Das Credo des Heiligen Athanasius
Am 2. Mai 373 starb Athanasius von Alexandrien, ein Kirchenlehrer, der mutig die Arianer bekämpfte, das Credo mit verfasste und auf den der Kanon des Neuen Testaments zurückgeht. Gastbeitrag von Pirmin Hageböck Freiburg (kath.net) Athanasius (griechisch der Unsterbliche) wurde um 295 n. Chr. im ägyptischen Alexandrien, eine Stadt, die Alexander der Große 331 v. Chr. gegründet hatte und wegen ihrer großen Bibliothek als eine Stadt der antiken Gelehrten galt, geboren. Doch waren dies keine ruhigen Zeiten für die Christenheit, denn Diokletian († 305 n. Chr.), der Kaiser Roms, führte eine der größten Christenverfolgungen der Geschichte durch.
Da Athanasius in diesen stürmischen Zeiten aufwuchs und wie alle Christen verfolgt wurde, festigte sich sein Glaube, denn er war bereit für ihn zu kämpfen und zu leiden. Aus unbekannten Gründen schickten ihn seine Eltern in eine gute Ausbildung bei den Wüstenvätern unter der Leitung des Hl. Antonius des Großen, bei denen er sich im Opfern, Beten und der Selbstdisziplin übte. Wegen seines Predigertalents - er zitierte oft aus der Bibel aber auch von griechischen Philosophen - nahm ihn der heilige Bischof Alexander von Alexandrien als Geheimsekretär auf.
Mittlerweile war Konstantin der Große der Kaiser des römischen Reiches geworden und hatte unter der Standarte des Kreuzes seinen heidnischen Gegner Maxentius besiegt und das Christentum zur Staatsreligion gemacht. Doch der Teufel ließ nicht nach und schickte bald darauf einen neuen Feind, diesmal aber aus kirchlichen Kreisen: Arius, ein Presbyter aus Alexandrien, trat mit der Irrlehre auf, dass Jesus nicht gleichgestellt mit dem Vater und nicht Gott sei. Sofort trat Bischof Alexander gegen die Irrlehre auf. Aber Arius fand schnell viele Anhänger nicht nur im Volk, sondern auch bei den Hirten der Kirche. Deshalb berief der Kaiser 325 n. Chr. das I. Ökumenische Konzil, nämlich das Konzil von Nizäa, an dem auch Bischof Alexander mit seinem Sekretär Athanasius teilnahm, um die Verwirrung zu beenden. Da Papst Silvester I. selbst nicht anwesend sein konnte, schickte er Bischof Ossius von Córdoba (Spanien) als seinen Vertreter nach Nizäa, dem heutigen Iznik (Türkei), welches ca. drei Stunden vom heutigen Istanbul entfernt ist. Dort wurde das Nizänische Glaubensbekenntnis formuliert, welches ganz deutlich aufzeigt, dass Jesus Christus die zweite göttliche Person ist und jene verurteilt, die dies leugnen: „Diejenigen aber, die da sagen, es habe eine Zeit gegeben, da der Sohn Gottes nicht war, und er sei nicht gewesen, bevor er gezeugt wurde, und er sei aus nichts geworden oder aus einer anderen Substanz oder Wesenheit, oder der Sohn Gottes sei wandelbar oder veränderlich, diese schließt die apostolische und katholische Kirche aus.“ Einer der Verfasser des Textes war Athanasius von Alexandrien.
Nun verlor Arius nach und nach seinen Einfluss. Doch schmeichelte sich beim Kaiser ein. Er hatte Erfolg und Konstantin unterstützte den Arianismus. Mittlerweile war Athanasius, Bischof von Alexandrien, der eifrigste Prediger des Morgenlandes wider die Arianer geworden. Deshalb war er bei diesen verhasst und wurde von ihnen verfolgt. Weil er mit großem Eifer predigte, wurden er von den Irrlehrern wegen Dingen angeklagt, die er nicht gemacht hatte (Mord, Tyrannisieren der Kirche…). Beim Gericht waren Arianer seine Richter und seine Verteidiger wurden eingesperrt. So wurde er am 7. November 335 n. Chr. vom Kaiser nach Trier verbannt, wo er ein guter Freund Konstantins II. wurde, dem ältesten Sohn Konstantins des Großen, der von dort aus Gallien regierte. Außerdem verbrüderte er sich mit dem Hl. Bischof Maximin von Trier. Zwei Jahre darauf (337 n. Chr.) starb Konstantin der Große und seine drei Söhne einigten sich darauf, die verbannten Bischöfe in ihre Heimat zurückzulassen. Groß war die Freude der Alexandriner, als sie ihren geliebten Hirten wieder hatten. Allerdings währte sie nur kurz, denn 340 n. Chr. wurde er wieder gezwungen, sein Bistum zu verlassen. Konstantin II. war mittlerweile gestorben und sein Bruder Constans nun Alleinherrscher im Westen. Der dritte Bruder, Constantius II., war Arianer; er beherrschte den Osten des Reichs ließ Athanasius solange nach Rom verbannen, bis sein Bruder Constans ihm den Bürgerkrieg drohte, falls er diesen nicht freilasse. In Rom lernte Athanasius den neuen Papst Julian I. kennen, den er bald darauf zum Freund gewann. Erst nach den Drohungen seines Bruders ließ Constantius den hl. Athanasius 346 n. Chr. in seine Bischofsstadt.
