ICH BIN DEIN
33 Stufen zur vollkommenen Hingabe an Jesus durch Maria
Mit Texten des Heiligen Ludwig Maria Grignion von Montfort
21. Stufe
„Sei gegrüßt, du Begnadete“ (Lk 1, 28)!
VOM HEILIGEN GEIST ÜBERSCHATTET
Maria ist von Gott erwählt, Gott wohnt in ihr. Und wo Gott wohnt, kann keine Sünde sein. Es ist das Werk des Heiligen Geistes, das in Maria vollbracht wurde. Der Jünger Jesu weiß außerdem, dass Mariens erste und ihre letzte Erwähnung im Neuen Testament sie in Verbindung mit dem Heiligen Geist zeigt, in Nazaret während der Verheißung der Geburt Jesu und am ersten Pfingstfest. Wahre Marienliebe und Verehrung des Heiligen Geistes können nicht getrennt sein.
EINFACH ZUM ÜBERLEGEN
Nach Worten Ludwigs von Montfort
Das Geheimnis Mariens (19
- 23)
Lobpreis Mariens
Niemals gab es ein Geschöpf, niemals wird es eines geben, in dem Gott größer ist als in der himmlischen Jungfrau Maria – abgesehen von der Größe, die er in sich selbst hat – , nicht einmal in den höchsten Serafim im Paradies. Maria ist Gottes Paradies und seine mit Worten nicht zu beschreibende Welt. Gott Sohn ist in sie eingegangen, um Wunder in ihr zu wirken, sie zu behüten und sein Wohlgefallen in ihr zu finden. Für den Menschen auf seiner Pilgerfahrt schuf Gott eine Welt, die Welt, die wir bewohnen. Für den verklärten Menschen schuf er eine andere Welt, das himmlische Paradies. Aber auch für sich selbst hat er eine Welt geschaffen, die er Maria nennt; eine Welt, die fast allen Sterblichen hienieden unbekannt und für alle Engel und Heiligen des Himmels unbegreiflich ist. Sie sind voll heiligen Staunens, Gott in so erhabener Ferne zu erblicken, so abgesondert und verborgen in seiner Welt, der himmlischen Jungfrau Maria; und so rufen sie ohne Unterlass: Heilig, heilig, heilig (Jes 6, 3)!
Die Seele findet Gott in Maria
Selig, ja tausendmal selig ist die Seele hienieden, die der Heilige Geist das Geheimnis Mariens erkennen lässt; der er diesen verschlossenen Garten auftut, auf dass sie darin eintrete; diesen versiegelten Quell, auf dass sie daraus schöpfe und in langen Zügen die lebendigen Wasser der Gnade trinke! Eine solche Seele wird in diesem liebenswerten Geschöpf nur Gott allein finden, ohne Beimischung von irgend etwas Geschaffenem; einen Gott, der zwar unaussprechlich erhaben und heilig ist, sich aber doch in unendlich erbarmender Güte ihrer Schwäche anpasst. Gott ist zwar überall, selbst in der Unterwelt. Aber nirgends kann ein Geschöpf ihm so nahe kommen, nirgends findet es ihn der eigenen Schwäche mehr angepasst als in Maria, denn dazu ist er ja in sie herabgekommen. Überall anderswo ist er das Brot der Starken und der Engel; in Maria aber ist er das Brot der Kinder.
Man glaube nur ja nicht, wie manche irregeleitete Geister, dass Maria durch ihre Geschöpflichkeit die Vereinigung mit dem Schöpfer hindere; denn es ist ja nicht mehr Maria, die lebt, sondern Jesus Christus allein, Gott allein, der in ihr lebt (Gal 2, 20). Ihre Umwandlung in Gott ist weit vollkommener als die der Heiligen. Maria ist nur für Gott geschaffen; sie hält die Seele in keiner Weise bei sich zurück, sondern sie versenkt sie in Gott und vereint sie umso vollkommener mit ihm, je mehr die Seele mit ihr vereint ist. Maria ist Gottes wunderbares Echo. Wenn man „Maria“ ruft, dann antwortet sie „Gott“. Wenn man sie wie die heilige Elisabet selig preist (Lk 1, 45), dann verherrlicht sie Gott. Hätten jene irregeleiteten Geister, die noch in ihren Gebeten vom Satan erbärmlich getäuscht werden, Maria zu finden gewusst, und durch Maria Jesus und durch Jesus Gott Vater, dann wären sie nicht so jämmerlich zu Fall gekommen. Wer einmal Maria gefunden hat, und durch Maria Jesus, und durch Jesus Gott Vater, der hat damit alles gefunden, was es an Gütern gibt. „Alles“, das will sagen, dass nichts ausgenommen ist. Alle Gnaden findet er, alle Freundschaft Gottes, alle Sicherheit gegen Gottes Feinde, alle Wahrheit gegen die Lüge, leichten Sieg über die Hindernisse des Heiles, jegliche Tröstung und Freude in den Bitternissen des Lebens.
