XXXII.
ER BITTET MICH, IHN FREUND ZU NENNEN
„Ich bin in allem Sein Schuldner — Er aber bittet mich, Ihn Freund zu nennen.“
Wir kommen nun zu jenem Schlußkapitel,
auf das ich mich selbst schon längst gefreut habe. Es kommt mir so heilig vor, daß ich fast noch zögere, es niederzuschreiben, aber so viele harren dieser einzigartigen Frohbotschaft, daß ich mich doch dazu entschließe.
Bei diesem Kapitel müssen wir etwas weiter ausholen und dabei will ich zuerst Benson noch einmal zu Worte kommen lassen:
„Jesus Christus spricht mehr als einmal in der Heiligen Schrift zu uns, nicht andeutend und bildlich, sondern mit klaren Worten von diesem seinen Wunsch, unser Freund zu sein, obwohl wir in allem Seine Schuldner sind. Er zeichnet uns das Bild eines einsamen Hauses beim Einbruch der Nacht und sich selbst, wie Er dasteht und an die Türe pocht, und Er spricht von der vertrauten kleinen Mahlzeit, die Er erwartet: „Zu jedem, der Mir öffnet, will Ich eingehen und das Abendmahl mit ihm halten.“ (Offb. 3, 30) Und wieder spricht Er zu den Jüngern, deren Herzen über den Verlust trauern, der so schnell über sie hereinbricht: „Ich nenne euch nicht mehr Diener, nein, Freunde habe ich euch genannt.“ (Joh. 15, 15)
Ein andermal verspricht er, was anscheinend unmöglich ist, Seine immerwährende Gegenwart denen, die Seine Wünsche zu ihren eigenen gemacht haben: „Wo zwei oder drei versammelt sind in Meinem Namen, da bin ich mitten unter ihnen! (Matth. 18, 20) Siehe, Ich bin bei euch alle Tage“ (Matth. 20, 20) und „Was ihr einem dieser meinen geringsten Brüdern getan habt, das habt ihr Mir getan.“ (Matth. 25, 40)
Wenn also irgend etwas
aus dem Evangelium klar hervorgeht, so ist es dies: daß Jesus Christus zuerst und vor allem unsere Freundschaft wünscht, obwohl wir Seine Schuldner sind.
Sein Vorwurf gegen die Welt ist nicht der, daß der Heiland und Retter zu den Verlorenen kam und die Verlorenen von Ihm weg in tiefe Verirrung gingen; nicht, daß der Schöpfer zu Seinen Geschöpfen kam und das Geschöpf Ihn verwarf — sondern: daß der Freund zu den Seinen kam und die Seinen Ihn nicht aufnahmen.“ (Joh. 1, 11)
Das Bewußtsein dieser Freundschaft mit Jesus ist es nun, was die Heiligen zu dem macht, was sie sind. Gewöhnliche Menschen können ihr gewöhnliches Leben, von hundert alltäglichen Beweggründen geleitet, mit wenig oder gar keinem offenen Widerspruch gegen Gott verbringen. Wir halten die Gebote, damit wir ins ewige Leben eingehen; wir vermeiden die Sünde, um der Hölle zu entgehen; wir kämpfen gegen Weltlichkeit, damit wir uns die Achtung der Welt erhalten. Aber keiner kann drei Schritte auf dem Weg der Vollkommenheit machen, es sei denn, Christus gehe neben ihm. Dies ist es, was den Wandel der Heiligen auszeichnet und ihnen auch die scheinbare Wunderlichkeit verleiht. Denn was ist in den Augen der prosaischen Welt wunderlicher als die Entzückungen einer mystisch-liebenden Seele! Praktische Vernunft brachte noch niemals jemand um seinen Verstand; Vernunft gilt als Kennzeichen geistiger Gesundheit und darum hat Vernunft allein noch niemals Berge erklommen und noch viel weniger sie ins Meer geworfen. Aber gerade die überwältigende Freude der bewußten Gemeinschaft mit Jesus und die Glut des Gefühls, die dadurch solchen Persönlichkeiten eingeflößt wird, nennt die Welt in ihrer prosaischen Stimmung unnatürlich sentimental, die Kirche dagegen übernatürlich, weil auf heroische Tugendübung gegründet. (Damit wird keiner Sentimentalität das Wort geredet, sondern dargetan, daß die Welt der Freundschaft mit Christus eben ihre eigene Sprache hat und ihre reinen heiligen Gefühle für und mit Jesus nicht zu unterdrücken braucht.)
