Beitrag 25

„Die Geister, die ich rief“ – „Heil dir, Luther, dir, künft’gem Reformator, Heil!“

Zuletzt hörten wir, dass Luther dem bösen Feind Gehör schenkte und so nicht nur selber verführt, sondern darüber hinaus zum Verführer vieler wurde. Dazu vereinigte er in sich auch den bösen Geist vieler anderer Verführer, die vor ihm als Häretiker von heiligen Lehrern der Kirche bekämpft worden sind. Welche das sind, das hören wir nun wieder vom hl. Kirchenlehrer Laurentius von Brindisi aus seiner „Darstellung des Luthertums“:

„Sämtliche Häretiker schenkten ihre Aufmerksamkeit den Geistern des Irrtums und den Lehren der Dämonen. Sie waren eingeschworene Jünger Satans. Luther jedoch war in überaus auffallender Weise auf die Worte seines Meisters eingeschworen. Jeder Urheber einer Häresie besaß [ja] einen ihm eigenen Geist des Irrtums, der das [ganze] Werk seiner Darlegungen durchzieht. Luther aber hatte nach Art jenes Menschen, in den sieben schlimmere Geister fuhren (Lk 11,26), sehr viele Geister des Irrtums, denen er folgte.

Luther folgte dem Geiste Simons des Magiers, der von den heiligen Vätern als Vater der Häretiker bezeichnet wurde.[1] Und da er ob der strengen Zurechtweisung des Apostelfürsten Petrus vom Glauben abgefallen und abermals in das Lager des Teufels übergewechselt war, wurde er zum Hauptfeind des obersten Hirten der Kirche. So auch Luther, der, nachdem er den katholischen Glauben verlassen hatte, den Nachfolger Petri mit der Schärfe des Hasses bekämpfte, insbesondere des Spruches wegen, durch welchen er vom Papste verurteilt wurde.

Auch in anderen Dingen zeigt Luther den Geist Simons des Magiers und seiner Anhänger. Denn Simon der Magier machte nach dem Zeugnis des [hl.] Vinzenz von Lerin Gott, den Schöpfer, zum Urheber alles Bösen. Diese allerschlimmste Gotteslästerung speit auch Luther in seiner Schrift Vom unfreien Willen an Erasmus von Rotterdam hervor. Eine derartige und so große Gotteslästerung bezeichnet der heilige Irenäus als schlimmer denn eine Häresie.

[Desweiteren] beachtet Luther den Geist der Manichäer, die, wie der heilige Hieronymus schreibt, die Natur des Menschen verdammen und ihr den freien Willen absprechen. Abgesehen von dem 30. [Glaubens-]Artikel, in welchem Luther den freien Willen als eine ‚Sache bloß dem Namen nach‘ bezeichnet, wie auch abgesehen von der Wahrheitsbekräftigung bezüglich desselben Artikels, worin er wortreich behauptet, der freie Wille sei nur ein leeres Wort, schrieb Luther auch ein ganzes Buch von ordentlichem Umfang gegen den freien Willen. Auch dieser Geist des Irrtums war in Luther viel boshafter als im Geist der Manichäer. Diese nämlich leugneten den freien Willen [nur] verschleiert. Luther hingegen verteidigt diesen Irrtum heftig, errichtet Basis und Fundament für ein ganzes Lehrgebäude und bezeichnete diesen Artikel als den besten von allen und das höchste aller seiner Werke. Er geht so weit, daß er sagt, andere Artikel über das Papsttum und ähnliche Dinge könnten als Plunder angesehen werden. So sehr war Luther aus [ganzer] Seele diesem Geiste des Irrtums verfallen.

Er sog auch den Geist der Novatianer in sich ein, welche nach dem Zeugnis des Theodoret die Sakramente der Buße und der Firmung leugneten. Luther leugnete nämlich in seiner Schrift Über die babylonische Gefangenschaft der Kirche offen die Siebenzahl der Sakramente.

