Vom Gebet

Hl. Katharina von Siena

 

„Das Gebet ist die Mutter der Tugenden. Je mehr wir uns betend an Gott anschmiegen, desto mehr nehmen wir an Seiner Heiligkeit teil, desto mehr finden wir Freude an der Tugend. Denn Er allein ist der Lehrmeister der Tugend; von Ihm empfangen wir sie, und das Gebet ist es, das uns mit dem Höchsten Gut vereinigt.“

 

„Aufs Gebet verwende, so viel du kannst, deine Zeit, Im Gebet lernt die Seele sich selbst entäußern und in die Gesinnung Christi sich kleiden.

Durch das Gebet wirst du so erstarken, dass du um keine Anfechtung des Teufels, um keine aufrührerische Regung des Fleisches dich kümmerst, um kein Menschenwort, das dich von deinen Vorsätzen abbringen möchte. Allen gegenüber wirst du stark, standhaft und beharrlich bis zum Tod bleiben.

Betend wirst du Mühe und Pein wie Christus, der Gekreuzigte, liebgewinnen. In Ihm wirst du übernatürlicher Erleuchtung teilhaftig werden und so auf dem Weg zur Wahrheit rüstig einherschreiten.“

 

„Betet eifrig und beharrlich, solange der Heilige Geist euch die Gnade des Gebetes schenkt. Flieht es nie und geht ihm nie aus dem Weg, müsste es selbst das Leben kosten. Unterlasst es nie aus weichlichem Mitleid mit eurem Leib, denn der Teufel möchte nichts anderes, als euch dem Gebet entfremden. Mit dem Gedanken an Gottes Güte und an unsere Fehlerhaftigkeit sollen wir die Einflüsterungen des Teufels und das weichliche Selbstmitleid vertreiben.“

 

„Ach, dass wir doch den Stamm des Kreuzes umklammerten und das Lamm betrachteten, das daran verblutet ist! Dass wir im Aufblick zu Ihm das Feuer des heiligen Verlangens wiedergewännen und damit wieder unserer Tugenden Mutter fänden, das fromme und demütige, das treue und beharrliche Gebet!

An der Brust dieser Mutter werden wir auch das rechte Augenmaß für die Liebe Gottes zu uns wiedergewinnen und an ihr die Liebe, die wir den Geschöpfen schulden, wieder richtig abschätzen lernen. Dann sind wir wieder stark, und alle Schwäche ist in uns verschwunden; alle weichliche Liebe, die das Herz verzagen macht, ist in uns ausgelöscht, und wir werden wieder mannhaft streiten.“

 

„O Heiliger Geist, komm in mein Herz! Zieh es durch Deine Macht zu Dir hin und verleihe mir Ehrfurcht und Liebe! Bewahre mich vor jedem schlechten Gedanken, erwärme mich und entflamme mich wieder mit Deiner himmlischen Liebe, so dass jede Beschwerde mir leicht erscheint. Mein gütiger Herr, hilf mir heute in Deinem Dienste!“