Der hl. Athanasius und die Glaubenskrise des 4. Jahrhunderts
Ein Konzil verurteilt den Heiligen: 1. Verbannung
Die Häupter der arianischen Partei, die den Kopf des Athanasius wollten, versammelten sich 335 zum Konzil von Tyrus (Libanon), zusammen mit einigen katholischen Bischöfen, die den arianischen Verleumdungen Glauben geschenkt hatten. Die Anwesenheit der manipulierten Katholiken stellte den Erfolg der gegen Athanasius gerichteten Maßnahme sicher.
Ankläger waren schismatische Ägypter und Richter waren die Arianer sowie deren katholische Marionetten. Als Athanasius zusammen mit 49 ägyptischen Bischöfen auf dem Konzil erschien, wurde nur er als Angeklagter zugelassen, seine Gefährten dagegen als „nicht formell eingeladen" zurückgewiesen.
Sie klagten Athanasius folgender politischer und religiöser Verbrechen an:
- er wolle die Menschen in der Hauptstadt aushungern, indem er das für Konstantinopel bestimmte Getreide in Ägypten zurückhalte;
- er habe den Kelch und den Altar des schismatischen Priesters Ischyras zerstört;
- er habe den Bischof Arsenio getötet und mit dessen Leichnam Magie getrieben. Als Beweismittel legten die Arianer der Versammlung die abgeschnittene, getrocknete Hand des Arsenio vor.
Bezüglich des Kelches und des Altares erkannten die zivilen Behörden und auch Ischyras selbst die Unschuld des Athanasius an. Der angeblich Ermordete, der sich nur versteckt hatte, wurde entdeckt und dem Konzil vorgezeigt, mit seinen beiden Händen. Doch die Beweise des Athanasius nützten nichts, denn seine Verurteilung war bereits beschlossen. Der Heilige, beschimpft vom fanatisierten Volk, floh vor der bischöflichen Ungerechtigkeit (der Hafen und die Straßen wurden von den Arianern bewacht) und reiste nach Konstantinopel, um Kaiser Konstantin um Gerechtigkeit zu bitten.
In der Zwischenzeit schickte Eusebius von Nikomedien Bischöfe seiner Partei nach Ägypten zu einer neuerlichen „Untersuchung". Bei dieser wurden jedoch die Augenzeugen und jene Zeugen, die auf der Seite des Athanasius standen, zurückgewiesen. Nach der „Untersuchung" wurde Athanasius durch das Konzil „gemäß den Kanones" verurteilt.
Nachdem der Heilige darauf gedrängt hatte, berief Konstantin die bischöflichen Richter in die Hauptstadt, um ein neues Gerichtsverfahren durchzuführen. Die Irrlehrer brachten voi Konstantin rein politische Anklagen gegen Athanasius vor und erreichten schließlich dessen Verurteilung und Verbannung nach Trier.
Das Konzil von Tyrus wurde später als „Räubersynode" eingestuft. Mit Geschick war es den Arianern gelungen, Athanasius auf der Grundlage einer reinen Disziplinarmaßnahme anzuklagen und zu verurteilen. Niemals haben sie es gewagt, ihn aufgrund dogmatischer Fragen anzugreifen. Dieses „Urteil" verfolgte Athanasius sein ganzes Leben hindurch. Mehrmals wurde ei aufgrund dieses ungerechten Urteils verbannt.
Ende der ersten Verbannung (337)
Nach dem Tode Konstantins im Jahre 337. teilten seine drei Söhne, Konstantin II., Konstans und Konstantius das Reich untereinander und
beschlossen die Rückkehr der Verbannten, Athanasius kehrte im Triumph zurück. Der hl.
Antonius verließ seine Wüste und begab sich nach Alexandrien, um Athanasius zu unterstützen. Auch die ägyptischen Bischöfe unterstützten Athanasius auf dem Konzil von 338, das die Verurteilung vor Tyrus aufhob, wobei es die katholische Positior bestätigte und an den hl. Papst Julius (337-352) unc alle Bischöfe der katholischen Kirche ein Schreiber richtete. Innerhalb kurzer Zeit verwandelte Athanasius Ägypten wiederum in eine Festung des katholischen Glaubens.
