Gebete zur allerseligsten Jungfrau

für jeden Tag in der Woche 1)

(Vom heiligen Alfonsus)

1) Für jeden Tag 300 Tage Ablass. Pius VII., 21. Juni 1808

 

Für den Sonntag

Gebet um Verzeihung der Sünden

Siehe zu deinen Füßen, oh Mutter Gottes, einen armseligen Sünder, der zu dir seine Zuflucht nimmt und auf dich sein Vertrauen setzt. Ich verdiene nicht, daß du mich auch nur eines Blickes würdigest, allein ich kenne dein großes Verlangen, den Sündern beizustehen, weil dein Sohn den Tod erlitten hat, um sie selig zu machen. Mutter der Barmherzigkeit, siehe mein Elend an und erbarme dich meiner. Ich höre, wie alle dich nennen die Zuflucht der Sünder, die Hoffnung der Verzweifelten, die Hilfe der Verlassenen: du sei denn auch meine Zuflucht, meine Hoffnung, meine Hilfe. An dir ist es, mich durch deine Fürsprache zu retten. Steh mir bei um der Liebe Jesu Christi willen; reiche deine Hand einem armen Gefallenen, der sich dir empfiehlt. Ich weiß, daß es dir ein Trost ist, wenn du einem Sünder helfen kannst: so hilft mir denn jetzt, wo du mir zu helfen vermagst. Ich habe durch meine Sünden die Gnade Gottes und meine Seele verloren. Jetzt aber übergebe ich mich deinen Händen; sage mir, was ich tun muss, um die Gnade Gottes wiederzuerlangen, ich will es unverzüglich tun. Gott weist mich an dich, damit du mir helfest; er will, daß ich zu deiner Barmherzigkeit meine Zuflucht nehme, damit nicht allein die Verdienste deines Sohnes, sondern auch deine Fürbitten mir helfen, selig zu werden. Zu dir also flehe ich. Bitte Jesum für mich! Zeige an mir, welche Wohltaten du denen erweisest, die auf dich vertrauen. So hoffe ich, so sei es. Amen.

Drei Gegrüßet seist du Maria.

 

Für den Montag

Gebet um die Gnade der Beharrlichkeit

Königin des Himmels, Maria, früher bin ich ein Sklave des bösen Feindes gewesen; jetzt aber weihe ich mich für immer deinem Dienste, ich bringe mich dir dar, um dich mein ganzes Leben lang zu verehren und dir zu dienen. Nimm mich also zu deinem Diener an und weise mich nicht zurück, wie ich es verdiente. Meine Mutter, auf dich habe ich alle meine Hoffnung gesetzt. Ich preise Gott und sage ihm Dank, daß er mir in seiner Barmherzigkeit dieses Vertrauen auf dich verliehen hat. Es ist wahr, ich bin früher auf elende Weise in die Sünde gefallen; zwar hoffe ich durch die Verdienste Jesu Christi und deine Fürbitte schon Vergebung erlangt zu haben, allein dieses genügt mir noch nicht. Ein Gedanke betrübt mich noch, oh meine Mutter, nämlich, daß ich die Gnade von neuem verlieren kann. Die Gefahren dauern fort, die Feinde schlafen nicht, und neue Versuchungen werden mich bedrängen. Beschütze mich also, meine Gebieterin, steh mir bei in den Angriffen der Hölle und lass nicht zu, daß ich von neuem sündige und deinen göttlichen Sohn Jesus beleidige. Nein, nie geschehe es, daß ich meine Seele, den Himmel und Gott neuerdings verliere. Dieses ist die Gnade, oh Maria, die ich wünsche, die ich verlange, die du mir erbitten musst. So hoffe ich es.

Drei Gegrüßet seist du Maria.

 

