ICH BIN DEIN

33 Stufen zur vollkommenen Hingabe an Jesus durch Maria

Mit Texten des Heiligen Ludwig Maria Grignion von Montfort

 

20 . Stufe

„Da sagte Maria: Ich bin die Magd des Herrn“ (Lk 1, 38).

 

DER DREIFALTIGE GOTT UND MARIA

Als Mutter Gottes steht Maria mitten im Geheimnis des dreifaltigen Gottes. Wer Jesus nachfolgt, wird dies gerne in Begleitung seiner Mutter tun und zugleich sich liebend versenken in die Geheimnisse, die Maria mit den drei göttlichen Personen verbindet.

 

EINFACH ZUM ÜBERLEGEN

Nach Worten Ludwigs von Montfort
Das Geheimnis Mariens (1 - 15)

 

Bedeutung der Totalhingabe

Du auserwählte Seele, vernimm ein Geheimnis, das der Allerhöchste mir geoffenbart hat und das ich in keinem alten oder neuen Buch finden konnte. Im Heiligen Geist vertraue ich es dir an, aber unter drei Bedingungen:

1. Du darfst es nur solchen Menschen mitteilen, die es verdienen durch ihr Gebetsleben, durch Almosen und Abtötung, durch die Verfolgungen, die sie erleiden, durch Selbstentäußerung und Seeleneifer.

2. Du musst es benützen, um heilig zu werden und dich vom Irdischen zu lösen; denn die Größe dieses Geheimnisses wächst in dem Maße, als eine Seele davon Gebrauch macht. Darum hüte dich wohl, untätig die Hände in den Schoß zu legen; denn mein Geheimnis würde dir zum Gift und wäre dein Verderben.

3. Alle Tage deines Lebens sollst du Gott danken für die Gnade, die er dir erwiesen hat; denn er hat dir ein Geheimnis eröffnet, das zu kennen du nicht verdienst.

Und je mehr du bei deinen alltäglichen Handlungen von diesem Geheimnis Gebrauch machst, desto besser wirst du seinen Wert und seine Vorzüge erkennen, wenn auch anfangs nur unvollkommen infolge deiner vielen und schweren Sünden und deiner Selbstgefälligkeit.

Ehe du nun in deinem natürlichen, ungestümen Drang nach Erkenntnis der Wahrheit weiterliest, knie nieder und bete andächtig das „Meerstern, sei gegrüßet“, und dann „Komm, Heilger Geist“. Dadurch sollst du von Gott die Gnade erflehen, dieses göttliche Geheimnis verstehen und schätzen zu lernen.

Ich habe nicht viel Zeit zum Schreiben und du nicht viel Zeit zum Lesen, so werde ich alles in Kürze sagen.

Notwendigkeit der Heiligung

Seele, du lebendiges Abbild Gottes, erkauft mit dem kostbaren Blute Jesu Christi, Gott will von dir, dass du in diesem Leben heilig wirst wie er, und im ewigen Leben glorreich wie er (Mt 5, 48). Das Streben nach der Heiligkeit Gottes ist deine eindeutige Berufung. Alle deine Gedanken, Worte und Werke, deine Leiden, ja jede Regung deines Lebens muss darauf gerichtet sein; sonst arbeitest du gegen Gott, denn du tust nicht das, wofür er dich geschaffen hat und wofür er dich jetzt am Leben erhält. Welch wunderbares Werk ist doch das! Staub wandelt sich in Licht, Unlauterkeit in Reinheit, Sünde in Heiligkeit, der Mensch in Gott! Fürwahr, ein wunderbares Werk!

Aber auch ein schweres Werk, das der Natur allein gar nicht möglich ist. Nur Gott kann es zu Ende führen durch die Gnade. Selbst die Erschaffung des ganzen Weltalls ist kein so großes Meisterwerk wie dieses.

 

Mittel zur Heiligung

Seele, was willst du nun tun? Welches Mittel wirst du wohl wählen, um dich dahin zu erheben, wohin Gott dich ruft? Die Mittel des Heiles und der Heiligung sind ja allen bekannt. Das Evangelium gibt sie an, die Lehrer des geistlichen Lebens erläutern sie, die Heiligen üben sie, und alle, die sich retten und zur Vollkommenheit gelangen wollen, brauchen sie. Es sind: Demut des Herzens, unaufhörliches Gebet, allseitige Entsagung, Hingabe an die göttliche Vorsehung und Gleichförmigkeit mit dem Willen Gottes.

Um alle diese Mittel des Heiles und der Heiligung nützen zu können, braucht man unbedingt die Gnade Gottes. Diese Gnade wird in größerem oder kleinerem Maße allen geschenkt, daran ist nicht zu zweifeln. Ich sage dir: in größerem oder kleinerem Maße. Denn Gott ist zwar unendlich gut, aber er gibt doch nicht allen gleich viel Gnade (Röm 12, 6), obwohl er jedem genug gibt. Eine treue Seele verrichtet mit einer großen Gnade ein großes Werk und mit einer kleinen Gnade ein kleines Werk. Wert und Größe der von Gott geschenkten und von der Seele treu angenommenen Gnade bestimmen Wen und Größe unserer Handlungen. Diese Grundsätze sind unbestreitbar.

Alles läuft daher darauf hinaus, ein Mittel zu finden, um leicht von Gott die zur Heiligung nötige Gnade zu erlangen; und gerade das will ich dir eröffnen. Um diese Gnade Gottes zu finden, muss man Maria finden.

 

Stellung und Vorrechte Mariens

1. Maria allein hat Gnade vor Gott gefunden, sowohl für sich selbst wie auch für jeden einzelnen Menschen (Lk l, 30). Die Patriarchen, die Propheten und alle Heiligen des Alten Bundes haben diese Gnade nicht gefunden.