Doch der intrigante Eusebius setzte alles daran, Athanasius aus Alexandria zu entfernen unc den gesamten Osten zu beherrschen. Er schickte eine Gesandtschaft nach Rom mit den Dokumenten des Konzils von Tyrus, um Athanasius anzuklagen unc die Anerkennung des Pisto, eines Arianers, ah Bischof von Alexandrien durchzusetzen. Athanasius schickte ebenfalls eine Delegation nach Rom, uir sich zu verteidigen. Bei dem Streitgespräch ir Gegenwart von Papst Julius wurden die arianischen Abgesandten von denen des Athanasius besiegt. Nach ihrer Niederlage in Rom nahmen die Arianer Einfluß auf Kaiser Konstantius, der in Osten regierte, und verurteilten Athanasius 339 auf dem Konzil von Antiochien erneut.
2. Verbannung: Rom (339-346)
In Antiochia weihten die Arianer Gregor von Kappadokien zum Bischof und schickten ihn nach Alexandrien, um die Stelle des Athanasius einzunehmen, der „verurteilt" worden war. Da sie die Rechtmäßigkeit der Entscheidungen der Räubersynode von Tyrus voraussetzten, erforderten es die Regeln der Kirche, dass Klerus und Volk von Alexandrien und die Bischöfe von Ägypten einen Nachfolger für Athanasius wählten, nicht aber die Arianer von außerhalb der Diözese. Gregor wurde daher von den Katholiken als Eindringling betrachtet. Als er in Alexandrien einzog, mußte er von Truppen begleitet werden. Nur wenige Arianer, Juden und Heiden spendeten ihm Beifall. Während der folgenden Tage gab es Aufruhr, Verwundete und Tote. Der Stadtkommandant mußte die Kirchen, eine nach der anderen, den Händen der „athanasianischen" Katholiken entreißen, um sie dem Eindringling zur Verfügung zu stellen. Bevor Athanasius in die Verbannung ging, schrieb er allen katholischen Bischöfen einen Brief, in dem er ihnen mitteilte: „Hier die Komödie, die Eusebius präsentierte! Hier die Intrige, die er seit langem anzettelte, die erfolgreich war dank der Verleumdungen, mit denen er den Kaiser belagerte. Aber das genügte ihm nicht; er will meinen Kopf; er versucht, meine Freunde durch die Drohung mit Verbannung und Tod zu schrecken. Doch das ist kein Grund für mich, mich der Ungerechtigkeit zu beugen. Im Gegenteil! Ich muß mich verteidigen und protestieren gegen die Ungeheuerlichkeit, deren Opfer ich bin.
Wenn zu Euch, während ihr in Euren Kirchen residiert und sie in untadeliger Weise leitet, plötzlich -auf ausdrücklichen Befehl - ein Nachfolger kommt, würdet Ihr dies einfach hinnehmen? Würdet Ihr nicht nach Vergeltung rufen? Nun gut! Es ist der Augenblick gekommen, Euch aufzulehnen aus Angst, dass sich durch Euer Schweigen dieses Übel in kurzer Zeit auf alle Kirchen ausbreitet und sich die Katheder unserer Lehre in Handels- und Wirtschaftsobjekte verwandeln."
Der hl. Athanasius irrte sich nicht: er hatte gesehen, wer der verantwortliche Urheber dieser Missetaten war, und klagte denjenigen Kirchenmann, der dabei den größten Einfluß ausübte, an: Eusebius von Nikomedien.
Dem hl. Athanasius gelang es, die Wachsamkeit, mit der man ihn bewachte, zu täuschen, und ging nach Rom. Dort traf er zahlreiche verbannte Bischöfe. Außerdem machte er die Römer mit dem Leben der Wüstenväter bekannt und verpflanzte so das Mönchsleben nach Europa.
