Meßandacht
zur
Erlangung verschiedener Gnaden

(Aus den Schriften des heiligen Alfonsus)

I. Vom Anfang der heiligen Messe bis zur Opferung

1. Um Vertrauen auf die Verdienste Christi und die Fürbitte Mariens

Ich sage dir, himmlischer Vater, den innigsten Dank für mich und für alle Menschen, daß du aus übergroßer Barmherzigkeit und Liebe zu uns deinen göttlichen Sohn auf die Erde hast schicken wollen, um uns selig zu machen; ich danke dir dafür und möchte dir aus Dankbarkeit so viele Liebe erzeigen, als eine so große Wohltat es verdient.

Jesus hat die Strafe, die wir verdient hatten, selbst erduldet; er hat deiner göttlichen Gerechtigkeit genuggetan, und deswegen vergibst du uns unsere Sünden. Um der Verdienste Jesu willen nimmst du uns arme Sünder, die nur Strafe und Schmach verdienen, wieder gnädig als deine Kinder auf; um der Verdienste Jesu willen willst du, daß die Menschen dereinst im Himmel mit dir herrschen; um seiner Verdienste willen hast du dich verpflichtet, alle Gnaden und alle Wohltaten, um die wir dich im Namen Jesu bitten zu gewähren.

Unendliche Güte, nachdem du uns Jesus, unsern Erlöser, geschenkt, hast du uns zur Vermehrung unsers Vertrauens auch in Maria, deiner lieben Tochter, eine Fürsprecherin gegeben, damit sie voll Barmherzigkeit unausgesetzt den Sündern, die zu ihr ihre Zuflucht nehmen, durch ihre Vermittlung helfe. Ich danke dir, daß du gewollt hast, daß ihre Fürsprache so mächtig bei dir sei, daß es dir unmöglich ist, ihr die kleinste Gnade, um die sie dich bittet, abzuschlagen.

Es ist also dein heiligster Wille, daß wir ein vollkommenes Vertrauen auf die Verdienste Jesu und auf die Vermittlung Mariens setzen; aber dies Vertrauen ist eine Gnade, und zwar eine große Gnade, die du nur denen gewährest, die du selig machen willst. Ich bitte dich also, mein Gott, gib mir dies Vertrauen auf das Blut Jesu und auf die Fürsprache Mariens; ich bitte dich darum durch die Verdienste Jesu und Mariens.

Ich wende mich an dich, mein liebenswürdigster Erlöser! Du hast für mich, den Strafwürdigen, um mir dies Vertrauen einflößen zu können, am Kreuze sterben wollen; so bewirke denn auch, daß ich eine grenzenlose Hoffnung, ein wahres Vertrauen auf die durch dein Leiden erworbenen Verdienste erlange.

Und du, meine Mutter Maria, die du nach Jesus Christus meine Hoffnung bist, erbitte mir ein festes Vertrauen auf die Verdienste deines Sohnes und auf deine mächtige Fürbitte, die bei Gott alles vermag.

Geliebter Jesus, süße Mutter Maria, ich vertraue auf euch, euch übergebe ich meine Seele, ihr habt mich so sehr geliebt, erbarmet euch meiner, rettet mich!

2. Um Verzeihung der Sünden

Oh leidender Heiland, siehe mich hier zu deinen Füßen, schaue an dein elendes Geschöpf, das in Demut und Reue sich dir naht. Habe Erbarmen, oh Herr, mit mir nach deiner großen Barmherzigkeit, denn ich bin schuldig und meine Sünden waren wider dich gerichtet. Unendlich gütiger Gott, o Jesus, höre auf mein Gebet. Erhöre, liebevoller Vater, meine Bitten, welche ich dir zu Füßen lege. Wende meiner Seele einen gnädigen Blick zu: du bist ja der liebevolle Vater der Menschen; du bist der höchste Richter; du bist der König Himmels und der Erde, du der wahre Wohltäter der Armen.

Komme mir denn zu Hilfe, mein leidender Heiland. Gewähre mir die Gnaden, um die ich dich kniefällig bitte. Dir gehört meine Seele an, weil du sie erschaffen und mit deinem kostbaren Blute erlöset hast; lasse mich, deiner Hände Werk, nicht zugrunde gehen; schaue mich, gütiger Vater, gnädig an und segne mich. Oh Gott der Barmherzigkeit, erbarme dich meiner, verzeihe mir, deinem Kinde; sei nicht strenge mit mir; gib mir Tränen der Reue; verzeihe mir, wie du dem reuigen Schächer verziehen; Blicke vom Himmel auf mich herab und segne mich. — Ich glaube an Gott, den allmächtigen Vater...

