ICH BIN DEIN
33 Stufen zur vollkommenen Hingabe an Jesus durch Maria
Mit Texten des Heiligen Ludwig Maria Grignion von Montfort
27. Stufe
Da Gott die Erlösung der Welt vollenden wollte, „sandte er, als die Zeit erfüllt war, seinen Sohn, geboren von einer Frau… damit wir die Sohnschaft erlangen“ (Gal 4, 4f).
GOTT LIEBT MICH
Die Liebe Gottes ist sichtbar erschienen in Jesus Christus. – Auch in mir! Wer vermag dieses Geheimnis zu erfassen? – Deshalb schreibt der Apostel (Eph 3, 17ff): „Durch den Glauben wohne Christus in eurem Herzen. In der Liebe verwurzelt und auf sie gegründet, sollt ihr zusammen mit allen Heiligen dazu fähig sein, die Länge und Breite, die Höhe und Tiefe zu ermessen und die Liebe Christi zu verstehen, die alle Erkenntnis übersteigt. So werdet ihr mehr und mehr von der ganzen Fülle Gottes erfüllt.“
EINFACH ZUM ÜBERLEGEN
Nach Worten Ludwigs von Montfort
Das Geheimnis Mariens (53
- 63)
Die Früchte der Totalhingabe –
ein Lebensprogramm und seine Bedeutung
Die Erfahrung wird dich unendlich viel mehr lehren, als ich dir sagen kann; und wenn du das Wenige, das ich dich gelehrt habe, treu erfüllst, dann wirst du in dieser praktischen Übung der Totalhingabe so viele Reichtümer und Gnaden finden, dass du staunst; und deine Seele wird von Jubel ganz erfüllt sein .,.
So wollen wir uns Mühe geben und so handeln, dass durch die treue Übung dieser Hingabe, der Geist Mariens in uns den Herrn lobpreise, der Geist Mariens in uns frohlocke in Gott, unserem Retter; dieser Gedanke stammt vom heiligen Ambrosius. Und wir dürfen nicht glauben, es sei herrlicher und beglückender, im Schoß Abrahams zu wohnen, wie das Paradies genannt wird (Lk 16, 22f), als im Schöße Mariens. Denn in ihr hat der Herr seinen Thron aufgeschlagen, wie der fromme Abt Guerrikus sagt.
Diese gläubige religiöse Übung bringt eine Fülle von herrlichen Wirkungen in der Seele hervor, wenn man sie treu übt. Ihre wesentlichste Wirkung jedoch ist, schon auf Erden das Leben Mariens in der Seele entspringen zu lassen, so dass nicht mehr die Seele lebt, sondern Maria in ihr (Angleichung an Gal 2, 20); denn die Seele Mariens wird sozusagen ihre Seele. Wenn nun durch eine unaussprechliche, aber durchaus wirkliche Gnade die erhabene Gottesmutter in einer Seele als Gebieterin herrscht, welche Wunder wirkt sie dann darin! Ihr ist es ja gegeben, große Wunder zu wirken, besonders innerlicher Art. So wirkt sie im verborgenen; nicht einmal die Seele selbst weiß darum, denn sie würde durch ihre Kenntnis die Schönheit der Werke Mariens zerstören.
Maria ist immer und überall die fruchtbare Jungfrau. Darum bringt sie jeder Seele, in der sie herrscht, die Reinheit des Herzens und des Leibes, die Reinheit der Absichten und Pläne, die Fruchtbarkeit an guten Werken. Glaube nicht, dass Maria, das fruchtbarste aller bloßen Geschöpfe, das den Gottmenschen hervorgebracht hat, in einer treuen Seele müßig bliebe. Sie bringt sie unaufhörlich zum Leben in Jesus Christus und Jesus Christus in ihr. Wie der heilige Paulus kann sie von sich sagen (Gal 4, 19): „Meine Kinder, für die ich von neuem Geburtswehen erleide, bis Christus in euch Gestalt annimmt“. Jesus Christus ist die Frucht Mariens, in jeder einzelnen Seele genauso wie für die ganze Welt im allgemeinen. Aber besonders in der Seele, in der Maria wohnt, ist Jesus Christus ihre Frucht und ihr Meisterwerk.
