ICH BIN DEIN
33 Stufen zur vollkommenen Hingabe an Jesus durch Maria
Mit Texten des Heiligen Ludwig Maria Grignion von Montfort
32. Stufe
„Fragt euch selbst, ob ihr im Glauben seid, prüft euch selbst! Erfahrt ihr nicht an euch selbst, dass Jesus Christus in euch ist“ (2 Kor 13, 5)? – „Nicht mehr ich, sondern Christus lebt in mir“ (Gal 2, 20).
VÖLLIG VERÄNDERT DURCH CHRISTUS
Wenn ich Christus immer besser erkenne, wenn ich ihm immer treuer nachfolgen und ihn mit immer wachsender Liebe im heiligen Abendmahl empfange, dann werde ich allmächlich in ihm umgestaltet. Wer aber wüsste mehr um die Gesetze jenes inneren Werdens und Wachsens Christi in mir, als seine Mutter?
EINFACH ZUM ÜBERLEGEN
Nach Worten Ludwigs von Montfort
Über die wahre Andacht zu
Maria
(218 - 221)
Umgestaltung durch Maria nach dem Bild Jesu Christi
Maria ist der Baum des Lebens (Gen 2, 9). Wenn sie in unserer Seele gut gepflegt wird durch die Treue in der Übung der Ganzhingabe, dann trägt sie zur gegebenen Zeit Frucht. Und ihre Frucht ist Jesus Christus (Lk 1, 42). Ich sehe so viele fromme Menschen, die Christus auf allen möglichen Wegen, durch alle möglichen Übungen suchen; und wie oft müssen sie nach vieler nächtlicher Arbeit bekennen: „Wir haben uns die ganze Nacht gemüht und nichts gefangen“ (Lk 5, 5). Und man kann ihnen erwidern: „Ihr habt viel gearbeitet und wenig gewonnen (Hag 1, 6). Jesus Christus ist noch sehr schwach in euch.“ Auf dem unbefleckten Weg (Ps 18, 33) Mariens und durch die heilige Übung der Ganzhingabe arbeitet man jedoch bei Tag (Joh 9, 6), an einer heiligen Stätte – und man arbeitet nicht schwer. In Maria gibt es keine Nacht, weil keine Sünde in ihr ist, ja nicht einmal der kleinste Schatten (1 Joh 1,5). Maria ist eine heilige Stätte, sie ist das Heiligtum (Ex 26, 34), in dem die Heiligen gebildet und geformt werden.
Bewusst gebrauche ich den Ausdruck: Die Heiligen werden in Maria geformt. Es ist nämlich ein großer Unterschied, ob man eine Statue mit Hammer und Meißel aus dem Stein haut, oder sie einfach in einer Form abgießt. Die Bildhauer haben viel Arbeit und brauchen lange, um eine Statue auf erstere Arbeit herzustellen; beim zweiten Verfahren aber haben sie nicht viel Arbeit damit und brauchen wenig Zeit. In einem kühnen Bild nennt der heilige Augustinus Maria die Gussform Gottes: „Würdig bist du, Gottes Form genannt zu werden.“ Wer in diese göttliche Gussform geworfen wird, ist bald in Jesus Christus gebildet und geformt und Jesus Christus in ihm. Mit wenig Kosten, in kurzer Zeit wird er vergöttlicht, weil er in der gleichen Form gegossen war, die einen Gott geformt hat.
Jene Seelenführer und Frommen, die Jesus Christus in sich selbst durch andere Übungen als diese bilden, möchte ich mit Bildhauern vergleichen, die auf ihre Technik, ihren Fleiß und ihre Kunst vertrauen und einem harten Stein unzählige Hammerschläge versetzen oder ein schlecht poliertes Stück Holz unzählige Male mit dem Schnitzmesser bearbeiten um das Bild Jesu Christi daraus erstehen zu lassen. Oft gelingt es ihnen nicht, die Ähnlichkeit mit Jesus Christus herauszuarbeiten, sei es, weil sie nicht die Kenntnis und Erfahrung der Person Jesu Christi besitzen, sei es, weil ein schlecht geführter Schlag das Werk verdirbt. Aber wer sich das Geheimnis der Gnade zu eigen macht, das ich kundtue, den vergleiche ich passend mit einem Gießer, der die schöne Form Mariens gefunden hat, in der Jesus Christus als Gottmensch gebildet wurde. Er verlässt sich nicht auf sein eigenes Können, sondern einzig auf die Güte der Gussform, und er gießt und versenkt sich in Maria, um in ihr ein treues Abbild Jesu Christi zu werden.
Ist das nicht ein schöner und treffender Vergleich? Wer aber fasst ihn ganz? Ich möchte, dass du es seist, lieber Freund. Denke aber daran, dass man nur flüssiges Erz in eine Gussform schütten kann; das heißt: Wie Erz in Feuer flüssig wird, so muss der alte Adam in dir vergehen, um in Maria zum neuen Menschen geformt zu werden.
WORTE DER HEILGEN SCHRIFT
„Ich bin das Brot des Lebens …Amen, amen, das sage ich euch: Wenn ihr das Fleisch des Menschensohnes nicht esst und sein Blut nicht trinkt, habt ihr das Leben nicht in euch. Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, hat das ewige Leben, und ich werde ihn auferwecken am Letzten Tag. Denn mein Fleisch ist wirklich eine Speise, und mein Blut ist wirklich ein Trank. Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, der bleibt in mir und ich bleibe in ihm. Wie mich der lebendige Vater gesandt hat und wie ich durch den Vater lebe, so wird jeder, der mich isst, durch mich leben“ (Joh 6, 48. 53 - 57).
„Bleibt in mir, dann bleibe ich in euch. Wie die Rebe aus sich keine Frucht bringen kann, sondern nur, wenn sie am Weinstock bleibt, so könnt auch ihr keine Frucht bringen, wenn ihr nicht in mir bleibt. Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und in wem ich bleibe, der bringt reiche Frucht; denn getrennt von mir könnt ihr nichts vollbringen. Wer nicht in mir bleibt, wird wie die Rebe weggeworfen, und er verdorrt. Man sammelt die Reben, wirft sie ins Feuer, und sie verbrennen. Wenn ihr in mir bleibt und wenn meine Worte in euch bleiben, dann bittet um alles, was ihr wollt: Ihr werdet es erhalten“ (Joh 15, 4 - 7).
GEBET
Gott, dein eingeborener Sohn Jesus Christus hat aus der Jungfrau Maria Fleisch angenommen und ist Mensch geworden, den Menschen im Äußeren gleichförmig; lass mich nun, ich bitte dich, durch ihn innerlich umgestaltet werden, sodass Jesus in mir und durch mich Mensch werde. Amen.