Beitrag 23

Wider die Luthertheologie der Messe!

Im letzten Beitrag hörten wir mit Schrecken die hässlichen Angriffe des bösen Feindes auf das hl. Messopfer und die Priesterweihe. Ein noch grösserer Schrecken ergriff uns, als wir die erbärmliche Reaktion Luthers vernahmen auf jene teuflischen Einflüsterungen, die modernen Ansichten so ähnlich scheinen. Hören wir darum heute die theologischen Antworten des hl. Kirchenlehrers Laurentius von Brindisi aus seiner „Darstellung des Luthertums“:

„Damit aber nicht jemand glaubt, die Argumente des Teufels seien evidente und zwingende Beweise, so ist es an uns, diese zu erwägen und zu widerlegen; allerdings nicht „Argumente“, die diesen Namen verdienen, sondern faule Spitzfindigkeiten.

Das erste „Argument“ nämlich ist [schon] aus Lügen zusammengeflickt. Er lügt, wenn er sagt, daß die katholischen Priester ungläubig seien, daß sie nicht mehr an Christus glaubten als Türken und selbst Dämonen, und daß sie demnach, da sie gleich den Ungläubigen ohne Glauben seien, nicht zum Vollzug der Wandlung imstande seien. Er lügt auch, wenn er sagt, daß wir alle, indem wir Christus verlassen, uns an Maria und die Heiligen wenden, sowie daß keiner der Papisten dies leugnen könne und daß zu diesem Zweck der Priester geweiht werde und die Messe zelebriere. Dies sind faule Lügen! Denn wir glauben an Christus, den wahren Sohn Gottes der Natur nach und eines Wesens mit dem Vater, dem Vater gleichewig und gleicher Würde, wahrer Gott von Natur aus: Was alles die Türken nicht glauben. Wir glauben nicht allein an den gestrengen Richter; ebenso an den wahren göttlichen Versöhner und Heiland. Und wir treten nicht unter Abkehr von Christus zu Maria und den Heiligen hinzu. Wir rufen diese als unsere Fürsprecher bei Christus an, indem wir glauben, daß sie mit Christus im Himmel für immer die Seligkeit geniessen.

Das zweite „Argument“ ist zur Gänze lügnerisch: Daß [nämlich] der Priester gegen die Anordnung und Absicht Christi bestellt und geweiht werde, weil Christus gewollt habe, daß das Sakrament für das christliche Volk ausgeübt und gespendet werde. Wann jemals hat Christus befohlen, daß der Priester nur dann zelebrieren dürfe, wenn das kommunizierende Volk anwesend sei? Was ist, wenn diejenigen, die der Messe beiwohnen, entweder unwürdig oder unvorbereitet sind und nicht kommunizieren wollen? Muß man etwa Unvorbereiteten und Unwürdigen das Sakrament reichen? Wohl hat Christus dieses Sakrament für alle eingesetzt, aber auf daß es würdig und mit Frömmigkeit empfangen werde: Denn wer unwürdig ißt und trinkt, der ißt und trinkt sich das Gericht (1 Kor 11,29).

Es ist möglich, daß der Priester in der privaten Messe allein kommuniziert, weil andere, welche kommunizieren wollen oder können, nicht da sind. Dennoch bringt der Priester, gleichsam als öffentlicher Diener der Kirche, das Opfer für die ganze Kirche dar, zum allgemeinen Heil und zur Wohlfahrt aller Gläubigen. Und er ist bereit, all denen, die wollen und können, die heilige Kommunion zu spenden. [Ebenso] können alle Beiwohnenden, wenn sie nicht sakramentalerweise kommunizieren, dies geistlicherweise tun, besonders in der Verfassung großer innerer Frömmigkeit.

Das dritte Argument stützt sich nicht weniger auf Lügen, dass Christus wolle, dass [mit der Messe] eine öffentliche Verkündigung[1] stattfinde, denn er sagt: „Das tuet zu meinem Gedächtnis“ (Lk 22,19). Doch eines ist das Gedächtnis (memoria), ein anderes die Verkündigung (concio); eines ist das Gedenken (commemoratio), ein anderes die Predigt (praedicatio). Hier fordert der Herr das Gedächtnis (memoria), nicht die öffentliche Verkündigung. Und [wenn] Paulus sagt: Ihr verkündet den Tod des Herrn, bis er kommt (1 Kor 11,26), [dann] spricht er zu den Kommunizierenden (communicantes), nicht zu den Priestern, welche die sakramentale Handlung verrichten. Wir [Priester] aber verkünden [den Tod des Herrn] in der Danksagung nach der Kommunion, nicht durch das Predigen, [d. h.] durch den Empfang der Eucharistie zum Gedächtnis des Leidens, wie es der frommen Danksagung zukommt für [diese] große Wohltat göttlicher Liebe zu uns.

Das vierte Argument geht aus derselben Lügenwerkstatt hervor, fabriziert vom Künstler der Lügen, dass der Priester geweiht sei von Christus, um Priester des Sakraments zu sein, nicht Diener des Opfers, nicht, um Gott zu opfern, sondern um dem christlichen Volk das Sakrament der Eucharistie darzureichen. Doch woher steht es fest, dass die Messe nur Sakrament ist, nicht auch Opfer? Oder woher beweist er es? Wir nämlich haben von Christus ein ewiges Opfer nach der Ordnung des Melchisedech (vgl. Ps 109,4; Hebr 5,6; 7,13f.), über das der Herr durch Malachias sagt: An jedem Ort wird geopfert und mir eine reine Opfergabe dargebracht (Mal 1,11).

Das fünfte Argument, dass gegen die Meinung Christi in der Privatmesse das gemeinsame Sakrament zu einem selbsteigenen Werk werde, welches anderen zugewendet und verkauft wird, ist eine Lüge und Verleumdung. Denn in der privaten Messe ist es erlaubt, dass allein der Priester kommuniziert [und] keine anderen zur sakramentalen Kommunion hinzutreten. Das Opfer wird dennoch vom Priester als dem öffentlichen Diener der Kirche Gott dargebracht zum Lobe und zur Ehre Christi, für das Heil und die Unversehrtheit des christlichen Volkes. Und das Opfer wird nicht verkauft! Sondern es wird von den frommen Gläubigen ein Almosen angenommen, denn wer dem Altare dient, soll vom Altare leben [Zitat]: Wenn wir euch das Geistige gesät haben, ist es da etwas Großes, wenn wir euer Fleischliches ernten? (1 Kor 9,11).

So können wir fürwahr die Argumente Satans sehen, die Messe sei abscheulicher Götzendienst – wertlose, nichtige, kraft- und bedeutungslose Argumente. Und dennoch erschienen sie Luther unüberwindbar, so dass er vollständig überzeugt war, die Messe sei ein Gräuel. Er sagt auch, er sei zwar von Jugend auf ein großer, schwerer und schändlicher Sünder gewesen; für die größte Sünde aber halte er es, dass er 15 Jahre lang durch so viele Messen seinen geliebten Herrn so abscheulich gereizt, gemartert und geschlagen habe.“

(aus: Laurentius von Brindisi, Opera omnia, Vol. II Hypotyposis Lutheranismi, Pars I Hypotyposis Martini Lutheri, Patavii, ex officina typographica seminarii 1930, Sectio Quinta, Dissertatio Secunda, II-III S. 211ff.)

[1]concio, -onis = contio nach Georges: Versammlung des Volkes bzw. Rede, Vortrag.