Wir sind in allem Seine Schuldner.
Ganz abgesehen von der Erschaffung, vom Erlösungstode Jesu, vom Wirken des Heiligen Geistes brauchten wir zuweilen im Jahr 365 Tage nur zur Danksagung für die auffallenden Geschenke und Aufmerksamkeiten der göttlichen Vorsehung. Das echte Freundschaftsgefühl für Jesus gibt uns ein so feines Empfinden für alles, was Jesus angeht, was Sein Interesse betrifft.
Das Mitfühlen mit dem Heiland wird daraus hervorgehen. Das nenne ich Jesus lieben aus ganzem Gemüte. Mit Jesus die Sündflut spüren, die sich ständig durch die Welt wie ein schwarzer Strom wälzt. Zuweilen wird und muß uns dann tiefes Weh beschleichen, weil wir sehen, was man Jesus alles antut. Da verstehen wir die Tränen, die Priester und Apostelseelen um der Sünder willen weinen — da verstehen wir die Angst der wahren Seelsorger und Laienapostel um die gefährdeten Seelen — da verstehen wir das unablässige Bemühen, Wankende zu befestigen, Irrende zu belehren, Seelen mit gutem Willen voranzuhelfen.
In solchen Freundschaftsgefühlen schaut man weniger auf sich als auf das Reich Gottes. Man begreift, daß die echten, guten Hirten gleichsam wie bei einem Hochwasser am Ufer stehen und einen um den anderen Ertrinkenden herausfischen. Da tut es not, sich dieser Ertrinkenden anzunehmen. Zuerst kommen solche, an denen Wiederbelebungsversuche gemacht werden müssen, dann kommen jene, die noch schwerkrank sind, dann jene, die sich eben auf dem Weg zur Besserung befinden, dann die Genesenden, zuletzt die Gesunden. Denn diese können sich selbst helfen.
Die sich opfernden Priester werden auch den Gesunden sich zuwenden, aber vor allem bedürfen die Kranken des Arztes, nicht die Gesunden. Und solche Bekehrungsarbeiten verschlingen viel Zeit. Darum die Anspruchslosigkeit, deren sich edle Seelen in der Seelenführung befleißigen.
Aus dieser Freundschaft mit Christus — aus dem, was wir dieser Freundschaft an Diensten schuldig sind, begreift man, daß sich edle Seelen und echte Hirten hinopfern für Seelen, daß sie vom Standpunkt der Welt aus freilich als Narren bezeichnet werden könnten, vom Standpunkt des Pessimismus als Narren bezeichnet werden müßten, wo sie oft von Enttäuschung niedergedrückt oder niedergeschmettert sind, wenn sie oft nur mit 5 Prozent Erfolg arbeiten.
Aber die Freundschaft mit Christus läßt uns eben nicht ruhen. Die Liebe aus ganzem Gemüte ist es, die allein noch die Verteidigung übernimmt, wenn andere uns als närrische Idealisten verspotten oder überhaupt über das Priestertum mitleidig lächeln.
Die Freundschaft mit Christus
bringt auch eine zarte Liebe, ein feines Empfinden mit sich. Man wird den Freund nicht betrüben oder betrüben wollen, man hat ein feines Mitgefühl mit Ihm. Sorgfältig wird man sich vor der Sünde in acht nehmen, sorgfältig sich edle, feine Gesinnungen zu bewahren, diese Gesinnungen hegen und pflegen, ein edler Mensch sein, ein vornehmer Christ um des Heilandes, um des Freundes willen, ein nobler Charakter sein um der Freundschaft mit Christus willen. Das ist dann der Sieg, der die Welt überwindet.