Obwohl er soviel für seinen Glauben gelitten hatte, ließ sich Athanasius nicht einschüchtern, sondern trat noch eifriger für Jesus Christus ein. Deshalb wurde er 356 n. Chr. von Kaiser Constantius II. abermals verbannt (sein rechtgläubiger Bruder Constans war bereits gestorben). Diesmal floh Athanasius vor der Vertreibung zu den Wüstenvätern. Dort verfasste er seine berühmten Schriften über Göttlichkeit Jesu, außerdem schrieb er eine Biographie über seinen Lehrer Antonius, Erklärungen der Psalmen und Briefe an Freunde und Bischöfe. Diesen Hirten fühlte er sich als Patriach von Ägypten in der Pflicht. Einige von Athanasius Werken übersetzte der selige John Henry Newman später ins Englische.
361 n. Chr. konnte Athanasius wieder zurückkehren, wurde aber sofort wieder verbannt. Erst am 8. Februar 362 holte ihn der neue Kaiser Julian zurück. Er war Heide und lies ihn nur deshalb zurückkommen, um die innerkirchlichen Streitigkeiten fortzuführen und hoffte dadurch die Christenheit zu vernichten. Doch sein Plan ging nicht auf und die Kirche blühte wieder auf. Schließlich schickte der Kaiser ihn 365 n. Chr. wieder ins Exil. Ein Jahr später konnte Athanasius aber wieder zurückkehren, da Jovian, ein christlicher Kaiser, ihn zurückließ. Am 2. Mai 373 starb Athanasius im Alter von 78 Jahren. 15 Jahre seines Lebens hatte er im Exil verbracht; fünfmal war er insgesamt in Verbannung geschickt worden. Schon zu seiner Zeit wurde er „Säule der Kirche“ genannt.
Athanasius stellte den Kanon des Neuen Testaments zusammen, der nach seinem Tod von der Kirche für verbindlich erklärt wurde. Er formulierte außerdem das Athanasische Glaubensbekenntnis, das zusammen mit dem Nicäno-Konstantinopolitanum und dem Apostolischen Glaubensbekenntnis das wichtigste Bekenntnis der katholischen Kirche ist. Papst Pius V. erklärte Athanasius 1568 zum Kirchenlehrer und zu einem der vier morgenländischen Kirchenväter.
„Durch den Geist haben wir an Gott teil. Dadurch, dass wir am Geist teilhaben, werden wir der göttlichen Natur teilhaftig ... Deswegen sind die, in denen der Geist wohnt, vergöttlicht" (Athanasius, ep. Serap. 1,24).
Das Glaubensbekenntnis des hl. Athanasius von Alexandrien
Latein
Deutsche Übersetzung
(nach dem Liber Usualis)
„Quicumque vult salvus esse,
ante omnia opus est, ut teneat catholicam fidem:
Quam nisi quisque integram inviolatamque servaverit,
absque dubio in aeternum peribit.
Fides autem catholica haec est:
ut unum Deum in Trinitate,
et Trinitatem in unitate veneremur:
Neque confundentes personas,
neque substantiam separantes.
Alia est enim persona Patris, alia Filii,
alia Spiritus Sancti.
Sed Patris, et Filii, et Spiritus Sancti una est divinitas,
aequalis gloria, coeterna maiestas.
Qualis Pater, talis Filius,
talis Spiritus Sanctus.
Increatus Pater, increatus Filius,
increatus Spiritus Sanctus.
Immensus Pater, immensus Filius,
immensus Spiritus Sanctus.
Aeternus Pater, aeternus Filius,
aeternus Spiritus Sanctus.
Et tamen non tres aeterni,
sed unus aeternus.
Sicut non tres increati, nec tres immensi,
sed unus increatus, et unus immensus.
