Beitrag 19

Was sagen eigentlich die anderen „Reformatoren“ über Luther?!

Seit dem II. Vatikanischen Konzil werden Werk und Person Martin Luthers von katholischen Professoren, Bischöfen, Kardinälen und Päpsten in stetig zunehmendem Maße positiv gewürdigt. Doch schon am Ende des 19. Jahrhunderts färbte die protestantische Lutherverehrung in deutschen Landen auf die katholische Lutherrezeption ab. Der insbesondere von deutschen Bischöfen und Theologen vorangetriebene falsche Ökumenismus des Konzils fiel nicht plötzlich vom Himmel – d.h. er kam weder plötzlich - noch vom Himmel.

Die Geschichtsfälschung jenes neuen Lutherbildes wird durch Geschichtszeugnisse offenbar. Der hl. Laurentius von Brindisi hat Aussagen über Luther gesammelt, die von zeitgenössischen Sektierern stammen, d. h. von engen Vertrauten und Mitstreitern. Diese unverdächtigen Zeitzeugen bestätigen unsere katholische Kritik an diesem angeblichen „gemeinsamen Vater im Glauben“. Hören wir aus der „Darstellung des Luthertums“ des hl. Kirchenlehrers Laurentius von Brindisi:

„Paulus zeichnete den häretischen Menschen, damit in erster Linie Luther, ganz nach dem Leben [Zitat]: Wenn einer anders lehrt und sich nicht an die heilsamen Worte unseres Herrn Jesus Christus und an die der Frömmigkeit entsprechende Lehre hält, ist er stolz und versteht nichts. Er leidet an Streit- und Zanksucht. Daraus entstehen Neid, Streit, Lästerung, böse Verdächtigungen, ständige Reibereien, wie sie sinnverwirrte Menschen lieben, die von der Wahrheit abgekommen sind (1 Tim 6,3-5). Wer erkennt hier nicht Luther naturgetreu in seinen Farben gezeichnet?

·        Er hielt sich nicht an die Lehre der Kirche und der rechtgläubigen Väter;

·        er wollte anders lehren, neue Dogmen und einen neuen Glauben verkünden;

·        er meinte, allein Einsicht zu haben, allein die Hl. Schrift zu verstehen;

·        er verachtete die Überlieferungen, die kirchlichen Gesetze und Lehren;

·        er stachelte die Massen auf, entzündete Polemik und Konflikte;

·        stolz und mit gewaltiger Aufgeblasenheit verachtete er alle.

Kommen wir nun zu den bekannteren Irrlehrern: Ulrich Zwingli, Martin Bucer, Johannes Calvin und andere, die Luther deutlich tadelten.

Zwingli[1], anfangs Luthers bester Freund und geliebter Sohn, ging in seiner Antwort auf Luthers Buch über das Sakrament auf Luther los [Zitat]: „Hier wird Gottes Wort den Sieg davontragen, nicht die wahnsinnigen Beschimpfungen, mit denen du uns Schwärmer [und] Dämonen nennst, Fanatiker, Häretiker, Aufrührer [und] Heuchler und was sonst noch [alles]“. Luther [sagt Zwingli], beanspruche für sich besonderes Lob und rühme sich, die unter den Schemeln verborgene Schrift [erst] ans Licht gebracht zu haben. Vom Zorn gepackt wüte und tobe er; es gebe bei ihm eine so große Menge von Beschimpfungen, dass sie nicht aus der Quelle der Liebe hervorgehen könne. [Luther] ahme die Arianer und Marcioniten nach und verderbe das Wort Gottes. Mit arrogantem Verbal-Hochmut erschüttere er die Geister der einfachen Leute und wickle sie mit den schlimmsten Irrtümern ein. Er sei ein Verführer [und] Betrüger, [ein] Verleugner Christi. Mit diesen und anderen hervorragenden Titeln wurde Luther von Zwingli geehrt.

Martin Bucer[2] sagt im Dialog gegen Philipp Melanchthon, Luther werde von allen des Hochmuts und der herrischen Geschwätzigkeit  angeklagt, und dass er keinen Widerspruch dulde. Wenn aber Luther fordert, niemand dürfe von ihm in irgendeinem Punkt abweichen, lege er dar, dass er Gott sei. In seinen Übersetzungen und Erklärungen der Schrift seien aber gewiss viele Fehler.