Das alles führt zur völligen Hinopferung unserer selbst; denn Seine Interessen sind auch die unsrigen. Seine Freuden sind unsere Freuden, Seine Leiden sind unsere Leiden, Seine Kreuzigung auch unsere Kreuzigung, Sein Sieg auch unser Sieg. Seine Heilandsaufgaben machen wir zu den unseren. Wir erachten es als unser Lebensprogramm, mit Heilandsaugen in die Welt hinauszuschauen, mit Heilandshänden alle guten Werke aufzugreifen, die es gibt; mit Heilandsfüßen heilige Wege zu gehen, mit Heilandsgesinnungen durch die Welt zu gehen und es nach und nach ohne Selbsttäuschung und ohne Selbstbetrug dahin zu bringen, ein zweiter Christus zu werden.
Das entflammt uns dann zu nimmermüder Arbeit in Seinem Dienst, das regt uns an zur Sorge, daß auch andere Ihn lieben. Das ist dann unsere Freude, das bringt uns strahlende Augen, wenn auch andere Ihn lieben. Das ist gleichsam unsere Seligkeit schon auf dieser Welt, wenn wir aus anderen Seelen mit leuchtenden Augen und leuchtenden Herzen machen. Jene, die andere fürs kleine Geheimnis gewonnen haben — und zwar dauernd — wissen davon zu erzählen und ein Lied zu singen, das andere nicht singen können.
Wir hören den „göttlichen Bettler“ aus der heiligen Eucharistie und stellen Ihm ständig unser Herz zur Verfügung zur Wohnung — ja noch mehr: wir werden nicht müde, Ihn zu bitten, Er möge in uns Wohnung nehmen; wir hören seinen innigen Wunsch und suchen Ihn Tag und Nacht zu erfüllen, den Wunsch nach Einwohnung in uns.
Diese Einwohnung Jesu alle zu lehren, hat ein eifriger Priester als seine Lebensaufgabe betrachtet und allen seinen Schutzbefohlenen nahe gelegt. Er hat sie dazu erzogen, und das sind dann herrliche Priesterfreuden, wenn eine Seele wieder so weit ist, daß sie volle Hingabe an den göttlichen Herrn feiern kann. Und für diese Seelsorgskinder hat der genannte Priester ein eigenes Gebet mit oberhirtlicher Genehmigung verfaßt, das ich auch hierhersetzen möchte, weil es die ganze Idee, einen gewissen Höhepunkt der Freundschaft mit Christus, klar zutage treten läßt:
„O geliebtester Jesu,
Du Liebhaber der Seelen, würdige Dich, mit dem Vater und dem Heiligen Geiste zu mir zu kommen und Wohnung bei mir zu nehmen. Ich gebe Dir das Innerste meines Herzens zu eigen: es sei Dein Brautgemach, Dein Sion, Dein Bethanien. Schenke mir Deine Einwohnung und Deine Freundschaft! Alles, was meiner Seele begegnet, Freudiges und Widerwärtiges: Ich opfere es Dir auf. Ich opfere es Dir auf in Vereinigung mit Deinen gottmenschlichen Werken und Geheimnissen, in Vereinigung mit den Verdiensten Deiner glorwürdigen Mutter und Deiner lieben Heiligen, als Bitte zur Erhörung in meinen Anliegen. Amen.“
Diesem Kapitel habe ich es Vorbehalten,
auf etwas vom Schönsten in den Tiefen unserer heiligen Religion hinzuweisen:
Unser Freund, der Heiland, hat es uns erst gelehrt, daß wir Ihm etwas schenken können. — Ihm, dem großen, reichen allmächtigen Gott, der doch weder uns noch etwas anderes braucht zu seiner Seligkeit.
Aber ich glaube, es ist auch wieder eine Erfindung Seiner Liebe gewesen, ähnlich wie das allerheiligste Sakrament des Altars, wo wir Ihm etwas schenken, anbieten dürfen, wonach Er Sich sehnt — nämlich unser Herz!
Was ich da meine, habe ich eigentlich schon im ersten Teil der Schule des Heilandes dargelegt. Freilich zu Beginn kommt es den Anfängern noch nicht so zum Bewußtsein, aber jetzt, auf der Mittagshöhe der Gottesvereinigung, leuchtet es uns ohne weiteres ein: „Heiland ich — darf — Dir — meine — ganze, tiefe Herzensliebe schenken.“ „Ich bin in allem Dein Schuldner, Du aber bittest mich, Dich Freund zu nennen.“
Könnte diese Wahrheit großartiger dargetan werden, als durch das große Geheimnis der Hingabe seiner selbst, seines ganzen Wesens, an Jesus!?