Einmal täglich 200 Tage Ablass. Leo XIII, 26. Juni 1894.

II. Von der Opferung bis zum Sanktus

Um Beharrlichkeit im Gebete

Oh Gott meiner Seele, ich habe das Vertrauen, daß ich, durch deine Güte, jetzt in deiner Gnade bin und daß du mir alle Beleidigungen vergeben hast, die ich dir zugefügt habe. Ich danke dir dafür von ganzem Herzen und hoffe dir die ganze Ewigkeit hindurch dafür zu danken. Ich erkenne, daß ich nur deshalb so oft in Sünden gefallen bin, weil ich es versäumt habe, in meinen Versuchungen zu dir meine Zuflucht zu nehmen und dich um die Gnade der Standhaftigkeit zu bitten. Ich nehme mir fest vor, in Zukunft mich immer dir anzuempfehlen, besonders wenn ich mich in Gefahr zur Sünde befinden werde. Ich fasse den Vorsatz, immer deine Barmherzigkeit anzurufen durch die süßen Namen Jesu und Mariä, denn ich bin überzeugt, wenn ich bete, wirst du mir niemals die Kraft versagen, deren ich bedarf, um meinen Feinden zu widerstehen. Allein, oh mein Gott, wozu werden mir alle diese Vorsätze und Versprechungen nützen, wenn du mir nicht mit deiner Gnade beistehst, sie ins Werk zu setzen und in allen Gefahren deine Hilfe anzurufen? So hilf mir denn, himmlischer Vater, hilf mir um der Liebe Jesu Christi willen. Lass nicht zu, daß ich es jemals versäume, mich dir anzuempfehlen, wenn ich versucht werde. Ich bin deines Beistandes gewiss, sooft ich darum bitte; aber ich fürchte, daß ich nicht darauf bedacht sein werde, mich dir in der Not zu empfehlen. Diese Vernachlässigung meinerseits kann sodann die Ursache meines Unglückes werden, nämlich des Verlustes deiner Gnade, und das ist ja das größte Unglück, welches mir zustoßen kann. Oh Herr, ich bitte dich um der Verdienste Jesu Christi willen, verleihe mir die Gnade des Gebetes, aber eine reichliche Gnade, die mich antreibe, immerfort zu beten und gut zu beten.

Oh Maria, meine Mutter, so oft ich dich angerufen habe, hast du mir die notwendige Hilfe erlangt, um nicht zu fallen; so erlange mir denn auch die noch größere Gnade, daß ich mich allzeit in all meinen Nöten deinem göttlichen Sohne und dir anempfehle. Oh meine Königin, Gott gewährt dir alles, um was du ihn bittest; darum beschwöre ich dich um deiner Liebe zu Jesu Christo willen, erflehe mir die Gnade, die ich von dir begehre: oft und gern zu beten und nicht aufzuhören zu beten bis zu meinem Tode. Amen.

III. Vom Sanktus bis zur Kommunion

Allgemeines Bittgebet

Ewiger Vater, dein göttlicher Sohn hat uns die Verheißung gegeben, du werdest uns keine Gnade versagen, um die wir dich in seinem Namen bitten werden. Im Namen Jesu Christi und um seiner Verdienste willen bitte ich dich also für mich und für alle Menschen um folgende Gnaden:

Verleihe mir erstens einen lebendigen Glauben an alles, was die heilige katholische Kirche mich lehrt. Erleuchte mich zugleich mit deinem göttlichen Lichte, damit ich die Eitelkeit aller irdischen Dinge und die Erhabenheit deiner göttlichen Majestät recht erkenne; lass mich die Bosheit meiner begangenen Sünden einsehen, mich ihretwegen demütigen und sie nach Gebühr verabscheuen, damit ich deine Güte nach ihrem ganzen Werte schätzen lerne und dich vom Grunde meines Herzens liebe; lass mich endlich die Größe der Liebe erkennen, die du mir erwiesen hast, damit ich von jetzt an bestrebt sei, mich für diese Liebe erkenntlich zu zeigen.