Athanasius wird rehabilitiert
Die Anhänger des Eusebius hatten die Einberufung eines Konzils erbeten. Doch als das Konzil 340 in Rom eröffnet wurde, wollten sie nicht daran teilnehmen, weil es ihnen nicht gelungen war, es zu manipulieren. Auf dem Konzil wurden die Dokumente der Räubersynode von Tyrus einer genauen Untersuchung unterzogen, und Athanasius legte seine Verteidigung dar. Die Teilnehmer erkannten, dass seine Absetzung das Ergebnis übler Machenschaften und die Wahl seines Nachfolgers unter Mißachtung der kanonischen Vorschriften erfolgt war. Das Konzil erklärte die Entscheidungen des „Konzils" von Tyrus für nichtig und rehabilitierte Athanasius und die übrigen Bischöfe, die Opfer der Wut der Irrlehrer geworden waren. Dennoch konnte Athanasius erst im Jahr 346 nach Ägypten zurückkehren.
Die Rache des Eusebius
Eusebius, der sich 339 des Stuhls von Konstantinopel bemächtigt hatte, indem er sich über die Kanones der Kirche hinwegsetzte, betrachtete sich als Papst des Ostens. Auch er organisierte 341 ein Konzil in Antiochien und ließ Athanasius zum dritten Mal verurteilen.
Die Bischöfe der Partei des Eusebius ertrugen es nicht, als Arianer behandelt zu werden. Sie waren Semi-Arianer oder auch Konservative, die von den Arianern manipuliert worden waren. Unter ihnen gab es Katholiken, die dennoch den Irrlehrern dienten. In ihrem neuen Glaubensbekenntnis wiesen sie sowohl die „Übertreibungen" des Arius zurück als auch die katholischen Formulierungen. Sie arbeiteten ein Glaubensbekenntnis mit biblischem und zweideutigem Wortschatz aus. Sie drückten katholische Wahrheiten aus, aber nicht mit katholischen Formulierungen, die den Weg zur Irrlehre blockiert hätten.
Das Konzil von Sardica (342-343)
Im Jahr 342 starb Eusebius von Nikomedien, das Haupt der Sekte, die die Kirche des Ostens besetzt hielt. Unter dem Einfluß des Papstes Julius und des Kaisers des Westens, Konstans akzeptierte Konstantius die Einberufung eines Konzils nach Sardica (Sofia). Als die Arianer und ihre Verbündeten Athanasius auf der Versammlung sahen, zogen sie sich verärgert nach Philippopolis zurück, um dort ein anderes Konzil abzuhalten, auf dem Athanasius, Papst Julius und die übrigen Bischöfe exkommuniziert wurden. Das Konzil von Sardica verkündete wiederum das Glaubensbekenntnis von Nizäa und rehabilitierte Athanasius. 346 kehrte er nach Ägypten zurück. Sein feierlicher Einzug in Alexandrien glich einem Triumphzug. Die ganze Stadt, alle Bischöfe Ägyptens und die Mönche stellten sich wie ein Mann auf seine Seite.
Von 346 bis 356 konnte der hl. Athanasius die Christen in Ägypten neu organisieren, er verfaßte viele Schriften und sandte Missionare nach Äthiopien.
Der hl. Athanasius wurde im 4. Jahrhundert zum Vorkämpfer der katholischen Rechtgläubigkeit in einer Welt, die sich ganz dem Arianismus zugwandt hatte. Die Einmischung der weltlichen Macht und die Schwäche hoher Würdenträger der Kirche führten zu seiner Verurteilung durch die Großen des Jahrhunderts. Man hätte denken können, dass der Tod des Hauptes der arianischen Partei, Eusebius von Nikomedien, dem Herold des katholischen Glaubens den Sieg eintragen würde. Doch es war nicht so. Der Heilige hatte vielmehr drei weitere Verbannungen zu erleiden und starb etwa sieben Jahre nach seinem letzten Exil.
