und es in dem vom göttlichen Meister bezeichneten Haus für das Ostermahl zuzubereiten.

 

II Jesus betritt mit seinen Jüngern den Abendmahlssaal und setzt sich zu Tisch

Als es Abend geworden, setzte Er sich mit den zwölf Jüngern zu Tisch. Er sagte zu ihnen: «Sehnlichst habe ich danach verlangt, dieses Ostermahl mit euch zu halten, bevor ich leide.»

Mit Jesus und den Aposteln überschreite auch du die Schwelle des Zönaculums, mit den Jüngern bist du zu der erhabensten Feier eingeladen. Sammle dich, um die wahre Bedeutung alles dessen zu erfassen, was du bei dem heiligen Mahle sehen und hören wirst. Nimm demutsvoll den letzten Platz ein!

«Sehnlichst habe ich danach verlangt, dieses Ostermahl mit euch zu halten», sagt Jesus. — Dringe in seine Gedanken ein. Es ist, als ob Er sagen wollte: «Weit entfernt, mit Schrecken die Stunde meiner Leiden anbrechen zu sehen, sehne ich sie mit Liebe herbei. Denn mit ihr bricht der Augenblick an, da ich euch die wahren Güter verschaffen kann, von denen der Alte Bund nur die Vorbilder enthielt. Ihr ward gefangen, ich will euch befreien. Aus der Sklaverei Satans will ich euch zur Kindschaft Gottes erheben, will euch aus der Finsternis zum Licht, vom Tode zum Leben, von der Verweslichkeit zur Unsterblichkeit führen. Es bedarf des Blutes, um eure Seelen zu reinigen, ich schenke euch das meinige. Der Gedanke, es für euch zu vergießen, erfüllt mich mit Freude.»

So läßt die Liebe Jesus sprechen. Öffne Ihm dein Herz und bringe Ihm die Huldigungen deiner Dankbarkeit entgegen!

 

III Jesus segnet den ersten Kelch und reicht ihn seinen Jüngern

Dann nahm Er einen Kelch, dankte und sprach: «Nehmt ihn und teilt ihn unter euch. Denn ich sage euch: Fortan werde ich nicht mehr von dem Gewächs des Weinstocks trinken, bis das Reich Gottes kommt.»1

Was enthält der Kelch, den der Heiland segnet? Es ist noch nicht sein Blut, wohl aber seine Gnade. Er segnet, was Er dir reicht, und sein Segen spendet Heil.

Dürstest du nach diesem Gnadentrank? Glüht dein Herz von Verlangen, Jesus zu empfangen, so wie Jesus verlangt, sich dir hinzugeben? Flehe ihn an, jenem Segen, den er bereits über den Kelch ausgesprochen hat, noch einen weiteren Segen beizufügen, der dein Herz mit dem Feuer heiliger Sehnsucht entflamme.

Jesus fährt fort: «Ich sage euch, ich werde nicht mehr mit euch am Ostermahl teilnehmen.» Es ist also das letzte Mal, daß Jesus mit den Seinigen die gesetzlichen Gebräuche beobachtet. Der Alte Bund geht zu Ende, das Reich Gottes ist gekommen. Während seiner irdischen Laufbahn sagte Jesus wiederholt: «Das Reich Gottes naht.» Heute sagt Er: «Es kommt, es ist da. Bis jetzt war alles nur Vorbereitung auf das Reich Gottes, jetzt wollen wir seine Ankunft feiern. Die Zeit der Vorbilder ist vorüber. Hier ist die Wirklichkeit, hier ist das Leben, hier der Himmel auf Erden.»

Verlasse also die Welt, um in den Himmel einzugehen, vertausche den Tod mit dem Leben, den Schein mit der Wirklichkeit und das Vorbild mit der Erfüllung. Das Festmahl, von dem Jesus spricht, ist auch für dich; feiere es an seinem Tisch in Gesellschaft seiner Auserwählten!

1 Beim Beginn des Ostermahles nahm der Familienvater einen Kelch mit Wein, der mit Wasser vermischt war, und sagte: «Gepriesen sei der Herr, der die Frucht des Weinstocks geschaffen hat!» Jeder Gast trank aus diesem Kelch.