Similiter omnipotens Pater, omnipotens Filius,
omnipotens Spiritus Sanctus.
Et tamen non tres omnipotentes,
sed unus omnipotens.
Ita Deus Pater, Deus Filius,
Deus Spiritus Sanctus.
Et tamen non tres Dii,
sed unus est Deus.
Ita Dominus Pater, Dominus Filius,
Dominus Spiritus Sanctus.
Et tamen non tres Domini,
sed unus est Dominus.
Quia sicut singillatim unamquamque personam Deum ac Dominum confiteri christiana veritate compellimur:
ita tres Deos aut Dominos dicere catholica religione prohibemur.
Pater a nullo est factus:
nec creatus, nec genitus.
Filius a Patre solo est:
non factus, nec creatus, sed genitus.
Spiritus Sanctus a Patre et Filio:
non factus, nec creatus, nec genitus, sed procedens.
Unus ergo Pater, non tres Patres:
unus Filius, non tres Filii:
unus Spiritus Sanctus, non tres Spiritus Sancti.
Et in hac Trinitate nihil prius aut posterius,
nihil maius aut minus:
sed totae tres personae coaeternae sibi sunt et coaequales.
Ita ut per omnia, sicut iam supra dictum est,
et unitas in Trinitate,
et Trinitas in unitate veneranda sit.
Qui vult ergo salvus esse,
ita de Trinitate sentiat.
Sed necessarium est ad aeternam salutem,
ut Incarnationem quoque Domini nostri Iesu Christi fideliter credat.
Est ergo fides recta, ut credamus et confiteamur,
quia Dominus noster Iesus Christus Dei Filius,
Deus et homo est.
Deus est ex substantia Patris ante saecula genitus:
et homo est ex substantia matris in saeculo natus.
Perfectus Deus, perfectus homo:
ex anima rationali et humana carne subsistens.
Aequalis Patri secundum divinitatem:
minor Patre secundum humanitatem.
Qui, licet Deus sit et homo,
non duo tamen, sed unus est Christus:
Unus autem non conversione divinitatis in carnem,
sed assumptione humanitatis in Deum:
Unus omnino non confusione substantiae,
sed unitate personae.
Nam sicut anima rationalis et caro unus est homo:
ita Deus et homo unus est Christus.
Qui passus est pro salute nostra, descendit ad inferos:
tertia die resurrexit a mortuis.
Ascendit ad caelos, sedet ad dexteram Dei Patris omnipotentis:
inde venturus est iudicare vivos et mortuos.
Ad cuius adventum omnes homines resurgere habent cum corporibus suis:
et reddituri sunt de factis propriis rationem.
Et qui bona egerunt, ibunt in vitam aeternam:
qui vero mala, in ignem aeternum.
Haec est fides catholica,
quam nisi quisque fideliter firmiterque crediderit,
salvus esse non poterit.“
Das Athanasianische Bekenntnis:
„Jeder, der da selig werden will,
der muss vor allem den katholischen Glauben festhalten.
Jeder, der diesen nicht unversehrt und unverletzt bewahrt,
wird ohne Zweifel auf ewig verloren gehen.
Dies aber ist der katholische Glaube:
Wir verehren den einen Gott in der Dreifaltigkeit
und die Dreifaltigkeit in der Einheit,
ohne Vermischung der Personen
und ohne Trennung der Wesenheit.
Denn eine Person ist die des Vaters, eine andere die des Sohnes;
eine andere die des Heiligen Geistes.
Aber der Vater und der Sohn und der Heilige Geist haben nur eine Gottheit,
die gleiche Herrlichkeit, gleichewige Majestät.
Wie der Vater ist, so ist der Sohn
und so der Heilige Geist:
Ungeschaffen der Vater, ungeschaffen der Sohn,
ungeschaffen der Heilige Geist.
Unermesslich der Vater, unermesslich der Sohn,
unermesslich der Heilige Geist.
Ewig der Vater, ewig der Sohn,
ewig der Heilige Geist.
Und doch sind es nicht drei Ewige,
sondern ein Ewiger,
wie es auch nicht drei Ungeschaffene oder drei Unermessliche sind,
sondern ein Ungeschaffener und ein Unermesslicher.
Ebenso ist allmächtig der Vater, allmächtig der Sohn,
allmächtig der Heilige Geist.
Und doch sind es nicht drei Allmächtige,
sondern ein Allmächtiger.
So ist der Vater Gott, der Sohn Gott,
der Heilige Geist Gott.
Und doch sind es nicht drei Götter,
sondern ein Gott.
So ist der Vater Herr, der Sohn Herr,
der Heilige Geist Herr.