Der heilige Johannes vom Kreuz hat recht, wenn er sagt: „Es ist von großer Wichtigkeit, daß die Seele sich oft in der Liebe Gottes übe, damit sie nicht lange hienieden verweile, sondern schnell dazu gelange, ihren Gott von Angesicht zu Angesicht zu schauen.“
Da begreifen wir wohl, wie Seelen, in denen Jesus Einwohnung gehalten hat, durch Seine Freundschaft wirklich hingerissen sind zum Höchsten, dessen ein Menschenherz fähig ist. Da verstehen wir von diesem Standpunkte aus ohne weiteres die ganze erhabene, christliche Mystik, auch die höheren Grade der Mystik, die Beschauung, die Ekstase usw.
„Mein Geliebter ist mein und ich bin Sein."
Das geht mir manchen Tag unaufhörlich durch den Kopf. Ich bin oft so davon erfaßt und durchdrungen, daß ich die größten Verdemütigungen leicht auf mich nehmen kann. Ja, ich würde noch danken, wenn man mich schlagen, wenn man mich mißhandeln würde; denn es brennt in mir das heftige Verlangen, Jesus Opfer und wieder Opfer zu schenken. Zuweilen, wenn mich niemand sieht, könnte ich auf die Knie niederfallen, und ich muß mich zuweilen hüten, nichts nach außen durchbrechen zu lassen, sonst müßte ich aufjubeln und laut hinausrufen vor Freude. Es ist die Liebe, die bis zur Torheit geht. Und wir brauchen uns dessen nicht zu schämen, nachdem ein Paulus auch von dieser Liebe bis zur Torheit spricht.“
Wer innerlich schon eine reiche Erfahrung hat, kann diese Worte recht wohl verstehen; nur meine ich, daß solche zu den Ausnahmen gehören und leider dünn gesät sind.
Die Einwohnung Gottes in der Seele gibt erst den vertrauten Umgang mit Jesus, unserem Freund, gibt uns alle Worte in den Mund, die wir zu Ihm sprechen müssen, gibt uns das Recht und die Möglichkeit zu einem Freundschaftsverkehr, wie er inniger und herzlicher nicht mehr gedacht werden kann.
Nochmals muß ich es wiederholen: „Wir sind in allem Seine Schuldner, Er aber bittet uns, Ihn Freund zu nennen.“
In diesem „Er aber bittet uns . . .“ liegt etwas, was noch selten in der ganzen religiösen Literatur ausgesprochen worden ist — was wir uns vor der Offenbarung der Herz-Jesu-Andacht vielleicht gar nicht zu sagen getraut hätten. Es liegt darin etwas so ungemein Heiliges, daß es ein großes Geheimnis darstellt, etwas so unsagbar Hinreißendes, daß sich die Gottesgelehrten die Köpfe zerbrechen könnten, was selbst kein einziger aller „der wunderbaren 150 Psalmen“ so kühn auszusprechen gewagt hat. Das war erst unserem christlichen Zeitalter vorbehalten, das ist erst durch die Frohbotschaft des Heilandes in die Welt hineingekommen.
Man hat den Heiligen Geist als den unbekannten Gott der Christen bezeichnet. Sind wir durch diese Lesung nicht daraufgekommen, daß selbst der Heiland für viele, viele Katholiken ein unbekannter Freund ist! Oder wollen wir sagen, „Er wurde nur flüchtig einmal gesehen“ und „gehört“; meist „überhört“ und leider vergessen.
Die Ihn aufnahmen, denen gab Er Macht, Kinder Gottes zu werden, die nicht aus dem Willen des Fleisches, nicht aus dem Willen des Mannes, sondern aus Gott geboren sind“ (Johannes-Evangelium).
Wenn wir den ganzen Inhalt des Gesagten von der Freundschaft mit Christus an unserem geistigen Auge vorüberziehen lassen und dabei in die Welt hinausschauen mit verlangendem Herzen, in dem etwas von apostolischer Gesinnung liegt — mit einem Verlangen, anderen das klar zu machen, andere auch glücklich zu sehen, dann, meine ich, müßten wir die erste Katechismusfrage auf Grund der neugewonnenen Erkenntnisse noch klarer und packender beantworten und sagen:
Wir sind auf Erden, (1.) um edle, erhabene, ideale, heilige Gesinnungen in uns zu erwecken, zu hegen und zu pflegen, (2.) und aus diesen Gesinnungen dann heraus edle, heilige Taten auszuführen, (3.) um dadurch des Heilandes und Seiner Freundschaft wert zu sein, ja Seiner ewigen Freundschaft, — der Liebe ohne Ende — mit Ihm gewürdigt zu werden.
