266. Die letzten Trostesworte Jesu
(Joh 16)
I Jesus fordert die Apostel auf, ihr ganzes Vertrauen auf den himmlischen Vater zu setzen
«An jenem Tage werdet ihr mich nichts mehr zu fragen haben. Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wenn ihr den Vater in meinem Namen um etwas bittet, so wird Er es euch geben.»
Höre in Demut und Andacht die letzte Lehre, die Jesus den Seinen gibt. Es ist eine Mahnung zum Gebet, womit Er schließt; ist doch am Beten alles gelegen. Das wahre Gebet ist von kindlichem Vertrauen auf Gott beseelt; darum betont der Heiland den Aposteln gegenüber gerade das Vertrauen.
Er fragt sie gleichsam: Wessen bedürft ihr? Ich kehre zum Vater zurück, um euch alles zu verschaffen, was euch fehlt. Beim himmlischen Vater habt ihr von nun an in mir einen mächtigen Vermittler. Bringt mir eure Bitten vor; ich habe alle Macht beim Vater. Nennt Ihm meinen Namen, wenn ihr betet, erinnert Ihn an alles, was ich für euch getan und wie sehr ich euch geliebt habe. Stellt euch der göttlichen Güte als Glieder jenes Leibes vor, dessen Haupt ich bin. Beruft euch darauf, daß ich euch ermächtigt habe, eure Stimme bittend zu erheben, um eure Wünsche auszusprechen. Zeigt euch bei meinem himmlischen Vater voll Liebe für meine Person, voll Eifer für mein Werk; euren Bitten kann dann unmöglich der Erfolg fehlen.» So spricht Jesus, suche seine Gedanken zu verstehen! Er stellt sich, und zwar für immer, dir zur Verfügung. So lerne denn endlich vertrauensvoll und herzlich beten und nahe dem Thron der göttlichen Majestät mit den Gefühlen tiefster Demut und kindlichen Vertrauens.
II Er nimmt ihr Glaubensbekenntnis entgegen
«Ich bin vom Vater ausgegangen und in die Welt gekommen. Ich verlasse die Welt wieder und gehe zum Vater.»
Vor seinem Scheiden will Jesus nochmals seinen göttlichen Ursprung und seine Sendung an die Welt betonen: «Ich bin vom Vater ausgegangen. Auf eure Frage, woher ich bin, antworte ich: Ich bin aus dem Schoß Gottes hervorgegangen. Ich bin sein Sohn, sein Wort. Um mit den Menschen zu verkehren und sie zum Guten zurückzuführen, bin ich sichtbar und ihnen ähnlich geworden, habe mich zu ihrer Schwäche und ihrem Elend herabgeneigt und ein Leben wie sie geführt. Ich habe gelehrt, gehandelt und gelitten; mein Werk ist vollbracht, nun kehre ich zum Vater zurück. Die Menschheit, die ich angenommen habe, wird zur Rechten Gottes verherrlicht werden. Was sichtbar an mir ist, wird euren Blicken entschwinden; aber unsichtbar werde ich bei euch bleiben. Ich verlasse die Erde, aber nicht mein Werk.» —
Eilends bekunden die Jünger ihre Freude darüber, daß sie nun sehen und verstehen. «Nun glauben wir!» rufen sie aus. Sprich auch du: «Ich glaube! Göttlicher Meister, ich glaube, daß Du der menschgewordene Gottessohn bist. Ich glaube, daß Du der Erlöser der sündigen Welt, der Herr und König aller Geschöpfe, das ewige und einzige Heil jeder Seele bist.» — Wirf dich dem Herrn anbetend zu Füßen, danke Ihm für alles, was Er zu deinem Heil getan hat, und versprich Ihm immer größere Treue!
III Er wappnet sie gegen Entmutigung
Jesus erwiderte ihnen: «Jetzt glaubt ihr? Es kommt die Stunde, ja sie ist schon da, wo ihr euch zerstreut, ein Jeder an seinen Ort, und mich allein laßt.»
Wiederum stellt der Heiland seinen Jüngern die Schwäche ihres Glaubens vor Augen; desgleichen den Wankelmut in ihren guten Vorsätzen. Noch einmal macht Er ihnen begreiflich, daß sie, auf sich allein angewiesen, nichts vermögen. Vom Mißtrauen auf sich selbst will er sie zum zuversichtlichen Vertrauen auf Ihn führen. «Ihr werdet euch zerstreuen und mich allein lassen.» Betrachte dies schmerzliche Wort! Trifft es nicht auch dich mit deinen wechselnden Ansichten, deinem unbeständigen Willen, deinem zaghaften Herzen? Bekenne dem Heiland deine Schwäche und bete zu Ihm, der die Kraft Gottes ist. Trotz deiner Untreue und Feigheit nimmt Er dich stets in Gnaden auf.
«In der Welt werdet ihr Bedrängnis haben; doch seid getrost: Ich habe die Welt überwunden!» Fasse Mut, Jesus sagt dir, wie ehedem den Aposteln: «Vertraue, mein Kind! Ja, freilich, du wirst noch vieles zu leiden und zu kämpfen haben; indes vertraue auf mich, ich habe die Welt überwunden. Wenn du mich auch in einem schmerzlichen Augenblick der Furcht, der Verwirrung und Täuschung verläßt, ich bleibe dir treu und verlasse dich niemals. Ich werde dich lehren, das Böse zu bekämpfen und zu besiegen, die Freuden, welche die Welt verspricht, zu verachten und die Güter, welche Gott allein geben kann, hochzuschätzen und zu lieben.»