Beitrag 03

Die Häretiker sind reissende Wölfe

Der Kirchenlehrer Laurentius von Brindisi bekämpfte 1608 in Prag die Angriffe auf den katholischen Glauben durch die Reformation. Mit feurigen Predigten widerlegte er den protestantischen Hofprediger Polycarp Leyser aus Sachsen. Das brüskierte Leyser nicht wenig. Darum publizierte der seine Predigten [Zitat] „wegen des Geschreies und Gespeies, welches zwei Mönche dagegen erreget haben, ein Jesuit und ein Kapuziner“. Mit dem Kapuziner meinte er Laurentius. Leyser beteuerte zwar, „niemanden verletzt oder beschimpft zu haben, ja sogar die Gegner auf das Sanfteste zu behandeln“. Laurentius aber verglich ihn mit einem Wolf im Schafspelz, der sich nicht wundern dürfe, dass ihn die treuen Hunde des guten Hirten bekämpfen.

Hören wir aus der „Darstellung des Luthertums“ des hl. Kirchenlehrers Laurentius von Brindisi:

„Ich glaube, den Wolf zu sehen und zu hören. Er ist um seine Hoffnung betrogen worden. Von den Hunden zur Flucht bewegt, durfte [Polycarp Leyser] nicht gegen die Schafe wüten. So klagt er mit traurigem Geheul über die Hunde. Nicht schlecht; es dürfen [also] die von den Hirten zur Wache bestellten Hunde sich nicht gegen den Wolf erheben, wenn sie ihn die Herde anfallen sehen! O ungerechte Verfolgung des unschuldigen Wolfes durch die Hunde! Sie greifen nämlich jenen an, von dem sie [ja] niemals angegriffen wurden.

Merkwürdig, dass Polycarp nicht weiß, dass alle Häretiker reißende Wölfe sind, welcher Sekte sie auch angehören. Sie werden von den Katholiken auch wahrheitsgemäß als solche eingeschätzt. Sie sind ein Unheil für die Herde des Herrn, eine tödliche Pest für die Schafe Christi. Hütet euch vor den falschen Propheten, die in Schafskleidern zu euch kommen, unter dem Schein der reinen Predigt, nämlich des Evangeliums, inwendig aber reißende Wölfe sind (Mt 7,15).

Ich nehme gern an, dass Polycarp hier in Prag nicht den Hirten gewünscht hätte, der mit den guten Hunden für den Schutz und das Heil seine Wache ausübt, sondern jenen Mietling, von dem der Herr sagt: Der Mietling aber, der nicht Hirte ist, dem die Schafe nicht gehören, sieht den Wolf kommen und flieht …, und der Wolf raubt und zerstreut die Schafe (Jo 10,12).

Es werden aber in der Hl. Schrift die Häretiker nicht nur einfachhin Wölfe genannt, sondern auch manchmal abendliche Wölfe. So lesen wir bei[m Propheten] Jeremias [das Wort vom] Wolf der Abendstunde, und bei Habakuk und Sophonias abendlicher Wolf. Die heiligen Schriften nennen die Häretiker Wölfe, weil ihnen eine besondere und boshafte Grausamkeit gegen die Schafe zu eigen ist. Sie wüten nämlich gegen die Schafe und verwüsten die Herden, nicht nur um den Hunger zu stillen, sondern aus Gier nach Grausamkeit. [Die göttlichen Schriften nennen die Häretiker] aber auch abendliche Wölfe, denn sie pirschen sich gewöhnlich nicht am Tag an die Beute heran aus Furcht vor den Hirten und Jägern (vgl. Ps 103,20-22). Wegen des Nahrungsmangels den Tag über sind sie am Abend durch einen umso heftigeren Hunger erregt und angestachelt und deshalb viel wütender, grausamer und gefräßiger als am Tage. So wird [in der Schrift] die gesteigerte Grausamkeit der Häretiker gegen die Katholiken beschrieben.

Polycarp hat sich mir als Wolf gezeigt; er scheut [sogar] weder Hirten noch Hunde, sondern dringt bei hellem Licht und gleichsam in offenem Kampf in die Herde ein. Also schmerzt es ihn keineswegs, wenn Hirten und Hunde gegen den offensichtlichen Wolf und öffentlichen Wüterich ihres Amtes gewaltet haben. Nicht zu Recht, sondern zweifellos zu Unrecht führt er also gegen uns Klage. Weil er aber in seiner klagereichen Anschuldigung und Herausforderung verharrt, - auf denn! - wir werden zeigen, dass wir mit Fug und Recht das getan haben, was unsere Aufgabe war“.

(aus: Laurentius von Brindisi, Opera omnia, Vol. II Hypotyposis Lutheranismi, Pars I Hypotyposis Martini Lutheri, Patavii, ex officina typographica seminarii 1930, Sectio Prima, Dissertatio Secunda, IV;V, S. 27ff.)