Beitrag 01
„Mögen andere stumme Hunde sein, ich niemals!“
Der italienische Kapuziner Laurentius von Brindisi begründete die Kapuzinerprovinzen von Österreich und Böhmen. Mehrere Jahre leitete er das von ihm gegründete Kloster in Prag. In Prag, dem damaligen Zentrum des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation, kam er in direkten Kontakt mit den Protestanten. In der Folge entstand eine ausführliche Abhandlung gegen den neuen Glauben mit dem Titel: „Darstellung des Luthertums“.
Im Jahre 1608 erschien der protestantische Prediger Polycarp Leyser im Gefolge des sächsischen Kurfürsten in Prag. Leyser galt als Säule des Protestantismus. Er wurde von den Protestanten wie ein Orakel geehrt. Was ihm am meisten Ansehen verschaffte, war die Unverschämtheit, mit der er über alles Katholische herfiel. In Prag strömten viele Katholiken zu seinen Predigten. Viele kamen zum Abfall. Die hohen Herren aus Adel und Klerus aber schwiegen, nur Laurentius reagierte entschlossen und sprach: „Haben wir Katholiken hier am kaiserlichen Hoflager weniger Recht als der Sachsenherzog? Darf sein Lügenprediger ungestraft das Volk beschwindeln und verführen, während wir, die Verteidiger der göttlichen Heilswahrheit, zum Schweigen verurteilt sind?“ – „Mögen andere stumme Hunde sein, ich niemals!“
Hören wir aus der Vorrede an den Leser der „Darstellung des Luthertums“ des heiligen Kirchenlehrers Laurentius von Brindisi:
„Erhoben hat sich unter uns ein Streit über die Lehre des Glaubens. Nach dem allgemeinen und notwendigen Gebot des seligen Apostelfürsten Petrus müssen wir aber alle bereit sein, jedem, der danach verlangt, Rechenschaft über unseren Glauben abzulegen.
Weil der innere Glaube allein nicht genügt, verlangt der heilige Paulus, dass wir immer bereit seien, den christlichen Glauben entschlossen zu verteidigen. Mit Gott bewaffnet und mit der Waffenrüstung des göttlichen Geistes versehen (vgl. Eph 6,13), sollen wir unerschrocken die Lehre des heiligen Glaubens und unserer Frömmigkeit verteidigen. [Wir kämpfen] nicht nur gegen den Teufel, sondern auch gegen seine Soldaten und Offiziere, die unter dem Zeichen des Teufels und des Antichristen Kriegsdienst leisten und gegen Christus streiten und die Wahrheit des christlichen und katholischen Glaubens zum Verderben der Seelen angreifen.
Es befiehlt daher Petrus, das Oberhaupt der Apostel und nach Jesus Christus das oberste Haupt der Kirche Gottes, dass wir, wenn wir von Feinden in Angelegenheiten des Glaubens heraus-gefordert werden, jedem antworten sollen, der Rechenschaft fordert über den Glauben, die Hoffnung und Wahrheit, die wir in uns haben (vgl. 1 Petr 3,15), damit wir nicht schweigen wie Stumme und Sprachlose. Die Wahrheit muss gegen die Verleumdungen der Feinde geschützt und verteidigt werden durch eine wahre apologίa, d.h. Verteidigung. Denn wenn die Feinde Christi gegen den Glauben und unsere Frömmigkeit wüten, ist das Schweigen eine äußerst gefährliche Sache“.
(aus: Laurentius von Brindisi, Opera omnia, Vol. II Hypotyposis Lutheranismi, Pars I Hypotyposis Martini Lutheri, Patavii, ex officina typographica seminarii 1930, Praefatio ad lectorem, S. 2f.)