Gib mir zweitens das feste Vertrauen, durch die Verdienste Jesu Christi und die Fürsprache Mariens von Deiner Barmherzigkeit die Verzeihung meiner Sünden, die heilige Beharrlichkeit und schließlich die himmlische Glorie zu erlangen.

Schenke mir drittens eine große Liebe zu dir, eine Liebe, die mich von mir selbst und von allen irdischen Neigungen dergestalt losschält, daß ich nichts anderes mehr liebe, als dich, und nichts anderes mehr wünsche und suche als deine Ehre.

Verleihe mir viertens eine völlige Ergebung in deinen heiligen Willen, damit ich Schmerz, Krankheit, Verachtung, Verfolgung, Geistesdürre, Verlust der Ehre, der Güter oder der Verwandten, mit einem Worte jede Prüfung, die du mir schickst, mit Gleichmut ertrage. Ich bringe mich selbst dir ganz und gar zum Opfer. Verfüge über mich und über all mein Eigentum, wie es dir gefällt, nur gib mir Licht und Kraft, um deinen heiligen Willen in seinem ganzen Umfange zu erfüllen. Verleihe mir besonders in meiner Todesstunde die Gnade, dir mein Leben mit bereitwilligem Herzen aufzuopfern; lass mich dieses Opfer mit jenem großen Opfer vereinigen, das dir dein Sohn Jesus Christus mit seinem Leben am Stamme des Kreuzes dargebracht hat.

Ich bitte dich fünftens um eine große Reue über meine Sünden. Gib, daß ich bis an mein Lebensende unablässig die Beleidigungen beweine, die ich dir, dem höchsten und liebenswürdigsten Gute und meinem größten Wohltäter, zugefügt habe.

Verleihe mir sechstens den Geist der wahren Demut und Sanftmut, damit ich allen Undank, alle Verachtung und üble Behandlung, welche ich von den Menschen erleiden werde, mit ruhigem Gemüte, ja, mit Freuden ertrage. Gib mir zugleich eine vollkommene Nächstenliebe, sodass ich allen, die mir Böses getan, gutes Wünsche und immer darauf bedacht sei, meinen Beleidigern Wohltaten zu erweisen, indem ich wenigstens für sie bete.

Ich bitte dich siebentens um eine große Liebe zur heiligen Abtötung, damit ich meine widerspenstigen Sinne unterjoche und beständig gegen meine Eigenliebe ankämpfe. Hilf mir zugleich die heilige Reinheit des Leibes bewahren. Gib mir zu dem Ende die Gnade, in allen unreinen Versuchungen zu dir und zu deiner heiligen Mutter meine Zuflucht zu nehmen und mit deiner Hilfe den Sieg über meine Feinde davonzutragen. Gib, daß ich pünktlich allen Befehlen meines geistlichen Führers und meiner Vorgesetzten gehorche. Mache, daß ich bei allem, was ich tue und wünsche, nur deine Ehre und dein Wohlgefallen im Auge habe. Verleihe mir die Gnade eines großen Vertrauens auf das Leiden Christi und auf die Fürbitte der unbefleckten Jungfrau Maria. Gib mir eine große Liebe zum heiligsten Alltarssakramente und eine zärtliche Andacht zu deiner heiligen Mutter. Vor allem aber bitte ich dich um die heilige Beharrlichkeit sowie um die Gnade, beständig um sie zu beten, besonders im Augenblicke der Versuchung und in der Todesstunde.

Ich empfehle dir ferner die armen Seelen im Fegfeuer, sowie auch alle meine Verwandten und Wohltäter. In besonderer Weise empfehle ich dir aber jene, die mich hassen oder mich irgendwie beleidigt haben; ich bitte dich, ihnen alles Böse, das sie mir wünschen oder mir zugefügt haben, mit Gutem zu vergelten. Ich empfehle dir endlich auch die Ungläubigen, die Irrgläubigen und alle armen Sünder; gib ihnen Licht und Kraft, damit sie aus dem Elend ihrer Sünden sich erheben. Liebenswürdigster Gott, bewirke, daß du von allen gekannt und geliebt werdest, besonders aber von mir, der ich undankbarer gegen dich gewesen bin, als alle andern. Gib, daß mir dereinst das Glück zuteil werde, deine Barmherzigkeit ewig im Himmel zu preisen. Diese Gnade erwarte ich zuversichtlich, gestützt auf die Verdienste Jesu Christi und den Schutz Mariens. Oh Maria, Mutter Gottes, bitte Jesum für mich.