2. Maria hat dem Urheber aller Gnade Sein und Leben geschenkt; darum heißt sie Mutter der Gnade, Mater gratiae.

3. Gott Vater, wesenhafte Quelle jeder vollkommenen Gabe und jeder Gnade 0ak l, 17), hat ihr seinen Sohn und damit alle seine Gnaden geschenkt. In ihm und mit ihm ist ihr also der Wille Gottes übergeben, so lehrt der heilige Bernhard.

4. Gott hat Maria zur Hüterin, Verwalterin und Ausspenderin seiner Gnaden erwählt: Alle seine Gnaden und alle seine Gaben gehen also durch ihre Hände. Und der heilige Bernhard lehn, dass sie aufgrund der ihr von Gott verliehenen Macht die Gnaden des Ewigen Vaters, die Tugenden Jesu Christi und die Gaben des Heiligen Geistes verteilt an wen sie will, wie sie will, wann sie will und in welchem Maße sie will.

5. Wie in der Ordnung der Natur ein Kind einen Vater und eine Mutter haben muss, so muss in der Ordnung der Gnade ein wahres Kind der Kirche Gott zum Vater und Maria zur Mutter haben. Wenn einer sich rühmt, er habe Gott zum Vater, aber dabei keine rechte Kindesliebe für Maria hegt, dann ist er ein Lügner und hat nur den Satan zum Vater.

6. Da Maria das Haupt der Auserwählten, Jesus Christus, gebildet hat, ist es auch ihre Aufgabe, die Glieder am Leibe dieses Hauptes zu bilden, nämlich die wahren Christen. Eine Mutter bringt ja nicht das Haupt ohne die Glieder zur Welt, noch die Glieder ohne das Haupt. Wer darum ein Glied Jesu Christi sein will, der voll der Gnade und Wahrheit ist (Joh l, 14), der muss mittels der Gnade Jesu Christi in Maria gestaltet werden. Denn in ihr wohnt der Herr in seiner Fülle, damit sie ihn in seiner Fülle, weitergeben kann an die wahren Glieder Jesu Christi und an ihre wahren Kinder.

7. Der Heilige Geist hat sich Maria anverlobt und in ihr, durch sie und aus ihr sein Meisterwerk hervorgebracht, Jesus Christus, das menschgewordene Ewige Wort. Niemals hat er Maria verstoßen, und darum bringt er täglich in ihr und durch sie auf geheimnisvolle, aber durchaus wirkliche Weise die Auserwählten hervor.

8. Maria hat von Gott eine besondere Macht erhalten, die Seelen zu nähren und ihr Wachstum in Gott zu fördern. Der heilige Augustinus sagt sogar, alle Auserwählten seien auf Erden im Schoß Mariens eingeschlossen und kämen erst dann ans Licht, wenn diese gute Mutter sie zum ewigen Leben gebiert. Wie darum das Kind seine ganze Nahrung von der Mutter erhält, und zwar in einer seiner Schwäche angepassten Form, so empfangen die Auserwählten ihre ganze geistige Nahrung und ihre ganze Kraft von Maria.

9. Zu Maria hat Gott Vater gesprochen: Meine Tochter, schlage deine Wohnung in Jakob auf, nämlich in meinen Auserwählten, die durch Jakob versinnbildlicht sind. Zu Maria sprach Gott Sohn: Meine geliebte Mutter, in Israel soll dein Erbe sein, das heißt in den Gotteskindern. Zu Maria hat schließlich der Heilige Geist gesprochen: Meine getreue Braut, schlage Wurzeln in meinen Auserwählten. Wer darum erwählt und vorherbestimmt ist, der hat die Gottesmutter bei sich in seiner Seele. Er lässt sie darin die Wurzeln einer tiefen Demut, einer glühenden Gottesliebe und aller Tugenden schlagen.

 

WORT DER HEILIGEN SCHRIFT

Von der Weisheit spricht der nachfolgende Text. Die Menschwerdung Gottes aus Maria, der Jungfrau, ist einzigartiger Ausdruck göttlicher Weisheit, sodass schließlich folgende Verse gerne auch auf Maria bezogen werden.

„Der Herr hat mich geschaffen als Anfang seiner Wege,
vor seinen Werken in der Urzeit; vor aller Zeit wurde ich gebildet,
am Anbeginn, vor dem Anfang der Erde…
Als er den Himmel baute, war ich dabei…
als er die Grundfesten der Erde legte,
da war ich als seine Vertraute bei ihm.
Ich war seine Freude Tag um Tag
und spielte vor ihm allezeit.
Ich spielte auf seinem Erdenrund
und hatte meine Freude an den Menschen.
Nun, ihr Söhne, hört auf mich,
wohl dem, der auf meine Wege achtet!
Hört die Mahnung und werdet weise,
 
schlagt sie nicht aus!
Wohl dem, der auf mich hört,
der Tag um Tag an meinen Türen wacht
und die Pfosten meiner Tore hütet.
Wer mich findet, findet Leben
und erlangt Wohlgefallen beim Herrn“
(Spr 8, 22 - 35).

 

GEBET

Allmächtiger, ewiger Gott, du hast durch die Mitwirkung des Heiligen Geistes den Leib und die Seele der allzeit reinen Jungfrau Maria zu einer würdigen Wohnstätte deines Sohnes bereitet: Gib mir, dass ich durch Marias Fürbitte vor jedwedem Unheil an Leib und Seele bewahrt bleibe, sodass auch ich ein Tempel des Heiligen Geistes sein kann. Amen.