Das Konzil von Arles (353)
Konstantius, nach dem Tod seines Bruders Konstans (350) alleiniger Herrscher, hatte nur ein Ziel: Er wollte den Widerstand der Athanasianer aus dem Weg räumen, da ja Athanasius noch immer unter dem ungerechten Urteil von Tyros aus dem Jahr 335 stand, das der Kaiser nicht aufgehoben hatte. Darüber hinaus warf man Athanasius Hochverrat vor und klagte ihn an, die Liturgie in einer noch nicht geweihten Kirche gefeiert zu haben. Im Jahr 352 schrieben die dem Athanasius feindlich gesinnten Bischöfe wiederum an Papst Liberius (352-366), und teilten ihm mit, die Rückkehr des Athanasius nach Alexandrien sei illegal. Liberius verfolgte die römische Politik des hl. Julius, der Athanasius auf einem Konzil für unschuldig erklärt hatte. Doch unter Druck gesetzt, war Liberius bereit, ein Konzil einzuberufen, um den „Fall Athanasius" zu regeln.
Der Kaiser, der bereits die Kirche des Ostens unter seiner Kontrolle hatte, wollte den Arianismus auch dem Westen aufzwingen. Er organisierte ein Konzil in Arles (Frankreich). Der Papst schickte seine Gesandten zum Konzil. Doch ihm war klar, dass die Arianer durch die Verurteilung des Athanasius zugleich die Verurteilung des dogmatischen Konzils von Nizäa (325) erreichen wollten. Dennoch akzeptierten seine Gesandten die Verurteilung des Athanasius. Paulinus, Bischof von Trier, wurde nach Kleinasien (Türkei) verbannt, weil er Athanasius verteidigt hatte, der das Glaubensbekenntnis von Nizäa verkörperte.
Das Konzil von Mailand (355)
Liberius wies das Konzil von Arles zurück und schlug ein weiteres, universaleres vor, um sich gegen den Einfluß der arianischen Machenschaften, welche die politische Macht miteinbezogen, zu verteidigen. Die Neuerer, die gesehen hatten, dass es den westlichen Bischöfen (weil sie die Taktik und Irrlehre der Arianer nicht kannten) an Widerstandswillen fehlte,
akzeptierten den Vorschlag des Papstes. Auch das Konzil von Mailand wurde von den Arianern kontrolliert. Alle Debatten wurden von ihnen in solche Bahnen gelenkt, dass sie eine neuerliche Verurteilung des Athanasius und damit der traditionellen Lehre erreichten.
Das Konzil von Mailand verwandelte sich ebenso wie das Konzil von Tyros (335) in eine Räubersynode. Die Bischöfe wurden vor zwei Alternativen gestellt: entweder unterschrieben sie die Verurteilung des Athanasius oder sie wurden verbannt. Die Bischöfe des Eusebius von Vercelli, Dionysus von Mailand und Lucifer von Calaris mußten in die Verbannung gehen, weil sie das ungerechte Urteil über Athanasius nicht akzeptierten. Die päpstlichen Gesandten wurden, da sie keine Bischöfe waren, in Ketten gelegt und in die Verbannung geschickt. Dies war eine Warnung an Liberius.
In Gallien (Frankreich) organisierte der hl. Hilarius von Poitiers den Widerstand, indem er eine Verteidigungsschrift für Athanasius an den Kaiser verfaßte. Auch er wurde daraufhin auf dem Konzil von Beziers (356) verurteilt und nach Kleinasien verbannt. Papst Liberius verblieb zwar im Westen, doch er war ohne Unterstützung. Kaiser Konstantius ließ ihn entführen und bei Nacht nach Mailand bringen. Konstantius bezeichnete Athanasius als gottlos, exkommuniziert, infam; Liberius dagegen nannte ihn einen Vorkämpfer der katholischen Rechtgläubigkeit. Der Papst wurde daraufhin nach Griechenland verbannt und unter die Aufsicht des intriganten arianischen Bischofs Demophilos gestellt.