Für den Dienstag

Gebet um einen glückseligen Tod

Heiligste Jungfrau Maria, Mutter der Güte und Barmherzigkeit! Schrecken und Verwirrung ergreift mich, wenn ich meine Sünden betrachte und an die Stunde meines Todes denke. Meine süßeste Mutter, auf dem Blute Jesu Christi und auf deine Fürbitte beruhen alle meine Hoffnungen. Trösterin der Betrübten, verlass mich dann nicht und säume nicht, mich in dieser großen Betrübnis zu trösten. Wenn mich jetzt schon die Vorwürfe über die begangenen Sünden, die Unsicherheit der erhaltenen Vergebung, die Gefahr des Rückfalles und die Strenge der göttlichen Gerechtigkeit so sehr ängstigen, was wird es erst dann sein? Ach, meine Gebieterin, erwirke mir, bevor die Stunde meines Todes gekommen, großen Reueschmerz über meine Sünden, wahre Besserung des Lebens und standhafte Treue gegen Gott für die noch übrige Lebenszeit. Und wenn endlich meine Todesstunde gekommen ist, dann, oh Maria, meine Hoffnung, steh mir bei in den großen Ängsten, die mich überfallen werden, stärke mich, daß ich bei dem Anblick meiner Sünden, die der böse Feind mir vor Augen stellen wird, nicht verzweifle. Erbitte mir dann die Gnade, dich beständig anzurufen, damit ich, mit deinem süßesten Namen und dem deines heiligsten Sohnes auf den Lippen, meinen Geist aufgebe. Dieses ist die Gnade, die du so vielen deiner Verehrer erwiesen hast. Diese verlange auch ich, diese hoffe auch ich. Amen.

Drei Gegrüßet seist du Maria.

 

Für den Mittwoch

Gebet um Bewahrung vor der Hölle

Heiligste Mutter Gottes, Maria, wie oft habe ich für meine Sünden die Hölle verdient! Vielleicht wäre mein Verdammungsurteil schon nach meiner ersten Sünde vollzogen worden, wenn nicht du, oh gütige Mutter, die göttliche Gerechtigkeit aufgehalten, meine Herzenshärte besiegt und mich zu dem Vertrauen auf dich angeregt hättest. Und in wie viele andere Vergehungen wäre ich nicht vielleicht bei den Gefahren, die mich umgeben, gefallen, wenn du, liebreichste Mutter, durch die mir erwirkten Gnaden mich nicht bewahrt hättest! Aber, meine Königin, was wird deine Barmherzigkeit, was werden mir alle die Gnaden helfen, die du mir erwiesen hast, wenn ich nicht am Ende doch noch ins Verderben stürze? Wenn es eine Zeit gab, wo ich dich nicht liebte, so liebe ich dich jetzt nach Gott über alles. So lass denn nicht zu, daß ich mich von dir und von meinem Gott, der mir durch deine Vermittlung so große Barmherzigkeit erzeigt hat, von neuem abwende. Gib nicht zu, daß ich dich in der Hölle für immer hassen und verwünschen müsste. Würdest du es ertragen können, einen deiner Diener, der dich liebte, verdammt zu sehen? Oh Maria, was erwiderst du mir? Werde ich verloren gehen? Ja, ich werde verloren gehen, wenn ich von dir lasse. Aber wie könnte ich das Herz haben, je wieder von dir zu lassen! Wie könnte ich all die Liebe vergessen, die du zu mir getragen hast! Nein, jener geht nicht zugrunde, der sich beharrlich dir anempfiehlt und zu dir seine Zuflucht nimmt. Meine Mutter, überlass mich nicht meinen eigenen Händen, sonst bin ich verloren. Mache, daß ich immer zu dir meine Zuflucht nehme. Bewahre mich, du meine Hoffnung, vor der Hölle; bewahre mich vor der Sünde, die allein mich zur Hölle verurteilen kann.

Drei Gegrüßet seist du Maria.

 

Für den Donnerstag

Gebet, um in den Himmel zu kommen

Königin des Himmels, die du über alle Chöre der Engel erhoben bist und Gott am nächsten thronst, ich armer Sünder grüße dich aus diesem Jammertale. Ich bitte dich, deine mitleidigen Augen auf mich zu richten. Bedenke, oh Maria, in wie vielen Gefahren, den Himmel und Gott zu verlieren, meine Seele schwebt und schweben wird, solange ich auf dieser Welt zu leben habe. Auf dich, meine Gebieterin, habe ich alle meine Hoffnungen gesetzt. Ich liebe dich und verlange danach, dich bald im Himmel zu sehen und zu preisen. Ach, Maria, wann wird der Tag kommen, an welchem ich mich gerettet zu deinen Füßen sehen werde? Wann werde ich jene Hand küssen dürfen, die mir so viele Gnaden gespendet hat? Es ist wahr, meine Mutter, ich bin während meines Lebens sehr undankbar gegen dich gewesen, aber wenn ich in den Himmel komme, werde ich dort jeden Augenblick die ganze Ewigkeit hindurch dich lieben und meinen Undank durch Lob und Dank ohne Ende ersetzen. Ich danke Gott, daß er mir ein solches Vertrauen auf das Blut Jesu Christi und auf deine mächtige Fürbitte verliehen hat. Deine wahren Verehrer haben so zuversichtlich auf dich gehofft; keiner aus ihnen ist in seiner Hoffnung getäuscht worden; mir wird es auch nicht widerfahren. Oh Maria, bitte deinen Sohn Jesus, wie auch ich ihn durch die Verdienste seines Leidens bitte, daß er diese meine Hoffnung stärken und immerfort vermehren wolle.

