Beitrag 08
Apokalyptischer Engel oder schmutziges Ferkel?
Ist Luthers Auftreten von der Bibel prophetisch geweissagt worden? Einige protestantische Autoren haben sich an der gewagten Deutung etwa eines apokalyptischen Engels auf Martin Luther versucht, z.B. der lutherische Theologieprofessor Aegidius Hunnius1. Davon unbeeindruckt verweist der hl. Laurentius von Brindisi auf den Kontrast solcher Schriftdeutungen zu Leben und Person Martin Luthers. Letzterer war für Laurentius eher ein Ferkel als ein Engel. Laurentius bezieht sich nicht nur auf die berüchtigte Fäkalsprache Luthers, sondern auch auf seine Auffassung vom 6. Gebot. Luther sah nämlich im regelmäßigen Vollzug des geschlechtlichen Verkehrs dieselbe Selbstverständlichkeit und Banalität wie bei der Aufnahme von Speise und Trank. Und er lebte das auch vor, wovon er in seinen Tischreden oft und unappetitlich Zeugnis gibt. Wir könnten Luther also [doch] einen Propheten nennen – insofern er mit seiner Lehre und seinem Leben den moralischen Verfall unserer heutigen Gesellschaft vorweg genommen hat. Hören wir aus der „Darstellung des Luthertums“ des hl. Kirchenlehrers Laurentius von Brindisi:
„Aegidius Hunnius bezieht tatsächlich [biblische] Weissagungen auf Luther [Zitat]: „Wir halten es für eine durch unzweifelhafte Dokumente erwiesene Tatsache, dass in der Apokalypse [Luther], dieser unvergleichliche Verteidiger der Religion, durch die Weissagung des Apostels vorhergesagt wurde“. Welche sind wohl diese unzweifelhaften Weissagungen über Luther in der Apokalypse? Eine lautet: Danach sah ich einen anderen Engel mitten durch den Himmel hinfliegen, der das ewige Evangelium hatte, frohe Botschaft den Bewohnern der Erde zu bringen, allen Völkern und Stämmen und Zungen und Nationen. Und er sprach mit mächtiger Stimme: Fürchtet den Herrn, und gebt Ihm die Ehre; denn die Stunde seines Gerichtes ist gekommen. So betet den an, der den Himmel und die Erde und das Meer und die Wasserquellen geschaffen hat (Offb 14,6f.).
Dies ist die eine apokalyptische Weissagung. Die andere lautet: Ich sah hernach einen anderen Engel vom Himmel herabsteigen, der hatte große Gewalt; und die Erde ward von seiner Herrlichkeit erleuchtet (Offb 18,1). Nach Hunnius hätten sich diese Weissagungen unbestreitbar erfüllt, und Luther würde in ihnen wie mit einen Finger [als jener gewaltige Engel] bezeichnet. Doch aus einem Mops kann man keinen Windhund machen.2 [Ausgerechnet] aus den apokalyptischen Weissagungen will Hunnius Luthers Lob singen, [wo doch gerade] Luther die Inspiration dieses [erhabenen] Buches bezweifelt hat!
Ich will [ja gar] nicht sagen, Hunnius sei nicht versiert in den Heiligen Schriften, auch wenn er den Engel der letztgenannten Weissagung mit dem der vorherigen zu ein und demselben macht – wohingegen Johannes ihn offensichtlich einen anderen Engel nennt. Denn gegen Ende der vorherigen Weissagung heißt es: Und ein ANDERER Engel folgte ihm; was in der zweiten Weissagung erklärt wird, wo abermals gesagt wird: Und ich sah einen ANDEREN Engel. Dieser kleine Lapsus sei dem Hunnius [aber] gern vergeben!
Nun will ich mich auch den Worten des Johannes zuwenden, er sehe mitten durch den Himmeleinen Engel fliegen --- und nicht ein Ferkel aus der Herde des Epikur.3 [Kein fliegender Engel ist Luther, sondern ein Ferkel], das sich im Schlamme unzüchtiger Lust wälzt. In Worten und Werken lehrt er die Menschen, es sei unmöglich ein enthaltsames Leben zu führen4, das uns den Engeln gleich macht, wie der Herr von jenen sagt, die um des Himmelreiches willen ehelos leben. [Außerdem] sei die [Befriedigung der] geschlechtlichen Begierde, laut Luther, genauso zum Leben notwendig wie Essen und Trinken.
Wie denn, bitte, predigt dieser Engel, der [hier] makabererweise mit Luther [identifiziert wurde], die frohe Botschaft den Bewohnern der Erde, allen Völkern und Stämmen und Zungen und Nationen, wenn er dies nicht außerhalb von Deutschland tut? Alsdann frage ich: Was hat die Rede Luthers vom Glauben allein ohne Werke und der absoluten Heilsgewissheit gemein mit der Predigt des apokalyptischen Engels, der mit mächtiger Stimme ruft: Fürchtet Gott, und gebt Ihm die Ehre; denn die Stunde seines Gerichtes ist gekommen. Und betet Ihn an (Offb 14,7)?
Dieser Engel predigt die Furcht des Herrn, das göttliche Gericht, die Herrlichkeit Gottes, damit wir Gott [solche] Ehre und Verherrlichung geben. Dies [aber] geschieht [eben] durch gute Werke: Damit sie - nach dem Worte Gottes - eure guten Werke sehen und euren Vater preisen, Der im Himmel ist (Mt 5,16). Betet Ihn an, und zwar im Geist und in der Wahrheit (Joh 4,23), um ihm ein Lobopfer darzubringen (vgl. Ps 49,14). Häufig sprechen die Heiligen Schriften davon, dass man Gott anzubeten und Gott Opfer darzubringen habe. Luther [aber] hat [andere] Dinge gepredigt, insbesondere das Heil käme allein aus dem Glauben. Also ist er [eher] ein Trompeter wirklicher Häresie [als ein Engel der Offenbarung]“.
(aus: Laurentius von Brindisi, Opera omnia, Vol. II Hypotyposis Lutheranismi, Pars I Hypotyposis Martini Lutheri, Patavii, ex officina typographica seminarii 1930, Sectio Tertia, Dissertatio Quinta, IVS. 104ff.)