Schließlich wird Maria das ein und alles dieser Seele bei Jesus Christus: Sie erleuchtet den Geist mit ihrem reinen Glauben; sie vertieft das Herz durch die Liebe. Durch ihre Reinheit läutert sie es; sie adelt es und macht es groß durch ihre Mutterschaft. Aber wozu halte ich mich auf? Nur die Erfahrung kann diese Wunder Mariens lehren, Wunder, die den Gelehrten und Stolzen, aber auch den meisten Frommen kaum glaublich erscheinen.
Durch Maria ist Gott zum ersten Mal in die Welt gekommen, in Niedrigkeit und Selbstentäußerung. Ist es daher nicht anzunehmen, dass Gott auch bei seiner Wiederkunft, die die ganze Kirche erwartet, durch Maria kommen wird, um über alles zu herrschen und die Lebendigen und die Toten zu richten? Wie das sein wird und wann das sein wird, wer kann es wissen?
Das aber weiß ich, dass Gott, dessen Gedanken die unsrigen überragen wie der Himmel die Erde (Jes 55, 8f), zu einer Zeit und auf eine Weise kommen wird, auf die die Menschen am wenigsten gefasst sind. Nicht einmal jene, die am meisten belesen und bewandert sind in der Heiligen Schrift, die übrigens in diesem Punkt recht dunkel ist, ahnen etwas davon.
Gegen das Ende der Zeiten – vielleicht sogar früher als man meint – wird Gott voraussichtlich große Heilige erwecken, die erfüllt sind vom Heiligen Geist und vom Geiste Mariens. Durch sie wird die himmlische Gebieterin große Wunder wirken in der Welt. Sie wird die Sünder vernichten und das Recht ihres Sohnes Jesus Christus über den Trümmern des Reiches der verderbten Welt aufrichten. Und diese heiligen Menschen werden all das durch diese Verehrung der allerseligsten Jungfrau Maria vollbringen. Leider ist infolge meiner Unzulänglichkeit diese meine Darlegung unvollständig und wird der Größe der Sache nicht gerecht.
Außer der inneren Übung dieser Verehrung, von der wir eben gesprochen haben, gibt es auch äußere Übungen, die man nicht unterlassen oder vernachlässigen darf.
Die Erste besteht darin, dass man sich an einem besonderen Festtag Jesus Christus durch die Hände Mariens schenkt, indem man sich ihr gänzlich hingibt. In dieser Meinung empfängt man dann auch die heilige Kommunion an diesem Tag und verbringt ihn im Gebet. Die Weihe soll man jedes Jahr mindestens einmal erneuern.
Die zweite Übung besteht darin, jedes Jahr am Weihetag der Gottesmutter zum Beweis der Ergebenheit und Abhängigkeit ein kleines Opfer zu bringen. Dieses Opfer kann in einer Abtötung bestehen, einem Almosen, einer Wallfahrt oder irgendwelchen Gebeten… aber wenn man Maria auch nicht viel schenkt, so muss man wenigstens, was man ihr gibt, mit demütigem und dankbarem Herzen darbringen.
Die dritte Übung besteht darin, alljährlich das Fest der Ankündigung des Herrn[3] mit besonderer Andacht zu feiern. Dies ist das Hochfest dieser Marienverehrung, durch die wir jene Abhängigkeit ehren und nachahmen wollen, in die das ewige Wort sich an diesem Tag aus Liebe zu uns begeben hat…
WORTE DER HEILIGEN SCHRIFT
„Mit ewiger Liebe habe ich dich geliebt; darum habe ich dir so lange die Treue bewahrt“ (Jer 31, 3).
„Denn Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht zugrunde geht, sondern das ewige Leben hat“ (Joh 3, 16).
„Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt, und wir haben seine Herrlichkeit gesehen, die Herrlichkeit des einzigen Sohnes vom Vater, voll Gnade und Wahrheit“ (Joh 1, 14).
„Nicht mehr ich lebe, sondern Christus lebt in mir. Soweit ich aber jetzt noch in dieser Welt lebe, lebe ich im Glauben an den Sohn Gottes, der mich geliebt und sich für mich hingegeben hat“ (Gal 2, 20).
GEBET
Herr, lass mich die Menschwerdung Christi, deines Sohnes, immer besser verstehen und darnach leben; gieße meinem Geist deine Gnade eine, damit ich durch Jesu Leiden und Kreuz zur Herrlichkeit der Auferstehung gelange. Amen.