280. Verspottung und Mißhandlung Jesu

(Mt 26, Mk 14, Lk 22)

 

I Jesus wird von den Gerichtsdienern schmählich behandelt

Nun spieen sie Ihm ins Angesicht und schlugen Ihn mit Fäusten. Andere gaben Ihm Backenstreiche.

Betrachte den Heiland, wie Er zum Gespött der Menschen geworden ist. In ihren Augen ist Er nur noch ein verächtlicher, zum Tode verurteilter Verbrecher, der in keiner Weise Schonung verdient. Und sie behandeln Ihn entsprechend.

Mit welch bewunderungswürdiger Sanftmut, Geduld und Seelengröße erduldet der Heiland diese schmachvolle Behandlung! Er wendet sein Angesicht nicht ab, Er spricht nicht: «Es ist genug!» Er betet, verzeiht und gibt sich hin. — Was Liebe, Dankbarkeit und Ehrfurcht dir eingeben, das bringe jetzt innig bewegt deinem Erlöser dar! Wie oft hast nicht auch du Ihn entehrt und durch dein Verhalten Ihm ins Angesicht geschlagen. Ist die Schmach deiner Sünden und Fehler nicht auf Ihn gefallen? Das durch die Bosheit der Menschen verunstaltete Antlitz Jesu bringe dir die Häßlichkeit der Sünde mit größerer Klarheit zum Bewußtsein. Bekenne dich schuldig an der Schmach Jesu und erleichtere dein schuldbeladenes Herz durch Reuetränen zu Füßen des Erlösers. Versprich Ihm, in ausdauernder Buße deine Sünden und Fehler nach Möglichkeit zu sühnen!

 

II Jesus wird verspottet und verhöhnt

Sie verhüllten Ihm die Augen, schlugen Ihm ins Gesicht und höhnten: «Weissage, wer ist's, der dich geschlagen hat?» Noch viele andere Schmähungen stießen sie gegen Ihn aus.

Dem Heiland bleibt kein Schimpf erspart. Man verbindet Ihm die Augen, um den Spott, den man mit Ihm treibt, noch empfindlicher und schmachvoller zu gestalten. Die göttliche Vorsehung läßt es zu, denn bevor Jesus seinen Jüngern und Märtyrern den Kelch der Demütigungen reicht, will Er ihn selbst bis zur Neige trinken. Du darfst ihn nun nicht mehr zurückweisen; alles, was du je wirst leiden können, hat Jesus zuerst in viel höherem Maß erduldet. Unterwirf dich also von ganzem Herzen den Prüfungen, die Gott dir zu deiner Heiligung schicken wird! Dein Heiland streckt mit verbundenen Augen beide Hände nach dir aus, inmitten seiner Schmach schlägt sein Herz dir entgegen. Er sieht deine Fehler nicht mehr, Er schließt die Augen vor allem, was dich von Ihm fernhalten könnte. Hier hat Er allen Glanz seiner Majestät abgelegt und sich in das Gewand der Schmach und des Hohnes gekleidet. Er will dich an sein Herz drücken und dir im Stillen zuflüstern, daß Demütigungen süß sind, wenn Gott dadurch verherrlicht wird.

Dränge dich zu Jesus hin und umfasse die Hände, die Er dir entgegenstreckt! Sage Ihm deinen Namen und sprich: «Ich bin es, Meister! Erkenne mich! Ich will dich durch liebenden Eifer in deiner Nachfolge für schändliche Behandlung nach Kräften trösten.» Fühle im Geist, wie Jesus dir dankbar die Hände drückt, Er kennt dich, du gehörst zu den Seinen! Begleite Ihn in den Kerker; hier knie vor Ihm nieder und sage Ihm, was dein Herz dir eingibt!