315. Jesus erscheint den heiligen Frauen
(Mk 16, Lk 24, Mt 28)
I Maria, die Mutter des Jakobus, und Salome treffen mit ihren Gefährtinnen am heiligen Grab zusammen
In der Morgenfrühe des ersten Wochentages, als die Sonne schon aufgegangen war,1 kamen Maria, die Mutter des Jakobus, und Salome zum Grabe. Sie gingen in das Grab hinein und sahen zur Rechten einen Jüngling in weißem Gewande sitzen und sie erschraken sehr.
Teile noch einmal mit den heiligen Frauen die Freude über den auferstandenen Heiland! Maria und Salome fangen erst an, das Wunder zu ahnen. Aber wer den Heiland in der Einfalt seines Herzens sucht, dem schickt Er seinen Engel.
Höre, was dieser zu den heiligen Frauen spricht: «Erschrecket nicht! Ihr sucht Jesus von Nazareth, den Gekreuzigten; Er ist auferstanden, Er ist nicht hier, sehet da den Ort, wo sie Ihn hingelegt hatten.» — «Erschrecket nicht! Ihr habt nichts zu fürchten.» In der Tat, was könnten diejenigen fürchten, die Jesus lieben? «Ich weiß, wen ihr sucht, ich kenne eure Absichten, ich bin gesandt, um euch zu beruhigen und zu erfreuen.»
Lege auch du zu den Füßen dieses guten Engels die Last deiner Sorgen und Kümmernisse nieder. Reinige deine Absichten und weite dein Herz in froher Hoffnung!
Der Engel fährt fort: «Sehet den Ort, wo sie euren Meister hingelegt haben!» — Schaue mit ihnen, was sich zeigt! Was sagen dir dieses Schweißtuch, dieses Linnen, diese Spezereien, diese Blutspuren, dieser Grabstein? Dort hat Jesus in seiner äußersten Entblößung im Todesschlaf gelegen. Dieses Lager ist die Stätte seiner tiefsten Armut und Erniedrigung und gibt so seine Liebe zu den Menschen kund. Verehre andächtig diese heiligen Reliquien!
1 Ohne Zweifel kehren sie zum Grab zurück, nachdem sie bereits den Aposteln die Nachricht von den Vorgängen bei ihrem ersten Besuch gebracht hatten.
II Sie erfreuen sich mit ihren Gefährtinnen der Erscheinung Jesu
Sie gingen vom Grabe weg, und siehe, Jesus begegnete ihnen und sprach: «Seid gegrüßt!» Sie aber gingen auf Ihn zu, umfaßten seine Füße und beteten Ihn an.
Der Engel des Herrn hat den heiligen Frauen einen tröstlichen Auftrag gegeben: Sie sollen an der Gnade, die ihnen zuteil geworden ist, auch andere teilnehmen lassen. Sie erfüllen den Auftrag freudig und gehen wieder der Stadt zu. Was ereignet sich da plötzlich? Weil sie dem Wort des Engels geglaubt haben, verdienen sie, den auferstandenen Heiland selbst zu sehen.
Da ist Er! Falle mit ihnen nieder und überlasse dein Herz der Freude dieser göttlichen Erscheinung. «Seid gegrüßt!» sagt Jesus. Sie erkennen seine Stimme, die stets so gütig mit ihnen sprach und sie zum Vertrauen ermunterte. «Ich grüße euch, ich kenne euch, ich danke euch, ich segne euch. Ich gebe euch meinen Frieden, den ich durch meinen Sieg errungen habe und den die Welt nicht geben kann. Für die ganze Ewigkeit gehöre ich euch und ihr gehört mir!» Der liebevolle Gruß des Heilands gilt auch dir. Küsse in dankbarer Liebe die Füße deines Erlösers!
Da sprach Jesus zu ihnen: «Fürchtet euch nicht! Gehet hin und verkündet meinen Brüdern, daß sie nach Galiläa gehen, daselbst werden sie mich sehen.» Der Heiland gibt nun selbst den heiligen Frauen einen überaus freudigen Auftrag. Und mit welchen Worten tut Er es? Danke Ihm in staunendem Entzücken, daß Er die Menschen seine Brüder nennt! Wenn Er dich Bruder nennt, dann bist du es in Wahrheit. Bitte Ihn inständig, daß du niemals durch dein Betragen diese göttliche Verwandtschaft verleugnen mögest!
Die heiligen Frauen erheben sich wieder und gehen ihren Weg. Mögen ihnen nun auch Voreingenommenheit, Widerspruch, ungerechte Verfolgung begegnen, sie werden sich nicht aufhalten lassen. Sie werden allen, die sie treffen, sagen, was sie gesehen und gehört, welche Freuden sie verkostet und wie viel Hoffnung sie geschöpft haben. Nimm sie dir zum Vorbild!