Anhang

1. Kraft und Würde des Rosenkranzes

"Durch den Rosenkranz wurden große Sünder beiderlei Geschlechtes in kurzer Zeit zu einem heiligen Leben bekehrt; mit vielen Seufzern und Tränen wurden die Sünden beweint; unglaubliche Bußwerke wurden in Kraft dieses Psalters sogar von Knaben und Mädchen verrichtet. Durch ihn blühte der Andachtseifer zu mir und zu meinem Sohne so sehr, daß man hätte meinen können, es leben Engel auf Erden. Auch der Glaube wurde so sehr gestärkt, daß sehr viele sehnlichst verlangten, für denselben zu sterben und gegen die Irrlehrer zu kämpfen. So wurden durch meinen geliebtesten Diener Dominikus und durch die Kraft dieses Rosenkranzes die Länder der Irrlehre wieder der Kirche unterworfen: durch die Kraft dieses Rosenkranzes geschahen viele Almosen, wurden Kirchen gegründet und Spitäler gebaut, führte man ein keusches und tugendhaftes Leben, und viele große Wunderwerke wurden vollbracht. Höchste Heiligkeit und Weltverachtung, die Ehre Gottes und die Gerechtigkeit der Fürsten, Friede unter den Bürgern und Tugendhaftigkeit in den Ordensgemeinden standen in hoher Blüte. Sogar die Handwerker gingen nicht an ihre Arbeit, bevor sie mich durch meinen Rosenkranz gegrüßt, und gingen nicht zur Ruhe, bevor sie mir kniend in Andacht diesen Dienst erwiesen hatten. Wenn sie sich schon zur Ruhe gelegt hatten und sich zufällig erinnerten, daß sie meinen Rosenkranz noch nicht gebetet, erhoben sie sich sofort wieder und von Reue getrieben, grüßten sie mich umso andächtiger.

So groß war der gute Ruf des Rosenkranzes, daß man von allen, die überhaupt fromm lebten, sogleich vermutete, sie seien Mitglieder dieser Bruderschaft. War aber irgendwo ein öffentlicher Sünder oder Gotteslästerer, so ging von ihm das Wort: Dieser gehört nicht zu den Brüdern des heiligen Dominikus.

Auch will ich nicht verschweigen, wie große Zeichen und Wunder ich durch den Rosenkranz in den verschiedenen Weltgegenden getan. Allgemeine Seuchen habe ich durch ihn aufgehalten, schreckliche Kriege beigelegt, Fieber und jede Art von Krankheit geheilt. Gewiß erfreute sich damals die Welt meiner Gnadengaben. Die Engel des Himmels ergötzten sich an euern Rosenkränzen, die ganze Dreifaltigkeit fand daran ihr Wohlgefallen, mein Sohn empfand an solchem Lobe hohe Freude, und ich fand darin eine Wonne, die jede Vorstellung übersteigt. Der Rosenkranz ist mir nach der heiligen Messe das Angenehmste von allem, was in der Kirche geschieht."

So sprach die Allerseligste Jungfrau Maria in einer Erscheinung zum seligen Alanus.

"Durch die Ermahnungen des heiligen Dominikus dienten mir und meinem Sohne alle Brüder und Schwestern seines Ordens unaufhörlich mit unaussprechlichem Eifer und höchster Andacht durch das Rosenkranzgebet, sodaß jeder Bruder täglich wenigstens einen ganzen Psalter verrichtete; und wenn einer diesen Psalter an irgendeinem Tage unterließ, hielt er den ganzen Tag für verloren. So groß war die Andacht zum Rosenkranz, daß die Brüder des heiligen Dominikus sich eher in der Kirche oder im Chore einfanden, um den Psalter zu beten, als im Schlafgemach oder beim Studium. So sehr verbreitete sich der Ruf des Psalters im Predigerorden, daß man zu einem Mitbruder, der irgendwie durch Nachlässigkeit fehlte, im Vertrauen sagte: "Bruder, sicherlich betest du den Rosenkranz Mariä nicht oder nur unandächtig!" (Justin Miewokow).