Johannes Oekolampad[3] sagt in seiner Antwort auf die Confessio Luthers: Luther sei ein vom Teufel begonnenes Buch gewesen und habe es mit dessen Gewalt vollendet. Er [selbst] habe im Glauben und im Bekenntnis Luthers zwölf Artikel entdeckt, von denen manche peinlich inhaltslos waren; einige waren weniger ehrlich als listig dargestellt, andere wiederum waren falsch und verwerflich; einige aber widerstreiten offen Gottes Wort und dem christlichen Glauben. Luther habe seine Lehre mit dem Teufel begonnen und erwähne darum den Teufel so oft. Luther selbst klagt im Buch Gegen die Schwärmer, er werde von Ökolampadius und Karlstadt und anderen Sakramentariern als Mensch voll des Teufels bezeichnet.

Johannes Calvin[4] sagt, [dass] wie Luther in außerordentlichen Tugenden brillierte, er andererseits an so großen Lastern litt, weil er überall von Zügellosigkeit sprudelte. O, dass er sich doch, sagt Calvin, mehr Mühe gegeben hätte, seine Laster zu erkennen! Gegen die Lutheraner aber war Calvin äußerst scharf wegen des bitteren Streits, der zwischen den Lutheranern und den Sakramentariern loderte. Calvin verdammte zusammen mit den Lutheranern sogar Luther selbst wegen Häresie.

[Andere] Theologen zückten die Feder gegen Luther, [weil der] die Sakramentarier in eigener Autorität als diabolische Häretiker verdammt hatte. Sie sagen: „Das Buch ist voll von Dämonen, strotzt von schamlosen Aussprüchen [und] sprudelt von Hass und Wut“. Und an einer anderen Stelle: „Luther nennt uns eine verdammte Sekte; möge er aber zusehen, dass er sich nicht selbst durch derartig zornige Aussprüche als Erzhäretiker erklärt‘“.

[Schließlich] berichtet [uns] Cyriacus Spangenberg[5] [von den] Wittenbergern und Leipzigern, [die] von Luther abgefallen waren. Diese nannten ihn einen Menschen, der nur über sich allein gut dachte, dem nichts gefiel, außer was er selbst gesagt oder getan hatte. Weiter nannten sie ihn derart zanksüchtig, dass er immer seine eigene Meinung als die richtige schützte und niemandem etwas glauben wollte, der aus der Mücke ein Kamel machen kann, der tausend sagt und kaum fünf begreift; der ausplaudert, was immer ihm in den Mund kommt und gering achtet, ob das Gesagte wahr oder falsch ist; ein Gschaftelhuber[6], d. h. der sich in alles einmischt und in Dinge hineinstürzt, die ihn nichts angehen; der sich gut verkaufen will und die anderen tyrannisch niederhält und knechtet; einen Träumer, der nächtliche, aus einem berauschten Haupt entsprungene Gesichte für das reine Wort Gottes verkauft.

O heiligster Prophet, den Germanien erhalten hat!“

(aus: Laurentius von Brindisi, Opera omnia, Vol. II Hypotyposis Lutheranismi, Pars I Hypotyposis Martini Lutheri, Patavii, ex officina typographica seminarii 1930, Sectio Quarta, Dissertatio Quarta, I; III-VI S. 185ff.; VIII S. 190)

[1] *1484 + 1531 Schweizer „Reformator“ in Zürich und Bern.

[2] *1491 + 1551. Ehemals Dominikaner. Führender Protestant in Südwestdeutschland. Stritt mit Luther über das Abendmahlsverständnis. Ebenso taten Zwingli, Oekolampad, Calvin.

[3] *1482 + 1531, Priester. „Reformator“ in Bern und Basel. Mit Zwingli beim Marburger Religionsgespräch 1529.

[4] *1509 + 1564. Schweizer „Reformator“ in Genf.

[5]*1528 + 1604. „Reformator“ aus Nordhausen, Student Luthers in Wittenberg.

[6] Wörtliche Übersetzung von „polypragmonicon“ ins Bayrische.