IV. Von der Kommunion bis zum Schluss

Um die Liebe zu Jesus Christus

Oh mein gekreuzigter Jesus, ich bekenne, daß du wahrhaft der Sohn Gottes, daß du mein Erlöser bist.

Ich bete dich an und danke dir, daß du für mich hast sterben wollen.

Siehe, nichts schmerzt mich mehr, als daß ich dich beleidigt habe. Ich begehre nichts anderes als deine Liebe. Du hast versprochen, daß du den erhören wollest, der dich anruft; ich bitte dich, mir um deines schmerzvollen Leidens willen deine heilige Liebe zu schenken.

Ziehe mein Herz zu dir; gib, daß ich von heute an dich aus allen meinen Kräften liebe, daß ich nichts liebe als dich allein hienieden und die ganze Ewigkeit hindurch. Armen.

Um einen seligen Tod

Mein Jesus, durch die drei Stunden der qualvollsten Todesart, die deinem Tode am Kreuze vorhergingen, gib mir die Gnade, daß ich aus Liebe zu dir alle Leiden, die meinen Tod begleiten werden, mit Ergebung ertrage möge.

Mein Jesus, durch den furchtbaren Schmerz, den du empfunden, als deine heilige Seele sich von deinem anbetungswürdigen Leibe trennte, gib, daß ich im Augenblicke meines Todes dir meine Leiden mit einem Akte vollkommene Reue aufopfere, um dich sodann im Himmel von Angesicht zu Angesicht zu schauen und dich aus allen Kräften die ganze Ewigkeit hindurch zu lieben.

Und du, o heilige Jungfrau Maria, meine Mutter, durch das Schwert des Schmerzes, das dein Herz durchbohrte, als du deinen vielgeliebten Sohn das Haupt neigen und sterben sahest, bitte ich dich, du wollest mir beistehen in meiner letzten Stunde, damit ich dich im Himmel preisen und dir ewiglich danken könne für alle Wohltaten, die du mir von Gott erlangt haben wirst. Amen.

Zum Schluss der heiligen Messe

Für die Verstorbenen

Süßester Jesus, durch den blutigen Schweiß, den du im Garten Gethsemane vergossen, erbarme dich der armen Seelen im Fegfeuer! — Erbarme dich ihrer, o Herr, erbarme dich ihrer!

Süßester Jesus, durch die Schmerzen, die du in deiner grausamen Geißelung erlitten hast, erbarme dich der armen Seelen im Fegfeuer! — Erbarme dich ihrer, o Herr, erbarme dich ihrer!

Süßester Jesus, durch jene Schmerzen, die du bei deiner peinlichsten Dornenkrönung empfandest, erbarme dich der armen Seelen im Fegfeuer! — Erbarme dich ihrer, o Herr, erbarme dich ihrer!

Süßester Jesus, durch jene Schmerzen, die du am Kreuze auf dem Kalvarienberge erduldet hast, erbarme dich der armen Seelen im Fegfeuer! — Erbarme dich ihrer, o Herr, erbarme dich ihrer!

Süßester Jesus, durch die Schmerzen, die du bei deiner grausamen Kreuzigung erlittest, erbarme dich der armen Seelen im Fegfeuer! — Erbarme dich ihrer, o Herr, erbarme dich ihrer!

Süßester Jesus, durch jene Schmerzen, die du in deinem bittersten Todeskampfe am Kreuze empfandest, erbarme dich der armen Seelen im Fegfeuer! — Erbarme dich ihrer, o Herr, erbarme dich ihrer!

Süßester Jesus, durch jenen unermesslichen Schmerz, den du erlittest, als deine gebenedeite Seele von deinem heiligen Leibe schied, erbarme dich der armen Seelen im Fegfeuer! — Erbarme dich ihrer, o Herr, erbarme dich ihrer!

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Ihr heiligen Seelen im Fegfeuer, wir haben jetzt für euch gebetet; da ihr aber von Gott so sehr geliebt werdet und völlig sicher seid, ihn nie mehr zu verlieren, so bittet nun auch für uns Armselige, die wir noch immer in Gefahr sind, Gott für die ganze Ewigkeit zu verlieren und zugrunde zu gehen.

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