Beitrag 07

Der selbsternannte Bischof von Wittenberg

Luther fühlte sich von Gott zum Reformator berufen. Diese angebliche göttliche Berufung darf wohl hinterfragt werden. Immerhin führte sie zur Abspaltung von der einen, heiligen, katholischen und apostolischen Kirche. Hören wir aus der „Darstellung des Luthertums“ des hl. Kirchenlehrers Laurentius von Brindisi:

„Was war denn Luthers Berufung? Aus welchem Grund war er sicher, seine Lehrmeinungen vom Himmel zu haben? Luther selbst erzählt im Vorwort seiner Werke gleichsam eine Geschichte: er sei vom Papsttum und Mönchtum [wie ein Saulus] zum Licht des Evangeliums übergegangen. Er sagt nichts von einer göttlichen Berufung, die der Berufung des Paulus irgendwie ähnlich gewesen wäre. Er sagt nur, er habe früher das Wort [von der] Gerechtigkeit Gottes gehasst (Röm 1,17). [Zitat] „Ich hasste den gerechten und die Sünder strafenden Gott und entrüstete mich über Ihn mit Murren, wenn nicht gar mit einer inneren gewaltigen Gotteslästerung“.

[Also] liebte er Gott [ursprünglich] nicht, weil er als Sünder ein sehr beunruhigtes Gewissen hatte.[Zitat] „Ich wütete mit einem wilden und aufgewühlten Gewissen --- bis ich den Zusammenhang der Worte beachtete, nämlich: Die Gerechtigkeit Gottes … offenbart sich in ihm, wie geschrieben steht: Der Gerechte … lebt aus dem Glauben (Röm 1,17). Da fing ich an, die Gerechtigkeit Gottes zu begreifen: der Gerechte lebt durch göttliches Geschenk, nämlich aus dem Glauben. Durch das Evangelium [sagt Luther weiter] werde die Gerechtigkeit Gottes geoffenbart, nämlich die passive; durch sie rechtfertigt uns der barmherzige Gott durch den Glauben. Da fühlte ich, ich sei völlig neu geboren...; von nun an erschien mir das Antlitz der ganzen Schrift als ein anderes. … So war mir diese Paulus-Stelle die Pforte zum Paradies.“

Sonst sagt er nichts über seine göttliche Berufung. Jedoch: auch Chrysostomus hat den Paulus-Vers so verstanden und sehr viele andere Lehrer, ja fast allevi. Was ist hier Wunderbares, daraus die Gewissheit göttlicher Berufung zu dem großen Werk [der Reformation] zu gewinnen?

Gefragt war [ja]: Wer macht die Gewissen sicher? Wer lehrt das reine Wort Gottes: wir oder unsere Gegner? Luther antwortet: „Jeder einzelne möge zusehen, dass er über seine Berufung und seine Lehre ganz gewiss sei!“ [Was für eine Antwort!]vii Eine so lächerliche Antwort macht offensichtlich, dass Luther überhaupt nichts hat, wodurch er die Gewissheit seiner Berufung als Gesandter Gottes beweisen könnte.

viii[Sodann] vollzieht Luther einen Wechsel von Bischöfen zu Fürsten. Zuerst sagt er, dass die Bischöfe ihre Nachfolger berufen, und dass [Zitat] „diese Berufung fortgedauert hat bis auf unsere Tage und fortbestehen wird bis ans Ende der Welt“. Im selben Atemzug [aber] sagt er: „Wenn der Fürst oder eine andere Behörde mich beruft, dann kann ich mich gewiss und mit Zuversicht rühmen, berufen worden zu sein“. Wie zuversichtlichix verkündet Luther die Gewissheit seiner göttlichen Berufung durch den Mund des Fürsten! Ja wie nun, vom himmlischen Orakel belehrt weiß Luther diese Vollmacht von der weltlichen Behörde gegeben, so dass er sicher ist, von Gott gesandt zu sein? … Zwingli war [ja] berufen vom Rat der Stadt Zürich,… Calvin von den Genfern… Aber auf welche Weise macht die weltliche Berufung des Magistrats den Menschen einer göttlichen Berufung so gewiss? Das ist Einbildung, das ist Wahn, das ist Irrsinn.

Da also Luther von keinem rechtmäßigen Bischof berufen ist, die Schafe Christi durch das Wort Gottes zu weiden, sondern durch sich selbst ohne jede rechtmäßige Berufung sich eingeschlichen hat, gehört er zu jenen, von denen der Herr durch Jeremias spricht: Ich sandte sie nicht als Propheten und doch liefen sie; ich sprach nicht zu ihnen und doch prophezeiten sie (Jer 23,21). Und anderswo: Ich sandte sie nicht, sie aber prophezeien lügnerisch in meinem Namen (Jer 27,15).

Da [Luther] keine rechtmäßige Berufung hatte, ist er zweifellos nicht durch die Türe eingetreten; wer aber nicht durch die Tür eintritt…, sondern anders woher einsteigt…, ist ein Dieb und Räuber (Joh 10,1). Offensichtlich ist er einer, von denen Paulus sagt: Es werden nach meinem Hinscheiden reißende Wölfe eintreten und die Herde nicht schonen; und aus euch selbst werden Männer aufstehen, die Verkehrtes reden, um die Herde nach sich zu ziehen (Apg 20,29f.). Ja, noch viel schlimmer: Denn jene, von denen der Apostel hier spricht, waren Bischöfe. Luther aber wurde von niemandem in der Kirche geweiht, und ohne Auflegung der Hände hat er sich selbst als Bischof von Wittenberg eingesetzt, als obersten Hirten seiner Kirche. In eigener Autorität hat er sich selbst erwählt. Für Luther gilt, was der hl. Zyprian über [den Häretiker] Novatian sagte: [Zitat] „Novatian gehört nicht zur Kirche noch kann er als Bischof angesehen werden; denn unter Missachtung der apostolischen Tradition folgte er niemandem nach, sondern ist von sich selbst geweiht worden“. Also ist Luther ein Bischof und oberster Hirte geworden [wie] ein neuer Deus ex machina“.

(aus: Laurentius von Brindisi, Opera omnia, Vol. II HypotyposisLutheranismi, Pars I Hypotyposis Martini Lutheri, Patavii, ex officinatypographicaseminarii 1930, Sectio Tertia, DissertatioTertia, IV,V,XS. 80-82.87; Dissertatio QuartaII, V, S. 91-93, 96f.)