XXIII.

ICH ABER SAGTE ZU

 

„Oftmals schien Er meine Freundschaft zu wünschen, aber ich blieb kalt.“

 

Sie blieben brav, aber gleichgültig

so habe ich schon viele junge Seelen getroffen und — jüngst von einem Marienkind gelesen, das später heiligmäßig gestorben ist. Zum Glück traf das nur für die ersten Jugendjahre zu; denn in den reiferen Jugendjahren fand es einen guten Beichtvater, der es zum Guten aneiferte, es zur öfteren Kommunion anspornte, das Seelenleben überwachte und zur Vollendung führte.

„Oftmals schien Er ihre Freundschaft zu wünschen, aber sie blieb kalt. Doch nicht immer.“

Es kam die Gnadenstunde, und da folgte sie der Gnade. Gott sei Dank. Von da an blieb sie in dauernder Freundschaft mit Christus verbunden, bis der himmlische Bräutigam am 29. Juli sie heimholte. Eine Tiroler Zeitschrift berichtet von ihr:

„Seitdem bekam ihr Leben ein neues, geistiges Gepräge, den Adel der Auserwählung. Vor ihrem Auge stand der Heiland, für den sie leben und opfern wollte, und gewärtig, seinem Rufe zu folgen, bemühte sie sich, immer mehr Sein Gefallen zu erwerben. Dazu benutzte sie die nächsten Gnadenquellen, Beichte und Kommunion, und ergab sich eifrig dem Gebete. Alles sollte dazu dienen, ihr zu wahrer Frömmigkeit zu helfen. Unter den Sodalinnen war sie eine der eifrigsten, mit Herz und Sinn ein wahres Marienkind. Und die himmlische Mutter hat darum ihrem Gnadenleben eine rechte Stütze gegeben und ihr Kind mit reichem Segen überschüttet. Als sie den Wert und die Gnaden des Dritten Ordens kennengelernt, zögerte sie nicht, um sein Kleid zu bitten und trug es mit Freude und Trost noch auf dem Sterbebette. Sie war eine echte Terziarin und strebte dem heiligen Vater Franziskus nach in der Glut seiner Liebe, in dem Eifer seines Opfermutes.

Nach außen war sie äußerst bescheiden, verband mit großer Güte ein ernstfreundliches Wesen. Wie sie mit ihren Freundinnen heiter, sogar lebhaft sein konnte, ebenso ruhig und in sich gekehrt, ging sie ihre Wege. Ihr stilles, demütiges und selbstloses Betragen zog manches andere Mädchen an. Wenige erkor sie zu ihren Freundinnen, diesen aber schenkte sie dann ihre ganze Liebe. Unter ihnen entfaltete sie eine stille Wirksamkeit, um sie im Guten zu fördern und zu festigen. Sie wetteiferten gegenseitig im heiligen Eifer für den Herrn, in herrlichen Klaradiensten. Dabei warb sie für die Gottesliebe und durfte an andern viele Freude erleben. Auch an Werken tätiger Liebe fehlte es nicht. Sie arbeitete gern für Missionen und Vereine.

 

„Er wünschte ihre Freundschaft, und sie sagte zu.“

Schon vor Jahren war in ihrem Herzen der Gedanke erwacht, sich in einem Kloster ganz dem Heiland zu weihen. Aber immer türmten sich Hindernisse auf, und das Haupthindernis war damals die schwankende Gesundheit. Da trat für die Klostersehnsucht in ihr der Wunsch zutage, Gott ihr junges Leben als Opfer anzubieten. Der Herr nahm das Angebot noch nicht. Er wollte sie erst läutern in inneren Leiden. Manch harte Prüfung, die den meisten nicht erspart bleibt, die ernstlich Gott suchen, kam über sie, und Er, der allein weiß, was sie zu tragen hatte, fand sie willig, ergeben und treu. Der Wille Gottes fand in ihr ein liebevolles Werkzeug, das sich freudig Ihm hingab.

Endlich schien doch ihr Lieblingswunsch in Erfüllung zu gehen. Schon erhielt sie die Aufnahme zugesichert. Gottes Segen waltete augenscheinlich über dem Beginnen; denn die größten Hindernisse waren wie im Nu überwunden. Alles war zur Abfahrt bereit, da erkrankte sie plötzlich schwer an einem Lungenleiden.