Kein Kind Mariens ohne Kreuz
Wer die Gottesmutter durch eine echte Marienverehrung gefunden hat, der bleibt dadurch natürlich nicht verschont von Kreuz und Leid. Im Gegenteil, er wird sogar mehr davon bedrängt als ein anderer; denn Maria ist die Mutter der Lebenden und gibt daher allen ihren Kindern reichlich vom Baum des Lebens, nämlich vom Kreuz Christi. Aber wenn sie ihnen große Kreuze auflegt, erlangt sie ihnen auch die Gnade, sie geduldig, ja sogar freudig zu tragen. Die Kreuze, die sie ihren Kindern gibt, sind also eher Wohltaten, es sind wohltuende Kreuze und nicht bittere Kreuze. Wohl verkosten die Kinder Mariens zuweilen die Bitterkeit des Kelches, den Gottes Freunde trinken müssen. Aber nach der Traurigkeit schickt diese gute Mutter einen solchen Trost und eine solche Freude, dass sie daraus großen Mut schöpfen, noch schwerere und härtere Kreuze auf sich zu nehmen.
Maria, der Weg zu Gott
Es kommt also darauf an, Maria in Wahrheit zu finden, um jede Gnade überreich zu finden. Gott ist unumschränkter Herr und könnte darum auch unmittelbar das geben, was er gewöhnlich nur durch Maria gibt. Aber nach dem Plan, den die göttliche Weisheit nun einmal festgelegt hat, schenkt er sich – wie auch der heilige Thomas lehrt – den Menschen in der jetzigen Ordnung der Gnade durch Maria. Um uns zu Gott zu erheben und mit ihm zu vereinigen, müssen wir den gleichen Weg gehen, auf dem er zu uns kam, um Mensch zu werden und uns seine Gnaden zu schenken; und dieser Weg ist Maria.
WORTE DER HEILIGEN SCHRIFT
„Im sechsten Monat wurde der Engel Gabriel von Gott in eine Stadt in Galiläa namens Nazaret zu einer Jungfrau gesandt. Sie war mit einem Mann namens Josef verlobt, der aus dem Haus David stammte. Der Name der Jungfrau war Maria. Der Engel trat bei ihr ein und sagte: Sei gegrüßt, du Begnadete, der Herr ist mit dir. Sie erschrak über die Anrede und überlegte, was dieser Gruß zu bedeuten habe. Da sagte der Engel zu ihr: Fürchte dich nicht, Maria; denn du hast bei Gott Gnade gefunden. Du wirst ein Kind empfangen, einen Sohn wirst du gebären: dem sollst du den Namen Jesus geben. Er wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden. Gott, der Herr, wird ihm den Thron seines Vaters David geben. Er wird über das Haus Jakob in Ewigkeit herrschen, und seine Herrschaft wird kein Ende haben. Maria sagte zu dem Engel: Wie soll das geschehen, da ich keinen Mann erkenne? Der Engel antwortete ihr: Der Heilige Geist wird über dich kommen, und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten. Deshalb wird auch das Kind heilig und Sohn Gottes genannt werden. Auch Elisabet, deine Verwandte, hat noch in ihrem Alter einen Sohn empfangen; obwohl sie als unfruchtbar galt, ist sie jetzt schon im sechsten Monat. Denn für Gott ist nichts unmöglich. Da sagte Maria: Ich bin die Magd des Herrn; mir geschehe, wie du es gesagt hast. Danach verließ sie der Engel“ (Lk 1, 26 - 38).
GEBET
Heiliger Geist, ewiger Gott, du hast mit deiner Kraft die allezeit reine und heilige Jungfrau Maria überschattet; komm auch du mit deiner Kraft über mich, damit auch ich tue, was du von mir erwartest. Amen.