Aussprüche des hl. Johannes M. Vianney, Pfarrer von Ars
SAKRAMENTALES LEBEN
HEILIGE KOMMUNION
Was der Mensch nicht sagen oder nicht einmal denken kann, und was er nicht zu verlangen gewagt hätte, das hat Gott in seiner unendlichen Liebe gedacht, gesagt und ausgeführt. Oder hätten wir je gewagt, von Gott zu verlangen, er solle seinen Sohn für uns sterben lassen, er solle uns sein Fleisch zu essen und sein Blut zu trinken geben?! Von einer so großen Liebe Gottes zu den Menschen konnte der Mensch gar keinen Begriff haben.
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Als Gott unserer Seele Nahrung geben wollte, damit sie die Kraft habe, ihren Pilgerlauf vollbringen zu können, überblickte er die ganze Schöpfung und fand nichts, das ihrer würdig gewesen wäre. Da wandte er sich auf sich selber zurück und beschloß, sich selber uns zu schenken.
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Die Seele kann sich nur von Gott nähren, nur Gott genügt ihr! Nur Gott kann sie erfüllen! Nur Gott kann ihren Hunger stillen! Sie muß einfach ihren Gott haben!
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Da die Seele, die ein Geist ist, durch nichts Geschaffenes ernährt werden kann, so wollte Gott selber sich ihr zur Speise geben. Aber wie schade! Man nimmt so wenig zu dieser göttlichen Nahrung seine Zuflucht, um sich auf der Wanderung durch die Wüste dieses Lebens zu stärken und aufrecht zu erhalten. Wie eine Person, die neben einem wohl gedeckten Tische vor Hunger stirbt, lassen manche fünfzig, sechzig Jahre vergehen, ohne ihre Seele zu nähren!
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O Mensch, wie groß bist du! Du wirst gespeist und getränkt mit dem Leibe und dem Blute Gottes! O welch süßes Leben ist dieses Leben der Vereinigung mit dem lieben Gott! Das ist der Himmel auf Erden!
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Nicht alle, die sich den Sakramenten nahen, sind Heilige, aber man findet die Heiligen stets unter denen, die sie öfters empfangen.
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Geht zu ihm, um von ihm zu leben und damit ihr für ihn leben könnt! Sagt doch nicht, ihr hättet zuviel zu tun! Hat denn nicht der göttliche Erlöser gesagt: »Kommet alle zu mir, die ihr mühselig und beladen seid und ich will euch erquicken«? Könnt ihr einer so überaus zärtlichen und freundlichen Einladung widerstehen?
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Sagt nicht: »Wir sind nicht würdig.« Ihr seid doch so bedürftig! Wenn der Heiland an unsere Unwürdigkeit gedacht hätte, dann hätte er sein Liebessakrament nie eingesetzt, denn niemand in dieser Welt ist seiner würdig.
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Eine gut empfangene Kommunion bewirkt, daß eine Seele von der Liebe zu Gott entflammt wird und sich um die Erde nicht mehr kümmert.
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Eine heilige Kommunion, eine einzige, vermag dem Menschen die Erde zu verleiden und ihm einen Vorgeschmack der himmlischen Wonne zu geben.
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Wenn wir den lieben Gott in unserm Herzen haben, dann soll es ganz brennend sein. Das Herz der Jünger von Emmaus brannte schon, als sie ihn nur sprechen hörten.
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Eine Seele, die das Altarssakrament würdig empfangen hat, ist so sehr in die Liebe versenkt, von ihr durchdrungen und umgewandelt, daß man sie in ihren Worten, in ihren Handlungen nicht mehr erkennt. Sie ist dann zu den größten Opfern fähig; sie ist überirdisch.
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Wenn das Menschenherz alle die Güter begreifen könnte, die in der heiligen Kommunion enthalten sind, wäre nichts weiter zu seiner Befriedigung erforderlich. Der Habsüchtige würde nicht mehr seinen Schätzen nachlaufen, der Ehrgeizige nicht mehr dem Ruhme. Ein jeder würde, den Staub abschüttelnd, der Erde entsagen und sich zum Himmel aufschwingen.
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Vergleicht alle guten Werke der Welt mit einer gut empfangenen Kommunion, so sind sie wie ein Stäubchen gegen einen Berg. Betet, wenn ihr den lieben Gott in eurem Herzen habt! Er kann euch da nichts versagen, wo ihr ihm seinen Sohn und die Verdienste seines heiligen Todes und Leidens darbringt.
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Wenn man vom Tische des Herrn kommt, sollte man nicht gleich lesen. O nein! Denn wozu brauchen wir noch Menschenworte, wenn Gott selber spricht? Lassen wir uns da ja kein Wort von dem entgehen, was der liebe Gott in unserm Herzen spricht!
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Bewahrt unsern Herrn nach der Kommunion recht getreulich in einem frommen und reinen Herzen und in einem gesammelten Geiste! So werdet ihr von einer Kommunion bis zur andern ein verzehrendes Feuer in euch fühlen, das euren Herzen eine unwiderstehliche Neigung zum Guten und den tiefsten Abscheu vor dem Bösen einflößt. *
Wer recht kommuniziert, verliert sich in Gott, wie sich ein Tropfen Wasser im Ozean verliert. Sie sind nicht mehr von einander zu trennen.
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Wenn wir die heilige Kommunion empfangen, empfangen wir unsere Freude und unsere Glückseligkeit.
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Weinend sagte der sterbende Pfarrer von Ars: »Es ist so traurig, zum letzten Mal kommunizieren zu sollen.«
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Nach der Kommunion könnten wir, auf die Frage: »Was tragt ihr nun in euer Haus?« antworten: »Wir tragen den Himmel in unser Haus.«
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Wir sollten alles uns Mögliche tun, um es zu verdienen, unseren Herrn alle Tage empfangen zu dürfen.
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Wie schön wird eine Seele in der Ewigkeit sein, wenn sie den lieben Gott oft und würdig empfangen hat! Der Leib unseres Herrn wird durch unsern Leib, sein anbetungswürdiges Blut durch unser Blut hindurchleuchten.
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Wenn wir nach dem Empfang des Sakramentes fühlen, daß unsere Liebe zu Gott erkaltet, so sollen wir schnell die geistliche Kommunion verrichten.
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Sind wir der sakramentalen Kommunion beraubt, so wollen wir sie durch die geistliche Kommunion ersetzen, die wir ja in jedem Augenblick verrichten können. Wir sollten immer das heiße Verlangen haben, den lieben Gott zu empfangen.