Nachdem Liberius verbannt worden war, weihten die Arianer den unglücklichen Diakon Felix und ernannten ihn zum „Papst". Einige Priester wiesen den Gegenpapst zurück und hielten im Volk die Treue für den rechtmäßigen Papst aufrecht. Mit all diesen Machenschaften wollten die Arianer Athanasius völlig isolieren. Noch hatte er Rückhalt in Spanien. Der häretische Kaiser ließ Hosius rufen, den Vater des Konzils von Nizäa, damit er die Verurteilung des Athanasius unterschreibe. Hosius von Cordova hielt Athanasius die Treue und wurde daraufhin ebenfalls verbannt. Nun stand Athanasius allein.
Dritte Verbannung (356-362)
Mit Unterstützung des Heeres wollten die „offiziellen Katholiken" jenen ausschalten, den sie als die Personifizierung des katholischen Glaubens ansahen. In der Apologie seiner Flucht (Kap. 24) schrieb der hl. Athanasius: „Bei dem Soldatentrupp befanden sich Arianer, um diese anzustacheln und ihnen Unsere Person, die ihnen unbekannt war, zu zeigen. Es war bereits Nacht, einige Gläubige wachten und warteten auf die Messe. Plötzlich kam
General Syrianus mit den Soldaten an, mehr als 5000 Bewaffnete, die Schwerter gezückt, mit Bogen, Pfeilen, Lanzen (...) Der General ließ die Kirche belagern, unternahm es selbst, seine Soldaten ganz nahe aufzustellen, damit niemand aus der Kirche entkommen und fliehen konnte. Was mich betrifft, so hielt ich es für unwürdig, in einem so kritischen Moment mein Volk zu verlassen, anstatt es zu beschützen. Ich nahm auf meinem Bischofsstuhl Platz und gab dem Diakon Befehl, einen Psalm zu lesen, und dem Volk, daran teilzunehmen, indem es antwortet: „Weil seine Barmherzigkeit ewig währt". Danach sollten alle nach Hause gehen. Doch der General hatte sich den Eintritt erzwungen, und seine Männer gingen im Chor herum, um uns zu ergreifen. Die anwesenden Kleriker und das Volk begannen zu schreien, denn sie dachten, es sei bereits der Moment, dass auch Wir uns entfernten. Was mich betraf, so antwortete ich, dass ich nicht gehen würde, bevor nicht alle anderen, bis auf den Letzten, entkommen seien. Auch ich erhob mich, nachdem ich befohlen hatte zu beten, und forderte, dass alle anderen zuerst gehen." Auch er entkam wunderbarerweise der Gefahr, ohne von den Soldaten erkannt zu werden.
Die „offiziellen Katholiken", unterstützt von der Armee, nahmen die Kirchen in Besitz. Es gab Verletzte und Tote, geweihte Jungfrauen wurden vergewaltigt und Bischöfe verbannt. Der hl. Athanasius spricht in der Apologie seiner Flucht (Kap. 6) von 30 ägyptischen Bischöfen, die unter Mißhandlungen verbannt wurden. Im Jahr 357 weihten die Arianer anstelle von Athanasius Georg von Kappadokien zum Bischof, der für seine Intrigen und seine Korruption berüchtigt war. Der Eindringling unternahm sofort eine Terrorkampagne gegen die Parteigänger des Athanasius, die alle unter Gewaltmaßnahmen zu leiden hatten. Er ließ die Katholiken, die nicht an seinen Messen teilnahmen, verbannen. Doch 358 verjagten ihn die Katholiken zusammen mit den Heiden aus Alexandrien, um sich von seiner Tyrannei zu befreien, während die Polizei Athanasius überall suchte, ohne ihn entdecken zu können. Die Mönche hielten ihn in der Wüste versteckt.