Ergeben, ja freudig fügte sie sich dem Ratschlusse Gottes, wenigstens schien der zweite Wunsch sich zu erfüllen, jung sterben zu dürfen. Mit Freude und Sehnsucht schaute sie dem Tode entgegen. Dabei war sie immer aufgeräumt und heiter und ergötzte damit Angehörige und Besucher. Von ihrer Leidensstätte aus tat sie noch Gutes und suchte für den Heiland Seelen zu gewinnen; selbst ein erbauliches Beispiel der Ergebung und Geduld, wußte sie andere zu erheitern und günstigen Einfluß auszuüben.

Doch der Tod zögerte wider Erwarten. Der Herr wollte sie von aller Schwäche befreien und ganz ausreifen lassen für den Himmel. Es mehrte sich immer mehr die Schwäche, und die Schmerzen nahmen zu. Die Krankheit hatte Kehlkopf und andere Organe angegriffen und brachte ihr furchtbare Leiden, so daß sie selbst die Erlösung herbeisehnte. Aber selbst in dieser noch zwei Wochen dauernden Lage blieb sie ergeben und geduldig, bis endlich am 29. Juli der Herr sie heimholte.

Nun erfreut sie sich der Freundschaft mit Christus im Himmel.

„Oftmals schien Er meine Freundschaft zu wünschen, und ich sagte zu .“

Auf dieses „Ja“ — auf dein „Ja“ hat der Heiland schon lange gewartet. Er hält königliche Freuden und Geschenke bereit, wenn du dieses Jawort sprichst. Jesus möchte dir Freund sein, dein bester Freund. Sprich dieses Ja, worauf Jesus wartet! Bitte, Bitte!

„Es war gestern vor dem Allerheiligsten. Da wurde es mir so recht klar, daß Er mich mit ewiger, unergründlicher Liebe liebt, daß alles, was mir begegnet, Freude und Leid, Kampf und Ruhe von Seiner Hand kommt. Wohl litt ich das letztemal sehr an Trockenheit, und diese brachte mir zuweilen die Gefahr der Lauheit und Mutlosigkeit. Doch mein kleines Geheimnis habe ich nie vergessen und dafür, glaube ich, hat mich gestern der Heiland belohnt.

Ich habe dem Heiland das Jawort gegeben, habe es mit ganzem tapferen Herzen gesprochen, und ein Magnifikat hat mein Gebet beschlossen. Ich bin festen Willens, vor den Menschen ein schönes Zeugnis abzulegen für Den, den meine Seele liebt.“

„Er wünschte meine Freundschaft ich sagte zu Er aber überschüttete mich mit Gnaden und Freuden aller Art.“

„Anfangs getraute ich mir nach der heiligen Beichte immer nur noch ein paarmal zur heiligen Kommunion zu gehen. Da spielte mir der Heiland zwei Schriften in die Hand, in denen eine größere Abhandlung der öfteren heiligen Kommunion gewidmet war. Ich las Seinen Freundschaftswunsch heraus, öfter zu kommunizieren. Das ging nicht so leicht. Ich war noch sehr kleingläubig. Ich hatte noch unter hemmenden Gedanken und Vorstellungen zu leiden und entsagte manchmal der heiligen Kommunion. Ich erkannte, daß mich der böse Feind abhalten wollte, ja wenn er es könnte, daß er mich lieber wegreißen würde.

Aber ich folgte meinem Führer und Beichtvater, und sogleich hatte der Heiland für mich eine Überraschung bereit. Am Franziskustag, da gar keine Aussicht vorhanden war, in die Kirche gehen zu dürfen, hatte mein Dienstherr einen besonderen Auftrag für mich — ganz unerwartet —, der es mir ermöglichte, ganz leicht zur heiligen Kommunion zu gehen. Da hatte ich dann in der Kirche keine anderen Gebete als nur Dankgebete. Mein Jawort wurde herrlich belohnt. Kein Mensch könnte mir so viel! weltliche Dinge schenken, die mir ähnliche Freude machen würden wie mein Geheimnis: „Mein Jesus, ich habe Dich lieb“ und „Heiland, Du weißt es“.

Das ist mein Kapital, mit dem ich auskomme, selbst in den schlechtesten Zeiten. Früher war es mir lieber, wenn ich mit anderen Leuten des Plauderns wegen auf dem Weg zusammentraf. Jetzt gehe ich meinen Weg lieber allein, und da halte ich meine Betrachtung. Ich kann nicht sagen, wie glücklich ich bin.“

„Ja, suchet zuerst das Reich Gottes . . .!“