Beitrag 16

Katholisch ist, was IMMER, ÜBERALL, VON ALLEN geglaubt wird

In der Diskussion mit Lutherjüngern begegnet man oft ungläubigem Staunen, wenn wir unsere katholische Überzeugung darlegen, die eine und wahre Kirche Christi zu sein, die eine und wahre Glaubenslehre zu haben. Das moderne Denken kann sich nicht vorstellen, dass es ein sicheres Wissen der Wahrheit geben soll. Doch gibt es rationale Argumente dafür, von welchen im heutigen Beitrag die Rede sein wird. Hören wir aus der „Darstellung des Luthertums“ des hl. Kirchenlehrers Laurentius von Brindisi:

„Um zu unterscheiden, was in Wahrheit katholisches Dogma ist, [und] wie Luthers Lehre zu beurteilen ist, besitzen wir außer dem [früher genannten] Maßstab [der kirchlichen Autorität] von den heiligen Vätern [etwas weiteres]. Vinzenz von Lerin nämlich sagt – und er spricht dabei mit dem Mund fast aller rechtgläubigen Väter -, es sei festzuhalten [Zitat], „was überall, was immer, was von allen geglaubt worden ist“. [Nur] dies sei wirklich und eigentlich katholisch, was die Allgemeinheit, das Alter und die Übereinstimmung hat, d. h. was von allen oder fast von allen geglaubt worden ist.

Zu Recht wird dies beim katholischen Dogma und bei der katholischen Glaubenslehre erfordert; denn der Glaube ist nur ein einziger, so wie auch Christus und Gott: Ein Herr, ein Glaube, eine Taufe, ein Gott und Vater aller (Eph 4,5f.), eine einzige Wahrheit über Christus, von den Aposteln durch den Hl. Geist über den ganzen Erdkreis verkündet und von den Gläubigen aufgenommen. Diese Lehre ist in der Kirche immer unverletzt, unversehrt, unvermindert bewahrt worden; es kann keine andere geben.

Paulus schreibt [darum] an die Galater mit Ernst und Strenge: Es wundert mich, dass ihr euch so schnell … einem anderen Evangelium zuwendet; und doch gibt es kein anderes, es gibt nur gewisse Leute, die euch verwirren … sie wollen das Evangelium Christi wenden, d.h. verdrehen. Aber selbst wenn wir oder ein Engel vom Himmel euch ein anderes Evangelium, eine andere Lehre oder einen anderen Glauben, verkündeten, als wir euch verkündet haben: er sei verflucht! Wie wir es schon früher gesagt haben, so wiederhole ich es jetzt: Wenn jemand euch ein anderes Evangelium verkündet, als ihr empfangen habt: er sei verflucht! (Gal 1,6-9).

Paulus warnt [die Galater], dass sie eine vom empfangenen Glauben abweichende, ja ihm entgegengesetzte Glaubenslehre hörten; deshalb gebrauchte er das griechische Wort παρά, was auch gegen bedeutet. Dies[es Wort] gebrauchte er [auch] im Brief an die Römer: Ich bitte euch…, Habt auf die Acht, die Streitigkeiten und Ärgernisse[25] anstiften gegen[26] die Doktrin, die ihr gelernt habt (Röm 16,17). Auch der Apostel Judas spricht [von denen], die von der einmal empfangenen Glaubenslehre wegführen wollen: Da mir sehr am Herzen liegt, euch über unser gemeinsames Heil zu schreiben, halte ich es für notwendig, [euch … zu ermahnen,] für den Glauben zu kämpfen, der den Heiligen ein für allemal überliefert ist! (Jud 3).

Die Irrlehrer, sagt er, beginnen Krieg hinein und ringen[27] mit euch, um den einmal übergebenen Glauben niederzuringen. Deshalb bin ich gezwungen zu schreiben, damit ihr den Kampf gegen die Häretiker aufnehmt und den ursprünglichen Glauben verteidigt. Der wahre Glaube ist genau jener, den Christus lehrte, den die Jünger angenommen, die Apostel gepredigt, die Kirchen bewahrt und unsere Vorfahren von den Aposteln ununterbrochen uns überliefert haben.

Die katholische Glaubenslehre hat also notwendigerweise diese drei Eigenschaften: Sie ist von der Zeit der Apostel an überall in der Kirche und von allen geglaubt. Wenn daher jemand eine andere Glaubenslehre predigt oder irgendetwas Neues dem Glauben hinzufügt, so ist er nach der Sentenz des hl. Paulus mit dem angekündigten Anathem zu belegen (1 Kor 5,5). Es muss erwogen werden, ob der Lehre Martin Luthers, die er angeblich zur Erneuerung der Kirche vom Himmel empfangen hat, diese drei Dinge zukommen, d. h. ob Luthers Lehre auf die ältesten Zeiten zurückgeht, ob sie universal und mit großer Zustimmung von allen in Gottes Kirche immer und überall geglaubt worden ist ----- oder ob er eine neue Lehre gepredigt habe, und ein anderes Glaubensfundament zu legen beschlossen hat, und eine neue, nach seinem Namen benannte Kirche in der Welt gründen wollte.

Wie wir lesen, wurden auf den heiligen Konzilen die Häretiker verdammt als solche, die das Unkraut unter den Weizen säen[28] (Mt 13,25). Nach dieser Regel also wäre Luther von der gesamten Kirche verurteilt als ein erklärter Irrlehrer, gleichsam Fremdes und Abweichendes lehrend, einen neuen, für die Ohren der Gläubigen unerhörten Glauben“.

(aus: Laurentius von Brindisi, Opera omnia, Vol. II HypotyposisLutheranismi, Pars I Hypotyposis Martini Lutheri, Patavii, ex officinatypographicaseminarii 1930, SectioQuarta, DissertatioTertia, VI-VII S. 168ff.)