Papst Liberius exkommuniziert den hl. Athanasius (357)
Liberius, zermürbt durch seine Verbannung, vielfachem Druck ausgesetzt, machte von Zugeständnis zu Zugeständnis einen Rückzieher nach dem anderen. Und schließlich opferte er Athanasius, um seinem Exil zu entkommen und nach Rom zurückzukehren. In seinem Brief Pro Deifico schrieb er an die Arianer, die die Kirche besetzt hielten: „...Ich habe Athanasius nicht verteidigt (...) Sobald ich aber erkannte, als es Gott gefiel, dass ihr ihn zurecht verurteilt habt, da bin ich bald zu Übereinstimmung mit Euren Urteilen gelangt. Ebenso ließ ich durch unseren
Bruder Fortunatian Kaiser Konstantius einen Brief bezüglich seiner Person, d.h. wegen seiner Verurteilung, überbringen. Nachdem also Athanasius von der Gemeinschaft mit uns allen ausgeschlossen ist und seine Sendschreiben von mir nicht mehr in Empfang zu nehmen sind, sage ich, dass ich mit Euch allen und mit allen Bischöfen des Ostens bzw. in allen Provinzen Frieden und Einmütigkeit habe. (...) So glaubte ich, Eure Heiligkeit bitten zu sollen, da Ihr nun klar seht, dass ich in allem einer Meinung mit Euch bin, Ihr möget Euch herablassen, mit gemeinsamem Vorgehen und Bemühen darauf hinzuwirken, dass ich aus der Verbannung entlassen werde und zu dem Stuhl, der mir von Gott anvertraut ist, zurückkehren darf."
In seinem Brief Studens paci an die arianischen Bischöfe des Ostens aus dem Jahr 357 exkommunizierte Liberius Athanasius, ohne auf das dogmatische Problem einzugehen, aufgrund von disziplinarischen Fragen. Er schrieb: „Im Bemühen um Frieden und Eintracht unter den Kirchen habe ich, nachdem ich den von Eurer Liebe an die Person des Bischofs Julius seligen Angedenkens über die Person des Athanasius und der anderen verfaßten Brief enthalten hatte (...), die römischen Presbyter Lucius, Paulus und Helianus von meiner Seite nach Alexandrien gesandt, er solle nach Rom kommen, damit in seiner Gegenwart das, was der Ordnung der Kirche entspricht, gegen ihn festgesetzt würde. Auch habe ich demselben durch die oben genannten Presbyter einen Brief überbringen lassen, der zum Inhalt hatte, dass er , wenn er nicht komme, sich im klaren darüber sein müsse, dass er von der Gemeinschaft mit der Römischen Kirche ausgeschlossen sei. Die Presbyter nun berichteten bei ihrer Rückkehr, er habe es abgelehnt zu kommen. Schließlich bin ich dem Brief Eurer Liebe gefolgt, den Ihr bezüglich der Person des oben genannten Athanasius an uns gerichtet habt, und Ihr sollt durch diesen Brief, den ich im Bemühen um Einmütigkeit mit Euch verfaßt habe, wissen, dass ich mit Euch allen und mit allen Bischöfen der katholischen Kirche Frieden habe, der oben genannte Athanasius aber ausgeschlossen ist von der Gemeinschaft mit mir bzw. der Römischen Kirche und vom kirchlichen Schriftverkehr."
So opferte Liberius den größten Verteidiger des katholischen Glaubens und trat in Kommunion mit den arianischen Bischöfen, die sein Vorgänger, der hl. Julius, als Irrlehrer oder die Irrlehre begünstigend bezeichnet hatte. Er schrieb auch an zwei bekannte Irrlehrer und teilte ihnen mit, dass „Athanasius, der Bischof von Alexandrien war, von mir verurteilt worden ist, (...) auch von der Gemeinschaft mit der Römischen Kirche ausgeschlossen wurde."
Im Jahr 358 konnte Papst Liberius,
nachdem er ein Glaubensbekenntnis unterschrieben hatte, das in der Grundlage rechtgläubig war, nach Rom zurückkehren. Später bereute er, dieses Dokument unterschrieben zu haben, und die Kirche beachtete die gegen den hl. Athanasius ausgesprochene Exkommunikation nicht.
