NEUNUNDZWANZIGSTE ROSE

Der Rosenkranz als Seelenretter

Nach dem Gedanken des heiligen Dionysius gibt es nichts Göttlicheres, nichts Erhabeneres noch Gottgefälligeres, als am Heil der Seelen mitzuwirken und die Machenschaften des Teufels, der an ihrem Verderben arbeitet, zu vereiteln; zu diesem Zwecke ist der Sohn Gottes auf die Erde herabgestiegen. Durch die Gründung der Kirche hatte er das Reich Satans zerstört, aber dieser Tyrann hatte durch die Irrlehre der Albigenser, durch Haß, Uneinigkeit und durch die abscheulichen Laster, in die er die Welt des elften Jahrhunderts stürzte, seine Kraft wieder gefunden und über die Seelen eine grausame Herrschaft ausgeübt.

Wo war nun das Heilmittel für diese Unordnung? Wie konnte man die Kraft Satans brechen? Die Allerseligste Jungfrau, die Beschützerin der Kirche, hat kein wirksameres Mittel gegeben, um den Zorn ihres Sohnes zu besänftigen, die Irrlehre auszurotten und die Sitten der Christen zu verbessern, als die Rosenkranzbruderschaft. Wie der Erfolg bewies, hat der Rosenkranz die Liebe zu Gott und den häufigen Empfang der Sakramente wie in den ersten goldenen Zeiten der Kirche erneuert und die Sitten der Christen verbessert.

Papst Leo X. schreibt in seiner Bulle ("Pastoris Aeterni" (1520)), die Bruderschaft sei zur Ehre Gottes und der Allerseligsten Jungfrau errichtet worden als eine Schutzmauer gegen die Unglücksschläge, welche über die Kirche hereinbrechen sollten.

Gregor XIII. sagt (Bulle: "Monet Apostolus" (1573)), der Rosenkranz sei vom Himmel als Mittel geschenkt worden, um den Zorn Gottes zu besänftigen und die Fürbitte Maria zu erflehen.

Julius III. sagt, der Rosenkranz sei geoffenbart worden, um uns den Himmel durch die Gunst der Allerseligsten Jungfrau leichter zu öffnen.

Paul III. und der heilige Pius V. erklären, der Rosenkranz sei eingeführt und den Gläubigen gegeben worden, um sich Seelenruhe und geistliche Tröstung wirksamer zu verschaffen.

Wer würde es unterlassen, in eine Bruderschaft einzutreten, welche für so erhabene Zwecke errichtet wurde?

Der Kartäuser P. Dominikus, ein großer Verehrer des heiligen Rosenkranzes, sah eines Tages den Himmel offen und den ganzen himmlischen Hof in wunderbarer Ordnung aufgestellt, und dann hörte er den Rosenkranz in entzückender Weise singen, und zwar jeden Zehner zu Ehren eines Geheimnisses aus dem Leben, dem Leiden und der Glorie Jesu Christi und Maria, und er bemerkte, daß sie beim heiligen Namen Maria jedesmal das Haupt neigten, und beim Namen Jesu die Knie beugten und Gott für die großen Wohltaten dankten, die er im Himmel und auf Erden durch den Rosenkranz, den die Mitglieder der Bruderschaft auf Erden beten, gewirkt hat, und daß sie für jene beteten, welche diese Andacht pflegten. Er sah auch unzählige Kronen aus sehr schönen und duftenden Blumen, die für die andächtigen Beter des Rosenkranzes bereit waren und erkannte, daß sie sich, so oft sie den Rosenkranz beten, eine Krone flechten, womit sie im Himmel eines Tages geschmückt werden.

Die Vision dieses frommen Kartäusers ist jener des Liebesjüngers ähnlich, wo er eine unzählbare Menge von Engeln und Heiligen sah, welche Jesus Christus lobten und für alles priesen, was er auf dieser Welt für unser Heil getan und gelitten hat (vgl. Offb 4-5). Und was tun die frommen Mitglieder der Rosenkranzbruderschaft anderes?

Man darf sich aber nicht einbilden, der Rosenkranz sei nur für die Weiber, die Kleinen und die Unwissenden; er ist auch für die Männer, selbst für die größten Männer.

Sobald der heilige Dominikus dem Papste Innozenz III. den vom Himmel erhaltenen Befehl, diese heilige Bruderschaft zu errichten, mitgeteilt hatte, approbierte sie der Heilige Vater, ermahnte den heiligen Dominikus, sie zu verkünden, und wollte selbst aufgenommen werden. Selbst die Kardinäle schlossen sich mit großem Eifer an, sodaß Lopez behauptet: Nullus sexus, nulla aetas, nulla conditio ab oratione Rosarü subtraxit se: kein Geschlecht, kein Alter, kein Stand entzog sich der Andacht des Rosenkranzes.

So finden wir in dieser Bruderschaft Personen aller Stände: Herzoge, Fürsten, Könige ebensogut wie Prälaten, Kardinäle, Päpste, deren Aufzählung für diesen Abriß zu lang wäre; und, lieber Leser, durch deinen Beitritt zu dieser Bruderschaft hast du an ihrer Andacht Anteil, an ihren Gnaden auf Erden und an ihrer Glorie im Himmel: Cum quibus consortium vobis erit devotionis, erit et communio dignitatis.