Und doch sind es nicht drei Herren,
sondern ein Herr.
Denn wie uns die christliche Wahrheit zwingt, jede Person einzeln für sich als Gott und als Herrn zu bekennen, so verbietet uns der katholische Glaube, von drei Göttern oder Herren zu sprechen.
Der Vater ist von niemandem gemacht,
weder geschaffen noch gezeugt.
Der Sohn ist vom Vater allein,
nicht geworden noch geschaffen, sondern gezeugt.
Der Heilige Geist ist vom Vater und vom Sohn,
nicht geworden noch geschaffen noch gezeugt, sondern hervorgehend.
Es ist also ein Vater, nicht drei Väter,
ein Sohn, nicht drei Söhne,
ein Heiliger Geist, nicht drei Heilige Geister.
Und in dieser Dreifaltigkeit ist nichts früher oder später,
nichts größer oder kleiner,
sondern alle drei Personen sind einander gleichewig und gleichrangig,
so dass in allem, wie bereits oben gesagt worden ist,
die Einheit in der Dreifaltigkeit
und die Dreifaltigkeit in der Einheit zu verehren ist.
Wer also selig werden will,
soll diese Auffassung von der Dreifaltigkeit haben.
Aber zum ewigen Heil ist es [ferner] nötig,
auch an die Fleischwerdung unseres Herrn Jesus Christus aufrichtig zu glauben.
Der richtige Glaube ist nun dieser: Wir glauben und bekennen,
dass unser Herr Jesus Christus, der Sohn Gottes,
Gott und Mensch ist.
Gott ist er aus der Wesenheit des Vaters, vor den Zeiten gezeugt,
und Mensch ist er aus der Wesenheit der Mutter, in der Zeit geboren.
Vollkommener Gott, vollkommener Mensch,
bestehend aus einer vernünftigen Seele und menschlichem Fleisch.
Dem Vater gleich der Gottheit nach,
geringer als der Vater der Menschheit nach.
Doch obwohl er Gott und Mensch ist,
sind es nicht zwei, sondern ein Christus.
Einer aber nicht dadurch, dass die Gottheit in Fleisch verwandelt worden wäre,
sondern dadurch dass Gott die Menschheit angenommen hat.
Er ist ganz und gar einer nicht durch eine Vermischung der Wesenheit,
sondern durch die Einheit der Person.
Denn wie vernünftige Seele und Fleisch einen Menschen ergeben,
so ergeben Gott und Mensch einen Christus,
Er hat gelitten um unseres Heils willen, ist herabgestiegen zur Unterwelt,
am dritten Tage auferstanden von den Toten,
Er ist aufgestiegen zum Himmel, er sitzt zur Rechten des allmächtigen Vaters,
von wo er kommen wird, um die Lebenden und die Toten zu richten.
Bei seiner Ankunft werden alle Menschen mit ihren Leibern auferstehen
und über ihre Taten Rechenschaft ablegen.
Und die Gutes getan haben, werden ins ewige Leben eingehen,
die hingegen Böses [getan haben], in das ewige Feuer.
Dies ist der katholische Glaube.
Jeder, der ihn nicht aufrichtig und fest glaubt,
kann nicht selig werden.“
Gebrauch in den Kirchen
In der Zeit der Reformation galt das Bekenntnis noch als eines der drei klassischen Glaubensbekenntnisse. Sowohl die Bekenntnisschriften der evangelisch-lutherischen Kirche als auch reformierte Bekenntnisse erkennen seine Autorität an. Trotzdem verwenden heute viele protestantische Gemeinschaften dieses Bekenntnis nicht. Manche erkennen es auch gar nicht mehr an.
In der Gegenwart wird es in der Liturgie der anglikanischen Kirchen verwendet, sowie am Trinitatis-Sonntag in den lutherischen Kirchen. Aus der katholischen Ordnung des Stundengebets, wo es bis zur Liturgiereform an Sonntagen außerhalb der geprägten Zeiten und außer an Hochfesten anstelle eines Psalms gesungen oder gebetet wurde, ist es nach Abschaffung der Prim aus der ordentlichen Form des römischen Ritus verschwunden und wird nur noch im lateinischen Stundengebet der außerordentlichen Form von denen gebraucht, die die Prim beten. In der Handreichung der deutschen römisch-katholischen Bischöfe zur Trinitätstheologie (2006) wird es dementsprechend nicht mehr erläutert. Auch in der jüngeren Theologie und Katechese wird dieses Credo wenig gewürdigt.
https://www.gloria.tv/article/L66wArNUhGsm2h6og7vXDvZ8Q