290. Die Dornenkrönung

(Mt 27, Mk 15, Joh 19)

 

I Jesus wird von den Soldaten mit Dornen gekrönt

Und die Soldaten flochten eine Krone von Dornen und setzten sie Ihm auf das Haupt.

Sieh, wie die unbarmherzigen, rohen Soldaten dem Heiland eine neue Qual bereiten und Ihm eine Dornenkrone aufsetzen. Der Gottessohn gehört nicht mehr zu denen, die ein Recht auf Mitgefühl haben!

Die Dornen, welche sein heiliges Haupt durchstechen, bezeichnen deine Undankbarkeit, deinen Hochmut und deine Zügellosigkeit, die den göttlichen Samen in deinem Herzen erstickten. Aber aus Jesu Wunden fließt ein Gnadenstrom, der dir ein neues, übernatürliches Leben einflößt.

Betrachte, mit welcher Roheit diese grausamen Menschen vorgehen! Jesus indessen verharrt in tiefem Schweigen. In seinem Herzen stimmt Er den Anordnungen seines himmlischen Vaters zu, opfert seine Schmerzen für das Heil der Menschen, seiner verlorenen Brüder, auf und hält das schon gezückte Schwert der göttlichen Gerechtigkeit zurück. Dank seinem Leiden werden wir unseres ewigen Heiles nicht verlustig gehen.

Nahe dich dem göttlichen Dulder, nahe dich deinem König und bringe Ihm anläßlich seiner Krönung deine Huldigung dar. Deine Seele ist das Reich, in dem Er seine Thronbesteigung feiern will. Öffne Ihm dein Herz, unterwirf Ihm deinen Willen, entsage in Zukunft aller freien Selbstbestimmung und lege dein ganzes Geschick in die Hände deines Erlösers!

 

II Jesus trägt die Dornenkrone

Jesus trat hinaus, mit der Dornenkrone angetan.

Betrachte in Andacht und heiliger Sammlung den mit Dornen gekrönten Heiland und bete Ihn an!

Er ist der gute Hirt, der sich den Wölfen entgegenstellt, um sein verirrtes Schäflein zu retten. Er ist der treue Meister, der seiner Lehre durch sein Beispiel Nachdruck verleiht. Er ist der heldenhafte Feldherr, der seine Truppen zum Kampf unter sein Banner ruft. Im Hinblick auf den mit Dornen gekrönten Erlöser gibt es für seine Jünger keine Gefahr mehr, der sie nicht bereitwillig trotzen, und keine Arbeit, die sie nicht mit frischem Mut unternehmen. Er ist der Richter aller Menschen, der nur verlangt, daß sie ihre Verbrechen bereuen, und dann seine eigenen Leiden als Sühne für ihre Schuld annimmt. Das Blut, das unter seiner Dornenkrone hervorquillt, zeigt uns, daß seine Gerechtigkeit ebenso groß ist wie seine Güte.

Benütze zu deinem Heil die Lehren, die der leidende Heiland dir hier gibt. Beweine vor Ihm deine Schwächen und deine Rückfälle! Die Stunde ist gekommen, die Treue des Hirten zu vergelten, der Lehre des Meisters anzuhangen, dem Ruf des Feldherrn zu folgen und der Mahnung des Richters zu entsprechen. Bekehre dich gründlich, ertöte in dir die Liebe zu den falschen Freuden und eitlen Ehren. Das Blut, das der Heiland bei der Dornenkrönung vergossen hat, besiegle die Aufrichtigkeit und Festigkeit deiner guten Vorsätze!