Kapitel 13

Konzil von Trient verurteilt Luther als Häretiker

Der Geist des Konzils spricht immer häufiger: Luther habe die Kirche nicht spalten wollen, sondern reformieren. Lächerlich, würde der hl. Laurentius von Brindisi sagen. Wir nennen Luther bewusst einen Kirchenspalter! Denn wenn auch die Kirche ihrem göttlichen Haupte nach nicht und niemals gespalten, d.h. geteilt werden kann, sondern immer eins ist – so kann die Kirche ihrem Leibe nach, der aus menschlichen Gliedern besteht, sehr wohl schweren Schaden nehmen. Wölfe vermögen gegen den Hirten nichts, reißen aber die Schafe. Häretiker aller Zeiten und insbesondere Luther mit seiner Brut haben durch hartnäckiges Beharren auf ihren Irrlehren ganz bewusst gläubige Seelen in großer Zahl von der wahren Kirche Christi abgespalten. Darum sah sich der auf deutschem Boden tätige hl. Kapuziner und Kirchenlehrer Laurentius von Brindisi genötigt, zur Verteidigung der katholischen Wahrheit das Wort gegen die lutheranischen Irrlehrer zu ergreifen. Hören wir aus seiner „Darstellung des Luthertums“:

„Martin Luther hat den Glauben verlassen, [und zwar den Glauben] der heiligen Römischen Kirche. Fern [von der Wahrheit[14]] hat er in der Verworfenheit seines Sinnes im Glauben Schiffbruch erlitten (vgl. 1 Tim 1,19). Einmal der Irrlehre verfallen wurde Luther zum waschechten Häretiker. Dies ist ebenso sicher, als der Glaube der heiligen Römischen Kirche wahrhaftig der katholische und apostolische Glaube ist, ohne den niemandem der Zugang zum Heil offensteht (vgl. Hebr 11,6).

Paulus hat den Glauben der Römischen Kirche ganz offen als den katholischen und apostolischen gelehrt, wo er [im Briefe an die Römer] sagt, daß der Glaube der Römer verkündet werde in der ganzen Welt als der allgemeine Glaube der Römischen Kirche (Röm 1,8). Aber wie die Juden den christlichen Glauben, so leugnet Luther [und] verwerfen jetzt alle Häretiker die Römische Kirche. Sie sagen, sie sei nicht die wahre Kirche. Die Lutheraner leugnen die Wahrheit der Römischen Kirche mit derselben Verwegenheit, mit der die Arianer die natürliche Wesenseinheit des Gottessohnes Christus mit dem Vater leugneten, die Nestorianer die Personeneinheit Christi und die Gottesmutterschaft [Mariens] und die Macedonianer die Gottheit des Heiligen Geistes.

Über alle Häretiker aber können wir mit Fug und Recht sagen: Ein Volk ist es ohne Rat und ohne Einsicht. O wären sie weise, hätten Einsicht und bedächten, welches ihr Ende sein wird! (Dtn 32,28f.) Sie sind überantwortet ihrer verworfenen Gesinnung (Röm 1,28), und der Gott dieser Welt hat ihre Herzen verblendet, auf daß ihnen das Licht des Evangeliums, der Wahrheit des Evangeliums und des katholischen Glaubens, nicht erstrahle (2 Kor 4,4). Die Stadt auf dem Berge vermögen sie nicht zu sehen (vgl. Mt 5,14). Die Römische Kirche wurde nämlich von Gott zu höchster Würde und Stellung erhoben. Alle in Christus vereinigten Teilkirchen grüßten sie, wie Paulus sagt.[15] Unter allen Gemeinden Christi nahm immer und von Anfang an die Römische Kirche den ersten Platz ein, sie, die Mutter und Lehrmeisterin aller Kirchen.

Da Luther also die Römische Kirche verließ, verließ er das wahre Christentum. Da er vom Glauben Christi abfiel, wurde er zu einem aus der Zahl derer, von denen Paulus sagt, dass in den letzten Zeiten einige vom Glauben abfallen. (1 Tim 4,1) Er wurde zu einem aus jener Menge, die Johannes Antichristen nennt, welche aus unserer Mitte hervorgegangen sind. (1 Joh 18f.) Johannes nennt die Häretiker Abtrünnige und mithin Antichristen! Sie verfolgen und bekriegen die Kirche in einem mörderischen Kampf. In Wirklichkeit verfolgen sie Christus selbst, wie [der Herr] zu Paulus sagt: [Saul,] warum verfolgst du MICH? (Apg 9,4).Wer auch immer unter christlichem Namen ein Abtrünniger von der wahren Kirche und dem rechten Glauben ist, ist in Wahrheit ein waschechter Häretiker, welcher die Kirche nicht hört (vgl. Mt 18,17). Er bevorzugt stattdessen in der Glaubenslehre und der Auslegung der göttlichen Schriften sein eigenes Urteil und zieht dieses dem Urteil der katholischen Kirche sowie [insbesondere] der rechtgläubigen Väter vor.

Der Häretiker hält mit hartnäckiger und dreister Treulosigkeit an seinen Lehrmeinungen fest, entgegen dem allgemeinen Glaubenssinn und Spruch der gesamten Kirche! Auf sein eigenes Urteil gestützt hat Luther die heilige Kirche verachtet, bekämpft und ihr schwersten Schaden zugefügt[16]. Und wenn jemand hierüber [immer] noch Zweifel hegt, so kann er genauso gut zweifeln am Lichte der Sonne und der Wärme des Feuers. Als ein Leugner[17] der von den Vätern [überlieferten][18] Religion wurde er nach dem öffentlichen Urteil der Kirche ein Verderber des wahren Glaubens. Das von Papst Leo X. über ihn verhängte Urteil [wurde] sowohl [von] Hadrian VI., Clemens VII. als auch anderen seiner Nachfolger bestätigt. [Und nicht zuletzt] verurteilte auch das im Heiligen Geist rechtmäßig versammelte heilige und allgemeine Konzil von Trient diesen verhängnisvollen[19] und unglückseligen Apostaten als Häretiker“.

(aus: Laurentius von Brindisi, Opera omnia, Vol. II HypotyposisLutheranismi, Pars I Hypotyposis Martini Lutheri, Patavii, ex officinatypographicaseminarii 1930, SectioQuarta, DissertatioSecunda,I S. 150f.;V-VI S. 156f.)