259. Vom Frieden Christi
(Joh 14)
I Jesus verspricht seinen Aposteln, ihre Unterweisung durch den Heiligen Geist zu vollenden
«Dies habe ich zu euch gesagt, solange ich noch bei euch weile. Der Beistand aber, der Heilige Geist, den der Vater in meinem Namen senden wird, der wird euch alles andere lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe.»
Der Meister fährt fort, seine Jünger zu ermutigen. Diese hören zu, aber ohne viel Verständnis. Sie glauben zwar, was sie hören, aber nur mit schwankendem Glauben. Sie hoffen auf seine Verheißungen, aber mit sehr geringem Vertrauen. Gottes Allmacht allein vermag diese trostlosen Seelen wieder aufzurichten und im Glauben zu befestigen. Jesus erkennt diese Notwendigkeit und verspricht den Aposteln göttlichen Beistand. Er sagt: «Mein Vater wird euch nach meinem Hingang den Heiligen Geist senden, um euch das Verständnis meiner Lehre, Mut zum Kampf und die Salbung der Gnade zu verleihen.»
So werden durch das Wirken des Heiligen Geistes unser Glaube neu belebt, die Lehre Jesu Christi in unsern Herzen befruchtet, seine Verheißungen verwirklicht und seine Heilspläne ausgeführt. Was Jesus angefangen hat, vollendet der Heilige Geist. Er wird den Jüngern alles sagen, sie an alles erinnern und ihnen alle Mittel an die Hand geben, um wahre Jünger des Evangeliums zu werden.
Diese Worte Jesu gelten auch dir. Wenn dir noch so viel fehlt, um heilig zu werden, verzage nicht; Jesus wird durch den Heiligen Geist deine Mängel ergänzen. Rechne auf seinen Beistand und vertraue Ihm!
II Jesus segnet sie und gießt den Frieden des Himmels über sie aus
«Frieden hinterlasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch. Nicht wie die Welt ihn gibt, gebe ich ihn euch. Euer Herz bange nicht und zage nicht!»
Öffne deine Seele, um den Frieden zu empfangen, den Jesus über alle, die Ihn lieben, ausgießt. «Friede diesem Hause!» Wie oft hat Er im Laufe seiner Lehrtätigkeit dieses Wort gesprochen; nun wiederholt Er es beim Scheiden. Der Friede Jesu sei mit dir, meine Seele! Jesus ist vom Himmel gestiegen, ihn dir zu bringen, und hinterläßt ihn dir für immer bei seiner Rückkehr zum Vater. Mit seinem Blut wird Er dieses Vermächtnis besiegeln. Wirst du je wieder so töricht sein, diesen Frieden zu trüben oder zu brechen?
Worin besteht dieser Friede, und welches sind seine Früchte? Der Friede Jesu ist eine übernatürliche Gabe. Er wirkt unmittelbar auf das Herz ein, beruhigt es, nimmt ihm selbst alle Angst und mäßigt das Ungestüm der Leidenschaften. Er flößt Mut und Geduld ein in den größten Gefahren und hilft Freude und Heiterkeit bewahren selbst in den Zeiten lebhafter Besorgnis.
Das ist der Friede, den die Welt nicht geben kann. Sie sagt wohl: «Friede, Friede!», aber ihr Wort hat keine Wirkung, ihr Wunsch bleibt unfruchtbar. Jesus allein gibt den Frieden, und Er bietet ihn auch dir an. Nimm ihn auf wie die Apostel, und teile ihn deiner Umgebung mit!
III Jesus fordert die Apostel auf, sich mit Ihm über das Ende seiner Arbeiten und Mühen zu erfreuen
«Ihr habt gehört, daß ich euch gesagt habe. Ich gehe hin und komme wieder zu euch. Wenn ihr mich liebtet, würdet ihr euch freuen, daß ich zum Vater gehe; denn der Vater ist größer als ich.»
So spricht dein Meister. Bemühe dich, auf seine Gedanken und Gefühle einzugehen. «Ihr müßtet euch freuen!» sagt Jesus. «Wenn ihr verständet, um was es sich handelt, so würdet ihr euch freuen. Statt zu weinen, würdet ihr einen Lobgesang anstimmen.» — Es kommt also nur auf das rechte Verständnis an. Beachte diese Lehre!
Worum handelt es sich? Jesus wird zu seinem Vater zurückkehren, Er wird in die himmlische Glorie, ins Reich der Wahrheit und des Friedens eingehen. Er wird in Freuden ernten, was Er in Tränen gesät hat. Das sieht Er, und das sollen auch wir sehen trotz aller Furcht vor dem Opfer, trotz aller Bitterkeit der Demütigungen, trotz aller Schrecken der Todesangst. Der Blick in die Ewigkeit bewahrt uns den Seelenfrieden bei allen Wechselfällen des Lebens. —
Nach diesen Worten steht Jesus auf und bereitet sich zum Leidensgang. Betrachte Ihn auf der Schwelle des Zönakulums! Wohin geht Er? Was sagt Er? Mit wem redet Er? Was verlangt Er von jenen, die Er zu seiner Nachfolge berufen hat? «Damit die Welt erkenne, daß ich den Vater liebe und so handle, wie der Vater mir aufgetragen hat. Steht auf, und laßt uns aufbrechen!» Schaue gut zu, horche aufmerksam, betrachte ernstlich, und suche Nutzen daraus zu ziehen. Da Er für dich sterben will, ziemt es sich denn nicht, daß du für Ihn lebst?