ICH BIN DEIN

33 Stufen zur vollkommenen Hingabe an Jesus durch Maria

Mit Texten des Heiligen Ludwig Maria Grignion von Montfort

 

33. Stufe

„Denn für mich ist Christus das Leben, und Sterben Gewinn“ (Phil 1, 21). – „Denn wir sind Christi Wohlgeruch für Gott unter denen, die gerettet werden, wie unter denen, die verloren gehen“ (2 Kor 2, 15).

 

MEIN SELBSTOPFER AN GOTT DURCH MARIA

Ich stehe am Ziel meiner Vorbereitungen auf die Ganzhingabe. Alle meine Überlegungen haben mir gezeigt, wie schön und angemessen diese Hingabe ist. So will ich großmütigen Herzens, bewusst und in voller Freiheit jene Weihe vollziehen, die allein die entsprechende Antwort auf Gottes Liebe ist und mit Jesus bekennen (Hebr 10, 5ff): „Schlacht- und Speiseopfer hast du nicht gefordert, doch einen Leib hast du mir geschaffen; an Brand- und Sündopfern hast du kein Gefallen. Da sagte ich: Ja, ich komme… um deinen Willen, Gott, zu tun.“

 

EINFACH ZUM ÜBERLEGEN

Nach Worten Ludwigs von Montfort
Über die wahre Andacht zu Maria
(120 - 125)

 

Mein vollkommenes Selbstopfer

Da unsere ganze Vollkommenheit darin besteht, Jesus Christus gleichförmig, mit ihm vereint und ihm geweiht zu sein, ist zweifellos die vollkommenste aller Frömmigkeitsformen jene, die uns dem Herrn am vollkommensten angleicht, vereint und weiht. Da nun Maria von allen Geschöpfen Christus am ähnlichsten ist, so macht unter allen Frömmigkeitsformen die Marienverehrung die Seele am meisten dem Herrn gleichförmig und weiht sie ihm. Je mehr daher eine Seele Maria geweiht ist, umso mehr gehört sie Jesus Christus.

Darum besteht die vollkommene Weihe an Jesus Christus in der Ganzhingabe an die Gottesmutter. Das ist nun die Frömmigkeitsform, die ich lehre; mit anderen Worten: Sie ist nichts anderes als eine vollkommene Erneuerung der Taufgelübde.

Diese Frömmigkeitsform besteht also darin, dass man sich der Mutter Gottes völlig hingibt, um durch sie ganz Jesus Christus anzugehören. Wir müssen ihr schenken:

1.    unseren Leib mir allen seinen Sinnen und Gliedern;

2.    unsere Seele mir allen ihren Fähigkeiten;

3.    unsere gegenwärtigen und zukünftigen äußeren Güter;

4. unsere inneren und geistigen Güter, das heißt: unsere Verdienste, Tugenden und guten Werke, und zwar die vergangenen, gegenwärtigen und zukünftigen. Kurz, alles, was wir in der Ordnung der Natur und in der Ordnung der Gnade besitzen, und alles, was wir in Zukunft in der Ordnung der Natur, der Gnade und der Glorie noch besitzen mögen, müssen wir ihr schenken, und zwar rückhaltlos. Nicht einen Heller, nicht ein Haar, nicht das geringste gute Werk dürfen wir ausnehmen; und das alles für die ganze Ewigkeit. Dabei dürfen wir keinen anderen Lohn für unsere Gabe und unseren Dienst beanspruchen oder erhoffen, als die Ehre, durch Maria und in Maria Jesus Christus zu gehören. Und selbst, wenn diese liebenswerte Gebieterin nicht das freigebigste und dankbarste aller Geschöpfe wäre, müssten wir dies tun.

