Aussprüche des hl. Johannes M. Vianney, Pfarrer von Ars
SITTLICHES LEBEN
DIE SÜNDE UND DER SÜNDER
O meine Kinder, wie undankbar sind wir! Der liebe Gott will uns glückselig machen, ganz gewiß. Nur deshalb hat er uns sein Gesetz gegeben. Wir aber wenden uns von ihm ab und neigen uns zu dem Teufel hin. Wir fliehen unsern Freund und suchen unsern Henker auf. Wir begehen Sünden und versinken im Kot. Wenn es sich um unser irdisches Glück handelte, würden wir alles Mögliche tun, aus dem Elende herauszukommen; weil es sich aber nur um unsere Seele handelt, bleiben wir mit unbegreiflicher Gleichgültigkeit und Blindheit darin.
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Schaut, Gott kommt auf die Erde herab, um das Opfer für unsere Sünden zu werden! Gott leidet, Gott stirbt, Gott erduldet alle erdenkliche Marter, weil er die Last unserer Missetaten tragen will. Erkennen wir doch beim Anblick des Kreuzes die Bosheit der Sünde, und wie sehr wir sie hassen sollen!
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Wenn wir die schrecklichen Folgen der Sünde recht begreifen würden, hätten wir einen so großen Abscheu vor ihr, daß es kaum möglich wäre, je mehr eine zu begehen.
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O wie töricht sind wir doch! Der liebe Gott ruft uns zu sich, und wir fliehen ihn! Er will uns selig machen, und wir handeln seinem Willen zuwider! Er gebietet uns, ihn zu lieben, und wir geben unser Herz dem Teufel! Wir wenden die kostbare Zeit, statt unser Heil zu wirken, dazu an, uns zu verderben! Wir führen Kriege gegen ihn mit eben den Mitteln, die er uns gegeben hat, damit wir ihm getreulich dienen sollen!
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Ach, wer kann die Torheit begreifen, den zu beleidigen, der uns nur Gutes getan hat und fortwährend noch tut, und den Willen des Teufels zu erfüllen, der nur sucht, uns zu schaden und ins Verderben zu stürzen!
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Die Sünde ist die Mörderin der Seele. Sie reißt uns aus dem Himmel und stürzt uns in die Hölle.
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Wenn wir es recht einsehen würden, was es heißt, Kinder Gottes zu sein, so könnten wir unmöglich etwas Böses tun; wir wären wie Engel auf Erden.
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Es gibt Leute, die den lieben Gott nicht lieben, die nicht zu ihm beten, und doch so gut vorwärtskommen. Das ist ein böses Zeichen! Sie haben neben vielem Bösen auch einiges Gutes getan, und dafür belohnt sie der liebe Gott in diesem Leben.
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Bedenkt ihr es denn nicht, wie wahnsinnig es ist, sich die Hölle zu verdienen, indem man sich mit dem Teufel verbündet, während jeder doch so leicht schon in diesem Leben die Freude des Himmels genießen könnte, wenn er nur Gott liebte und sich durch die Liebe mit ihm vereinigte? Die armen Sünder scheinen mit aller Gewalt den Urteilsspruch, der sie zur Gesellschaft der Teufel verdammt, erzwingen zu wollen.
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Als Vianney einst vor Erschöpfung zusammengebrochen war und sein Ende nahe schien, frug ihn sein Vikar: »Wenn Sie jetzt die Wahl hätten, sogleich in den Himmel hinaufsteigen zu dürfen oder hier zu bleiben, um an der Bekehrung der Sünder weiter zu arbeiten, was würden Sie wählen?« — »Ich würde bleiben«, lautete die Antwort.
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Das Herz der Bösen ist ein Ameisenhaufen von Sünden. Es gleicht einem Stück verfaulten Fleisches, um das sich die Würmer streiten.
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Ihr wißt wohl, daß alle guten Werke, die wir im Stand der Todsünde verrichten, tot sind. Sie können zwar unsere Bekehrung erlangen, was schon ein großes Glück ist, aber sie werden in der Ewigkeit nicht belohnt werden. O ihr Unglücklichen, die ihr lange Zeit in der Sünde lebt, wie viele guten Werke sind für euch verloren, die euch sicher in den Himmel geführt hätten! Wozu nützen euch aber so alle Leiden und Mühseligkeiten des Lebens?!
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Die armen verhärteten Sünder, die ihr Leben fern von Gott zubringen und erst dann in seinem Weinberge arbeiten wollen, wenn sie sonst nichts anderes mehr tun können und die erst dann die Sünde verlassen wollen, wenn die Sünde sie verläßt, sind sehr zu beklagen. Wer so viele Jahre im Bösen versunken war, wer sich gänzlich in den Schlamm der Sünde versenkt hat, ach, bei dem ist ein Wunder nötig, um daraus gerettet zu werden.
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Nur die schlechten Christen wollen vom Gebet und von den Sakramenten nichts wissen und bleiben in der Sünde verstrickt.
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Wie selten würden wir Böses tun, wenn wir recht ernstlich bedächten, was wir tun! Fragt euch selber: »Was hat uns denn der liebe Gott getan, daß wir fähig sind, ihn zu beleidigen? Was hat er uns denn getan, daß wir ihn unbegreiflicherweise von neuem kreuzigen; ihn, der uns so liebreich der Hölle entrissen hat?« Denkt euch, so oft euch eine Versuchung zur Sünde reizt, recht lebhaft, daß ihr auf dem Wege zur Sünde unserm Herrn begegnet, der zu euch spricht: »Ach, kehrt um, kehrt doch um; denn dort, wohin ihr gehen wollt, werde ich von neuem gekreuzigt!«
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Der liebe Gott wird auf Erden so sehr beleidigt, daß man versucht sein könnte, um das Ende der Welt zu bitten. Wenn es nicht einige schöne Seelen gäbe, die bei dem vielen Bösen, das man sieht und hört, einem das Herz erquicken und den Augen wohl tun, so könnte man es in diesem Leben nicht aushalten.