Aussprüche des hl. Johannes M. Vianney, Pfarrer von Ars

SITTLICHES LEBEN

 

KREUZ UND LEID

 

Die Kreuze sind auf dem Wege zum Himmel wie eine schöne steinerne Brücke über einen Fluß, um leicht über ihn gehen zu können.

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Das Kreuz ist die Leiter zum Himmel. Um in den Himmel zu kommen, muß man leiden. Der liebe Gott will, daß wir das Kreuz nie aus dem Auge verlieren. Man stellt es daher auch überall auf: an den Wegen, auf den Höhen, auf den öffentlichen Plätzen, so daß wir überall bei seinem Anblick sprechen können: »Seht, wie Gott uns geliebt hat!«

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Das Kreuz ist die Gabe, womit Gott seine Freunde beschenkt.

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Man hat den Mut nicht, sein Kreuz zu tragen. Wie töricht ist das! Wir müssen unser Kreuz doch tragen. Was wir auch tun mögen, das Kreuz hält uns fest, wir können ihm nicht entgehen.

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Die Furcht vor dem Kreuze ist unser größtes Kreuz.

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Ach, die meisten Menschen fliehen vor dem Kreuz! Je mehr sie ihm aber entrinnen wollen, desto mehr verfolgt sie das Kreuz, desto schwerer und zermalmender wird es für sie. Wir sollten vielmehr unsere Kreuze benützen, um in den Himmel zu gelangen.

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Kreuz und Leid vereinigen uns mit unserm Herrn; sie reinigen uns, sie lösen uns von dieser Welt, sie entfernen alle Hindernisse aus unserem Herzen.

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Die Kreuze, welche in den Flammen der Liebe umgebildet werden, sind wie ein Bündel Dornen, die ins Feuer geworfen und in Asche verwandelt worden sind. Die Dornen sind zwar hart, die Asche aber ist weich.

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Wie gut stirbt man, wenn man am Kreuze gelebt hatl

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Durch das Kreuz kommt man in den Himmel.

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Die Krankheiten, die Versuchungen, die Leiden sind lauter Kreuze, die uns zum Himmel führen.

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Wie, das Kreuz sollte uns den Frieden verlieren lassen? Es gibt ja der Welt den Frieden und soll ihn auch in unser Herz bringen! Alle unsere Nöte rühren davon her, daß wir das Kreuz nicht lieben. Gerade die Furcht vor den Kreuzen vermehrt unser Kreuz. Ein Kreuz, das gern und ohne allen Einfluß der Eigenliebe — die alles Beschwerliche übertreibt — getragen wird, ist kein Kreuz mehr.

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Ich begreife nicht, wie es möglich ist, daß ein Christ das Kreuz nicht liebt und es flieht. Flieht man alsdann nicht zugleich auch Den, der sich daran heften ließ und für uns daran starb?

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Wer das Kreuz nicht liebt, der kann zwar selig werden, doch nur sehr schwer. Er wird dann wie ein Sternchen am Firmament sein. Wer aber für seinen Gott gelitten und gekämpft hat, der wird leuchten wie eine schöne Sonne.

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Wenn wir die Kreuze mit Ergebung tragen, sind wir außerordentlich fruchtbar an allen Tugenden. Ohne Kreuz sind wir aber dürr und unfruchtbar.

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Die Weltleute werden trostlos, wenn sie ein Kreuz haben. Die guten Christen aber werden trostlos, wenn sie keines haben. Der Christ lebt mitten unter den Kreuzen, wie der Fisch im Wasser.

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Das Kreuz ist das gelehrteste Buch, das man lesen kann. Jene, die dieses Buch nicht kennen, sind unwissend, wenn sie auch alle übrigen Bücher kannten. Nur jene sind wirklich gelehrt, die dieses Buch lieben, es zu Rate ziehen und recht andächtig darin lesen.

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Wir klagen, daß wir leiden müssen! Und doch hätten wir weit mehr Grund zu klagen, wenn wir nicht leiden dürfen, da uns nichts unserm Herrn ähnlicher macht, als das Kreuztragen.

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»Es ist gar so hart«, sagt ihr, »leiden zu müssen.« Nein, es ist nicht hart. Man muß nur lieben, indem man leidet, und leiden, indem man liebt.

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Es gibt zwei Arten zu leiden: Leiden, indem man liebt, und leiden, ohne zu lieben.

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Ob man will oder nicht, man muß doch leiden. Der eine leidet wie der gute Schächer, der andere wie der böse. Beide aber leiden. Der Unterschied ist folgender: Der eine weiß seine Leiden verdienstlich zu machen, er nimmt sie als Sühne für seine Sünden an. Der andere dagegen leidet nur gezwungen.

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Alle Heiligen litten geduldig, voll Freude und mit Beharrlichkeit, weil sie liebten. Wir dagegen leiden mißmutig und ungern. Auch werden wir gleich im ersten Augenblick müde, weil wir eben nicht lieben. Wenn wir Gott liebten, dann würden wir auch das Kreuz lieben, ja wir würden ein Verlangen nach ihm haben, wir würden uns in ihm freuen. Wir würden uns sogar glücklich schätzen, daß wir aus Liebe zu Dem leiden können, der aus Liebe zu uns so viel gelitten hat.

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Der Heiland ist unser Vorbild. Nehmen wir unser Kreuz und folgen wir ihm nach!

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In einer benachbarten Pfarrei war ein Knabe, der ganz geschunden im Bette lag — so krank und elend war er. Ich sprach zu ihm: »Mein armer Kleiner, du leidest sehr!« — Er antwortete mir: »Nein, Herr Pfarrer, ich fühle mein gestriges Übel nicht und morgen werde ich meinen heutigen Schmerz nicht fühlen.« — »Möchtest du nicht geheilt werden?« — »Nein, denn ich war bös, ehe ich krank wurde; ich könnte es wieder werden. Ich bin gerne so, wie ich jetzt binl« — Seht, wie das Wohlsein oft nachteilige, das Leiden aber gute Folgen hat!

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Der liebe Gott verlangt von uns nicht den Martertod des Leibes, er verlangt bloß den Martertod des Herzens und des Willens. Immer ist es Gott, der uns dieses Mittel gibt, um ihm unsere Liebe beweisen zu können.

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Alle Leiden sind süß, wenn man sie in Vereinigung mit unserm Herrn erträgt.

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Wir müssen um die Liebe zum Kreuze beten, dann wird es süß!