320. Die Erscheinung am See Genesareth

(Joh 21)

 

I Die Apostel verbringen die Nacht beim Fischfang

Danach offenbarte sich Jesus abermals seinen Jüngern, und zwar am See Tiberias. Er offenbarte sich so: Simon Petrus, Thomas mit dem Beinamen Didymus, Nathanael aus Kana in Galiläa, die Söhne des Zebedäus und noch zwei andere von seinen Jüngern waren beisammen.

Geselle dich zu den Jüngern am Ufer des Meeres von Tiberias! Auf Befehl ihres Meisters sind sie nach Galiläa gekommen. «Dort werdet ihr mich wiedersehen», hatte Er gesagt, und sie haben seinem Wort geglaubt. Jesus will nun sein Versprechen halten. Er hat für dieses Wiedersehen die Gegend gewählt, die Er früher so oft mit ihnen besucht hatte.

Die Apostel erwarten Ihn, fern vom Weltgetriebe; sie vereinigen sich zu gemeinsamer Arbeit. Ihr Herz ist voll Frieden und Vertrauen, sie wissen, daß der Meister sie nicht täuscht, Er wird sicherlich kommen. Verkoste auch du das Glück einer Seele, die alles von Gott erwartet und nicht mehr an seiner Vorsehung zweifelt.

Sieh die Jünger an der Arbeit und beachte, um welche Arbeit es sich handelt! Da sagte Simon Petrus zu ihnen: «Ich gehe zum Fischfang.» Sie erwiderten ihm: « Wir gehen mit.» Sie gingen hinaus und stiegen in das Boot, fingen aber nichts in jener Nacht. Diese Männer sind geblieben, was sie waren: arme Fischer, die ihr Leben im Schweiße ihres Angesichts verdienen. Sie haben vom Evangelium nicht Ruhe und Wohlleben verlangt und denken nicht daran, etwas anderes zu werden. Sie arbeiten so angestrengt wie früher und ihre Arbeit scheint wie einstmals fruchtlos zu bleiben. Vergeblich mühen sie sich ab; sie müssen wieder gestehen: «Wir haben die ganze Nacht gearbeitet und nichts gefangen.»

Aber auch dieses Mal, mehr noch als das erste, beobachtet Jesus ihre Anstrengungen. Die Vorsehung des himmlischen Vaters wacht mit Sorgfalt über denen, welche seinen Sohn lieben.

 

II Jesus erscheint seinen Jüngern und gibt sich ihnen zu erkennen

Als bereits der Morgen dämmerte, stand Jesus am Ufer. Aber die Jünger wußten nicht, daß es Jesus war. Da sprach Jesus zu ihnen: «Kinder, habt ihr nicht etwas zu essen?» Sie antworteten ihm: «Nein!»

Höre den Ruf des göttlichen Meisters und erkenne seine Stimme! Woher kommt Er zu dieser Stunde, da man Ihn weit entfernt glaubt? Jesus ist den Seinigen immer nahe und die Seinigen sind immer bei Ihm. Er ist immer da, wo ein Kind Gottes leidet und sich nach Ihm sehnt. Durch Mißgeschick will Er unser Vertrauen stärken.

Was sagt der Heiland? «Kinder, habt ihr etwas zu essen? Habt ihr Erfolg bei der Arbeit?» So nimmt der Herr Anteil an unserem Alltagsleben. Die Jünger antworten: «Wir haben nichts.» Woher kommt dieser Mißerfolg? Ich bin unfähig, nichts gelingt mir, alle meine Anstrengungen sind vergeblich; warum?

Jesus antwortet: «Werft das Netz zur Rechten des Bootes aus.» Was bedeutet das? Der Heiland will dich dadurch lehren, wie du deiner Arbeit auf Erden den Erfolg sichern und zugleich deine Netze für die Ewigkeit füllen kannst. Die rechte Seite ist die Seite der Gnade und der göttlichen Einsprechungen, die Seite des Kreuzes und des Kampfes um den Fortschritt, die Seite Gottes und seiner Ehre. Die linke Seite ist die Seite der Natur, des Eigennutzes, der Selbstsucht und der natürlichen Neigungen. Suche den Erfolg nach den Anweisungen des göttlichen Wortes und nicht nach deinem eigenen Belieben! Beim Klang dieser ermunternden Stimme fassen die Jünger neuen Mut und beeilen sich, zu gehorchen. Aber in das Herz des Liebesjüngers ist die göttliche Stimme noch tiefer gedrungen. Den reinsten Herzen offenbart sie sich am schnellsten. Er ruft aus: «Es ist der Herr!» Bewundere nun den Eifer des Petrus! Bei den Worten des Johannes stürzt er sich in die Fluten. Die Erinnerung an seinen Fehler hat sein Vertrauen nicht gemindert; er eilt, dem Herrn die Huldigung seiner Reue und seiner Liebe darzubringen. Je unwürdiger er sich fühlt, Ihm zu nahen, desto größere Anstrengungen macht er, um zu Ihm zu kommen. Er will vor all seinen Gefährten bei Ihm sein. So handelt die bußfertige Liebe.

 

III Er ladet sie zum Frühmahl ein

Wie sie nun ans Land stiegen, sahen sie ein Kohlenfeuer angelegt, einen Fisch darauf und Brot dabei. Jesus sprach zu ihnen: «Bringt von den Fischen, die ihr eben gefangen habt.» Da stieg Simon Petrus in das Boot und zog das Netz ans Land. Dann sprach Jesus zu ihnen: «Kommt zum Frühmahl!» Jesus kam nun, nahm das Brot und reichte es ihnen, ebenso auch den Fisch.

Wohne der Zusammenkunft Jesu und seiner Jünger bei, du gehörst zu ihnen. Bete wie die Apostel den Herrn an und küsse seine heiligen Wundmale! «Kommt zum Frühmahl», spricht Jesus. Bewundere die liebevolle Vertraulichkeit, womit Jesus seine Jünger beehrt, und sieh, wie Er selbst ihnen das Mahl bereitet! So sorgt Jesus für das Leben derjenigen, die es in seinen Dienst gestellt haben. Er lädt dich ein, an diesem Mahl teilzunehmen. Freue dich dieser Speise, die seine göttlichen Hände dir bereitet haben! Es ist ein einfaches Mahl, das Jesus den Seinigen spendet, aber das Wenige sättigt vollkommen. Sie kosten das Glück, das den Hunger nach sinnlichen Vergnügungen vertreibt. Genieße dieses Glück mit den Aposteln!

Nimm dir die Apostel zum Vorbild, um gleich ihnen dem göttlichen Meister durch die Tat für seine Wohltaten zu danken. Jesus schenkt dir das wahre Himmelsbrot. Empfange es aus seiner Hand und verbreite seine Segnungen, wohin du kommst!