Ende der Verbannung: Julian der Abtrünnige
Konstantius starb 361, sein Vetter Julian der Abtrünnige wurde alleiniger Herrscher. Julian, von dem Arianer Eusebius von Nikomedien im Glauben unterwiesen, sagte sich von Christus los und stellt das Heidentum wieder her. Er erlaubte den verbannten Bischöfen die Rückkehr, um das Durcheinander unter den Christen zu erhöhen und verfolgte und lahmte die Kirche durch die Gesetze. Er organisierte mit allen Kräften des Staates eine militante heidnische Religion und unterdrückte unter tausend Vorwänden die Christen.
Kaum aus der Verbannung zurückgekehrt, organisierte der hl. Athanasius mit Unterstützung des hl. Eusebius von Vercelli ein Konzil der, wie sie es nannten, „Bekenner". Auf diesem Konzil legten sie die Grundlagen für eine Lösung des arianischen Problems.
Vierte Verbannung (362-363)
Athansius führte die Christianisierung Ägyptens fort, und Julian der Abtrünnige verbannte ihn aus Neid. Die Christen fürchteten diesen hinterhältigen, nachtragenden und mächtigen Abtrünnigen, diese Frucht des Arianismus, und trauten ihm alles zu, doch der hl. Athanasius sagte von Julian: „Er ist nicht mehr als ein Wölkchen, das bald vorübergehen wird." Im Krieg gegen die Perser 363 fiel Julian der Abtrünnige. Gemäß der Tradition waren seine letzten Worte: „Du hast gesiegt, Galliäer." Das Heer wählte zum Kaiser Jovianus, einen eifrigen Katholiken, der schon bald Athanasius aus der Verbannung zurückrief und die Gesetze Julians außer Kraft setzte. Jovianus starb bereits im darauffolgenden Jahr, und mit Valentinian I. (364-375) wurde 364 ein weiterer Katholik gewählt. Valentinian teilte die Herrschaft mit seinem Bruder Valens.
Unglücklicherweise war Valens Arianer und haßte die wahren Katholiken. Er gab die Macht in der Kirche den Palastbischöfen, die Arianer waren. Doch die Begünstigung des Valens für die Arianer erwies sich als kontraproduktiv. Der Grund dafür war, dass Valens als strenger Arianer die extreme Partei unterstützte und sowohl die Semi (Halb)-Arianer als auch die Katholiken verfolgte. Dies bewirkte, dass sich die Semi-Arianer, die den eigentlichen Kern der Bewegung bildeten, den Katholiken annäherten, und da diese Periode zusammenfiel mit der intensiven Einigungskampagne, die der hl. Athanasius und die übrigen katholischen Bischöfe gerade zu Ende
führten, wuchs mit jedem Tag die Zahl der Konversionen. Mit dem Ergebnis, dass Athanasius, die Seele dieser Bewegung, verbannt wurde.
Fünfte Verbannung (365-366)
Es war die fünfte Verbannung. Dieses Mal hielt sich der hl. Athanasius in der väterlichen Grabstätte verborgen, und vier Monate später mußte ihm Valens, unter dem Druck und den Drohungen der Einwohner von Alexandrien, die Rückkehr erlauben. Der Heilige kehrte an seinen Bischofssitz zurück, arbeitete mit ganzer Kraft daran, dem Durcheinander in der Kirche ein Ende zu setzen, zügelte die Extremisten seiner eigenen Partei und zog alle Bischöfe und Gläubigen guten Willens zu sich heran, die der Irrlehre in die Falle gegangen waren, die sich der Kirche bemächtigt hatte, um den Glauben zu zerstören.
St. Athanasius starb am 2. Mai 373. Er, der sein ganzes Leben hindurch für den Großteil der Bischöfe und Mächtigen seiner Zeit das schwarze Schaf war, ist heute in der Kirche Heiliger, Kirchenvater und Kirchenlehrer des katholischen
Glaubens.
Aus: Dios nunca muere, Nr. 8-10, 2002)
Heiliger Athanasius, bitte für die Kirche und für uns Christen heute!