In diesem Zusammenhang muss bemerkt werden, dass in unseren Werken eine Zweifaches zu unterscheiden ist, nämlich die Genugtuung und das Verdienst, mit anderen Worten: der genugtuende oder fürbittende und der verdienstliche Wert. Der genugtuende oder fürbittende Wert eines guten Werkes liegt darin, dass eine gute Handlung Sündenstrafen tilgt oder eine neue Gnade erlangt. Der verdienstliche Wert oder das Verdienst eines guten Werkes liegt dagegen darin, dass es die heiligmachende Gnade mehrt und die ewige Herrlichkeit verschafft. In dieser Ganzhingabe an die Gottesmutter schenken wir ihr nun den genugtuenden oder fürbittenden und den verdienstlichen Wert, mit anderen Worten: die Genugtuung und das Verdienst all unserer guten Werke. Wir schenken ihr unsere Verdienste, Gnaden und Tugenden, nicht damit sie sie anderen zuwende (denn unsere Verdienste, Gnaden und Tugenden sind, genau genommen, unübertragbar; einzig Christus, der bei seinem Vater für uns zum Bürgen geworden ist, konnte uns seine Verdienste zuwenden), sondern damit sie diese für uns bewahre, vermehre und veredle, wie wir später noch erklären werden. Und wir schenken ihr, was wir an Genugtuung leisten, damit sie es zuwende, wem sie will – zur größeren Ehre Gottes.

Daraus folgt: Durch diese Hingabe schenken wir Jesus Christus durch die Hände Mariens, also auf die vollkommenste Art, alles, was wir ihm schenken können. Und das ist viel mehr als bei den anderen Frömmigkeitsübungen, bei denen man ihm nur einen Teil seiner Zeit, seiner guten Werke oder seiner Bußübungen und Abtötungen schenkt. Hier schenken und weihen wir alles, selbst noch das Verfügungsrecht über unsere inneren Güter und über die Genugtuung, die wir Tag für Tag durch unsere guten Werke leisten; das wird nicht einmal in einem Orden verlangt. In den Ordensgemeinschaften schenkt man Gott die irdischen Güter durch das Gelübde des Gehorsams, und manchmal auch die körperliche Freiheit durch das Gelübde der Klausur; aber man schenkt ihm nicht das freie Verfügungsrecht über den Wert der eigenen guten Werke. Man gibt nicht das kostbare und teuerste Gut des Christen hin, nämlich die Verdienste und Sühneleistungen.

Daraus folgt, dass ein Mensch, der sich freiwillig auf solche Art Jesus Christus durch Maria geweiht und geopfert hat, nicht länger über den Wert irgendeines seiner guten Werke verfügen kann. Alles, was er leidet, alles, was er Gutes denkt, sagt oder tut, gehört Maria, damit sie darüber verfuge nach dem Willen ihres Sohnes und zu dessen größerer Ehre. Diese Abhängigkeit tut jedoch in keiner Weise den Standespflichten Abbruch, die man zur Zeit hat oder in Zukunft haben wird, z. B. der Pflicht des Priesters, der von Amts wegen oder aus einem sonstigen Grund den genugtuenden und fürbittenden Wert einer heiligen Messe einer bestimmten Person zuwenden muss; denn man vollzieht die Hingabe nur in der von Gott gewollten Ordnung und im Rahmen der Standespflichten.

Wir weihen uns also mit der Gottesmutter und mit Jesus Christus. Maria ist dabei das vollkommene Mittel, das Jesus Christus gewählt hat, um sich mit uns und uns mit sich selbst zu vereinen; und der Herr ist dabei das Endziel, dem wir als unserem Erlöser und unserem Gott alles verdanken, was wir sind.

 

WORTE DER HEILIGEN SCHRIFT

„Ist Gott für uns, wer ist dann gegen uns? Er hat seinen eigenen Sohn nicht verschont, sondern ihn für uns alle hingegeben – wie sollte er uns mit ihm nicht alles schenken? – Was kann uns scheiden von der Liebe Christi? Bedrängnis oder Not oder Verfolgung, Hunger oder Kälte, Gefahr oder Schwert? – Denn ich bin gewiss: Weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Gewalten der Höhe oder Tiefe noch irgendeine andere Kreatur können uns scheiden von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn“ (Röm 8, 31f. 35. 38f).

 

GEBET

Ich bitte, Herr: Der Heilige Geist entflamme mich mit jenem Feuer, das mein Herr Jesus Christus auf die Erde sandte und von dem er wollte; dass es gewaltig entbrenne. So nimm dieses geistige Opfer, das ich darbringe, und mache mich selber so zur vollendeten Opfergabe für dich. Amen.