Auch schöpfte er aus dem Geist der Donatisten, welche ersannen, die Kirche sei vor vielen Jahrhunderten in der ganzen Welt zugrunde gegangen und allein in Afrika durch Donatus wiederaufgetaucht. Sie verfolgten die Katholiken mit unglaublichem Haß, vor allem die Mönche ganz grausam, die sie Pharisäer nannten, und sogar Bischöfe und am meisten von allen den Papst, dessen Lehrstuhl sie Sitz der Pestilenz nannten. Sie verwüsteten Klöster, plünderten Kirchen, zerbrachen die Altäre und verunehrten das göttliche Sakrament, wie der heilige Augustinus an vielen Stellen bezeugt. Dieser Geist der Donatisten aber zeigte sich viel offensichtlicher in Luther, und er kann immer noch in seinen Lutheranern betrachtet werden.

Aber auch im Hinblick auf den Geist der Arianer kann man bei Luther und den Lutheranern [manches] beobachten. Denn die Arianer nahmen, wie der hehre Augustinus an Maximus, den Arianer schreibt, in keiner Weise die nicht niedergeschriebenen kirchlichen Überlieferungen an, sondern ließen nur die Heilige Schrift gelten.

Es tränkte der Satan Luther auch mit dem Geist des Vigilantius. Dieser hatte zu lehren gewagt, die Reliquien der Heiligen seien nicht zu verehren [und] die Gebete der heiligen Seelen für andere würden von Gott nicht erhört. In dieser Weise ertötete er die Anrufung der Heiligen. Kleriker und Mönche mußten verheiratet sein. Von daher ließen die vigilantianischen Bischöfe nur Verheiratete zu den heiligen Weihen zu. [Der heilige Hieronymus tadelt jenen Häretiker zünftig.][2] Dieser Geist des Vigilantius strömte ohne Abstriche auf Luther über. Dieser sagte sich gänzlich los von aller Reliquienverehrung in seiner Predigt Vom heiligen Kreuze sowie in der Schrift Über die Abschaffung der Messe. In der Schrift An die Waldenser nennt er die Anrufung der Heiligen töricht und gefährlich. Er lehrte und drängte vielerorts darauf, daß die Ehe kraft des Naturrechtes und gar durch göttliches Gebot allen notwendig sei, auch den Klerikern, Mönchen und Nonnen. Das ganze Mönchtum mit seinen monastischen Gelübden verdammte er in einem eigenen Buche.

Es wohnt in Luther auch der Geist der häretischen Montanisten. Diese gestanden gemäß dem heiligen Augustinus den Frauen die Würde der Leitungsgewalt und sogar des Priestertums zu. Im 13. seiner von Leo X. verurteilten [Glaubens-]Artikel sowie in seiner Wahrheitsbekräftigung schrieb und versicherte Luther, daß im Bußsakrament eine Frau ebenso die Lossprechung erteilen könne wie ein Bischof oder der Papst. Und in der Schrift Über die babylonische Gefangenschaft, wo sie über die Weihe handelt, wie auch in der Schrift Über die Abschaffung der Messe, lehrte er, daß alle Christenmenschen durch die Taufe dieselbe Gewalt in der Verkündigung und in der Ausspendung der Sakramente hätten. Frauen schließt er [dabei] von der priesterlichen Gewalt nicht aus. In der Schrift Über die Winkelmesse und Pfaffenweihe schreibt er die priesterliche Vollmacht sogar Dämonen zu.

O Mensch, wahrlich fehlgeleitet durch den Geist des Irrtums!“

(aus: Laurentius von Brindisi, Opera omnia, Vol. II Hypotyposis Lutheranismi, Pars I Hypotyposis Martini Lutheri, Patavii, ex officina typographica seminarii 1930, Sectio Quinta, Dissertatio Tertia, VII-X S. 224ff.)

[1] „So nennt ihn der heilige Irenäus.“

[2] Dieser Satz ist nur leicht abgeändert, steht aber einige Sätze früher bei LvB, darum ist er hier in eckigen Klammern.