Drei Gegrüßet seist du Maria.

 

Für den Freitag

Gebet um die Liebe zu Jesus und Maria

Oh Maria, du bist das edelste, erhabenste, reinste, schönste und heiligste unter allen Geschöpfen. Möchten doch alle dich kennen, meine Gebieterin, und dich lieben, wie du es verdienst. Mein Trost ist, daß so viele Selige im Himmel und so viele Gerechte auf Erden leben, die von Liebe zu deiner Schönheit und Güte erfüllt sind. Vor allem erfreue ich mich, daß Gott selbst dich mehr liebt, als alle Engel und Menschen zusammen. Meine liebenswürdigste Königen, auch ich elender Sünder liebe dich, aber ich liebe dich viel zu wenig. Ich sehne mich, dich viel mehr und zärtlicher zu lieben. Dieses musst du mir erbitten, weil die Liebe zu dir ein großes Zeichen der Auserwählung und eine Gnade ist, die Gott nur denen verleiht, die er selig machen will.

Ferner sehe ich, meine Mutter, wie sehr ich verpflichtet bin, deinen Sohn zu lieben; er verdient ja eine unendliche Liebe. Du wünschest nichts sehnlicher, als ihn geliebt zu sehen: dir steht es also zu, mir diese Gnade einer großen Liebe zu Jesus Christus zu erbitten. Du erlangst von ihm alles, was du willst; so erlange mir denn diese Gnade. Ich suche nicht die Güter dieser Welt, nicht Ehren, noch Reichtum, sondern nur das, was dein Herz am sehnlichsten verlangt: meinen Gott, und ihn allein zu lieben. Ist es möglich, daß du mir nicht beistehen solltest in einem Begehren, daß dir so sehr gefällt? Nein, schon stehst du mir bei, schon bittest du für mich. Bitte, bitte, oh Maria, und lass nicht ab, für mich zu bitten, bis du mich im Himmel siehst, wo ich sicher sein werde, meinen Gott, sowie auch dich, meine teuerste Mutter, immerfort zu lieben. Amen.

Drei Gegrüßet seist du Maria.

 

Für den Samstag

Gebet um den besondern Schutz der allerseligsten Jungfrau

Meine heiligste Mutter, ich sehe die Gnaden, die du mir erfleht hast, und ich sehe zugleich den Undank, mit welchem ich sie erwidert habe. Der Undankbare ist nicht würdig, neue Gnaden zu empfangen; aber ich will deswegen auf deine Barmherzigkeit kein Misstrauen setzen. Meine große Fürsprecherin, erbarme dich meiner. Du bist die Ausspenderin aller Gnaden, die Gott uns Elenden verleiht; er hat dich deswegen so mächtig, so reich und so gütig gemacht, damit du uns beistehest. Ich will selig werden. In deine Hände lege ich also mein ewiges Heil, dir übergebe ich meine Seele. Ich wünsche, unter die Zahl deiner ganz besonderen Diener aufgenommen zu werden: weise mich nicht zurück. Du gehst umher, die Elenden aufzusuchen, um ihnen zu helfen: so verlass denn nicht einen armseligen Sünder, der zu dir seine Zuflucht nimmt. Lege bei deinem Sohne Fürsprache für mich ein. Er gewährt dir alles, was du von ihm begehrst. Nimm mich unter deinen Schutz, das genügt mir, denn wenn du mich beschützest, fürchte ich nichts. Ich fürchte nichts von meinen Sünden, weil du mir, wie ich hoffe, die Verzeihung derselben von Gott erwirken wirst; nichts von den höllischen Geistern, weil du mächtiger bist, als die ganze Hölle; ja, ich fürchte selbst nicht meinen Richter Jesus Christus, weil eine einzige Bitte, die du für mich einlegst, ihn versöhnen wird. Beschütze mich also, meine Mutter, erwirke mir die Verzeihung meiner Sünden, die Liebe zu Jesus, die heilige Beharrlichkeit, einen guten Tod und endlich die ewige Seligkeit des Himmels. Es ist wohl wahr, daß ich diese Gnaden nicht verdiene; allein wenn du sie für mich von dem Herrn begehrst, werde ich sie dennoch erhalten. Bitte also Jesum für mich! Oh Maria, meine Königin, auf dich hoffe und vertraue ich; in dieser Hoffnung will ich ruhen, mit ihr will ich leben und sterben. Amen.

Drei Gegrüßet seist du Maria.