Wir haben Fleisch und Blut mit in die Welt bekommen, um durch Selbstbewahrung, durch edle Gesinnungen, Überwindungen und Opfer in uns eine feine, adelige Seele zu formen, Gottes Geist und Liebe in uns hineinzutrinken und dadurch eine Wohnung des Heiligen Geistes zu werden.
Der Heiland als unser Freund will uns nicht bloß nahe sein, will nicht bloß uns nähertreten, Er will nicht bloß mit uns freundschaftlichen Verkehr pflegen, sondern — und das wollte er durch die heilige Kommunion — eins werden mit uns — in uns Gestalt annehmen — uns der Teilnahme an der göttlichen Wesenheit fähig machen.
Er will aus uns Gotteskinder machen!
„Jenen aber, die Ihn aufnahmen, gab er Macht, Kinder Gottes zu werden“ (Joh. Schlußevangelium).
Ja, es steckt eine unsagbare Kraft, eine unerhörte Macht dahinter. Es wirkt förmliche Wunder!
Diese Freundschaft mit Christus hat heroische Seelen herangebildet, hat auch Schwache befähigt zum Martyrium für Christus, diese Freundschaft mit Christus läßt die Hinopferung edler Seelen begreifen, die sich bis zur Torheit der Liebe steigert.
Somit liegt in dieser Freundschaft mit Christus nichts anderes niedergelegt, als das Bekenntnis unseres Glaubens an die Macht der Liebe, die von Christus ausgeht und alle Zeiten und Jahrhunderte umfaßt.
Diese und nur diese Liebe habe ich im Auge, wenn ich mit den Worten schließe:
„Ich geb' mich hin der Liebe, der Liebe ohne Ende in der Freundschaft mit Christus.“
O mein Gott,
der Du mir so ganz nahe und gegenwärtig bist, ja sogar in mir armseligem Geschöpf zu wohnen Dich würdigst, siehe: ich gebe mich Dir jetzt hin mit meinem ganzen Wesen und vereinige mich mit Dir. — Bitte, lasse mich näher zu Dir an Dein heiligstes Herz kommen!
Gib mir die Gnade, ein braves, demütiges, vor der Welt verborgenes, engelreines Leben zu führen und für andere ein Schutzengel zu sein! Bitte, vermehre in mir die Gnade der Geduld, der Opferliebe und Opferfreudigkeit, daß ich Dich immer mehr lieben darf — Dich, mein einziges, innigstgeliebtes, höchstes Gut! „Mein Jesus, ich hab’ dich lieb!“ Dies mein Geheimnis möchte ich so oft wiederholen, als ich atme, um Dir meine ständige Liebe und Hingabe zu beweisen. Amen.
O mein Gott,
ich glaube, daß Du hier wahrhaft gegenwärtig bist und bete Dich voll Ehrfurcht an. Wegen meiner großen Undankbarkeit bin ich zwar nicht würdig, vor Dir zu erscheinen. Im Vertrauen jedoch auf Deine unendliche Barmherzigkeit wage ich es, diese Betrachtung anzustellen, um Dich zu verehren und Deinen heiligsten Willen zu erkennen.
Erleuchte meinen Verstand, damit ich wisse, was Dir zur Ehre und mir zum Heile gereiche, und stärke meinen Willen, daß ich es vollbringe. Gib, daß all mein Tun und all mein Leiden und insbesondere die Akte meiner Seelenkräfte, die ich bei dieser Betrachtung üben werde, zu Deiner Ehre gereichen.
Alles opfere ich Dir auf, weil Du das höchste Gut bist, würdig in allem und über alles geliebt und gelobt zu werden in alle Ewigkeit. Amen.
Nr. 61/54 / Imprimatur: Treveris, die 25m. Mai 1954.
Vicarius Generalis: Dr. Weins.