ICH BIN DEIN

33 Stufen zur vollkommenen Hingabe an Jesus durch Maria

Mit Texten des Heiligen Ludwig Maria Grignion von Montfort

 

22. Stufe

„Sie alle verharrten dort einmütig im Gebet, zusammen mit den Frauen und mit Maria, der Mutter Jesu“ (Apg 1, 14).

 

MUTTER DES MYSTISCHEN LEIBES CHRISTI

Mariens einzigartige Stellung im Heilsgeschehen ist in ihrer Gottesmutterschaft begründet. Sie ist aber nicht nur die Mutter Christi dem Leibe nach, sondern auch die Mutter seines geheimnisvollen Leibes. Dieser geheimnisvolle Leib ist die Kirche. Darum ist Maria die Mutter der Kirche. Wer Jesus nachfolgt, weiß dass Maria als Mutter der Kirche sich um den geheimnisvollen Leib Christi sorgt, ihn weiterhin der Welt schenkt, sucht, ihm im Leid und Kreuz besonders mitleidend nahe ist, um die Herrlichkeit der Auferstehung zu erwarten.

 

EINFACH ZUM ÜBERLEGEN

Nach Worten Ludwigs von Montfort
Das Geheimnis Mariens (24 - 34)

 

Die rechte Entfaltung der Marienverehrung Drei Arten der Marienverehrung

Es gibt verschiedene Arten echter Marienverehrung; denn von den falschen rede ich hier nicht.

Die erste Art besteht darin, dass man seine Christenpflichten erfüllt, die schwere Sünde meidet, mehr aus Liebe als aus Furcht handelt, hin und wieder zu Maria betet, sie als Gottesmutter ehrt, jedoch ohne besondere Hingabe an sie.

Bei der zweiten Art bringt man der heiligen Jungfrau mehr Hochschätzung, Liebe, Vertrauen und Verehrung entgegen. Man wird Mitglied der Rosenkranz- oder Skapulierbruderschaft, man betet den Rosenkranz, ehrt die Marienbilder und -altäre, man preist Maria öffentlich und tritt in ihre Kongregationen ein. Wenn man die Sünde meidet, dann ist diese Art der Marienverehrung gut, fromm und lobenswert. Sie ist aber nicht so vollkommen wie die folgende; sie löst die Seele nicht von allem Geschaffenen und von sich selbst, um sie mit Jesus Christus zu vereinigen…

Die dritte Art kennen und üben nur ganz wenige; diese Art aber will ich euch lehren, ihr auserwählten Seelen.

Sie besteht darin, dass wir uns Maria gänzlich opferbereit zur Verfügung stellen, und uns durch sie Jesus darbieten, so dass wir alles durch Maria, mit Maria, in Maria und für Maria tun. Und das will ich nun näher erklären.

Wir wählen uns einen besonderen Tag aus, um uns frei und ohne Zwang, aus Liebe ganz und rückhaltlos hinzugeben, zu weihen und zu opfern. Wir bieten an: Leib und Geist, äußeren Besitz wie Haus, Familie, Einkommen, und inneren seelischen Besitz wie Verdienste, Gnaden, Tugenden und Sühneleistungen.

Über die Totalhingabe

Hier möchte ich ausdrücklich bemerken, dass wir bei diesem persönlichen Opfer an Jesus durch Maria das Liebste opfern, das unsere Seele besitzt. Kein religiöser Orden verlangt ein solches Opfer; wir verschenken nämlich das Recht, über den Wert unserer Gebete, Almosen, Abtötungen und Sühneleistungen eigenmächtig zu verfügen. Wir überlassen der Gottesmutter das volle Recht darüber. Sie wird sie verwenden nach ihrem Gutdünken zur größeren Ehre Gottes, die sie allein vollkommen kennt.

Wir stellen Maria den ganzen Sühne- und Bittwert der eigenen guten Werke zur Verfügung. Nach dieser Ganzhingabe, die zwar an sich kein Gelübde ist, gehört das Gute, das wir tun, nicht mehr uns, sondern der Mutter Gottes. Sie kann damit einer Seele in der Läuterung Erleichterung verschaffen oder es zur Bekehrung eines Sünders oder für etwas anderes verwenden.

Wir legen durch diese Hingabe auch unsere Verdienste in die Hände der allerseligsten Jungfrau. Doch tun wir dies, damit sie sie bewahre, vermehre und veredle…

Wir übergeben Maria alle unsere Gebete und guten Werke, insofern sie fürbittenden und sühnenden Wert haben, zu ihrer beliebigen Verteilung und Verwendung. Wenn wir nun nach unserer Weihe an die Gottesmutter durch Gebet, Almosen, Abtötung und Opfer einer Seele in der Läuterung zu Hilfe kommen, einen Sünder bekehren oder einem unserer Freunde beistehen möchten, dann müssen wir Maria demütig darum bitten und zufrieden sein mit ihrem Entscheid, wenn er uns auch unbekannt ist. Seien wir überzeugt, dass der Wert unserer Handlungen, ausgespendet durch dieselbe Hand, deren Gott sich zur Verteilung seiner Gnaden bedient, bestimmt zu seiner größeren Ehre verwendet wird.

Grade der Abhängigkeit

Wie schon gesagt, besteht diese Weihe an Maria in der Totalhingabe; wir schenken uns ihr als Eigentum. Hier ist zu bemerken, dass es drei Möglichkeiten gibt, einem anderen anzugehören. Die erste besteht im naturgegebenen Abhängigkeitsverhältnis aller Menschen, der guten wie der bösen, von Gott, ihrem Schöpfer. Die zweite beruht auf Zwang; so sind die Dämonen und die Verdammten Gott unterworfen. Die dritte aber besteht in der liebenden und freiwilligen Ganzhingabe. Auf diese Art sollen wir uns Gott durch Maria weihen. Es ist die vollkommenste Weise, auf die ein Geschöpf sich seinem Schöpfer hingeben kann.

Bedenken wir jedoch, dass eine solche Hingabe kein bloßes Dienstverhältnis darstellt. Ein Diener wünscht Lohn für seine Dienste; der Liebende, der sich Gott ganz geschenkt hat, verlangt keinen Lohn dafür. Der Diener kann seinen Herrn verlassen, wann es ihm beliebt, er dient ihm nur für eine bestimmte Zeit; die Ganzhingabe aber gilt auf immer.

Glücklich, ja tausendmal glücklich ist die großmütige Seele, die aus Liebe diese Ganzhingabe an Jesus durch Maria vollzieht, nachdem sie durch die Taufe die tyrannische Knechtschaft Satans abgeschüttelt hat.

 

WORTE DER HEILIGEN SCHRIFT

„Bei dem Kreuz Jesu standen seine Mutter und die Schwester seiner Mutter, Maria, die Frau des Klopas, und Maria von Magdala. Als Jesus seine Mutter sah und bei ihr den Jünger, den er liebte, sagte er zu seiner Mutter: Frau, siehe, dein Sohn! Dann sagte er zu dem Jünger: Siehe deine Mutter! Und von jener Stunde an nahm sie der Jünger zu sich“ (Joh 19, 25ff).

 

GEBET

Herr Jesus Christus, du Mittler beim Vater, dir hat es gefallen, die allerreinste Jungfrau Maria, deine Mutter, auch mir zur Mutter zu geben, damit sie meine Fürsprecherin bei dir sei. Wenn ich dich um Wohltaten anflehe, gewähre mir die Freude, durch Maria stets deine Hilfe zu erfahren. Amen.