Aussprüche des hl. Johannes M. Vianney, Pfarrer von Ars

SAKRAMENTALES LEBEN

 

ÜBER DIE HEILIGE BEICHTE

 

Wer beichten will, soll wohl bedenken, was er zu tun im Begriffe ist! Man kann sagen, er habe vor, unserem Herrn die Nägel aus den Händen und Füßen zu ziehen.

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Als einst ein gebildeter Weltmann erklärt hatte: »Ich glaube an die Beichte so wenig wie an alles übrige, ich möchte nur mit Ihnen vernünftig reden«, da sagte ihm der Heilige: »Sie haben keinen Glauben, mein Freund? O wie sehr beklage ich Sie! Sie leben im Nebel. Ein kleines Kind weiß mit seinem Katechismus mehr als Sie. Ich hielt mich für sehr unwissend; aber Sie sind es doch noch mehr als ich. — Sie haben keinen Glauben? Gut, lassen Sie sich doch hier nieder! Ich will Ihre Beichte hören. Wenn Sie gebeichtet haben, werden Sie alles glauben wie ich«.— Der Herr kniete nach einigem Widerstreben nieder, machte das Kreuzzeichen — und beichtete. Dann stand er wieder auf, nicht bloß vollkommen getröstet, sondern auch vollkommen glaubend. Er hatte es erfahren, daß der kürzeste und sicherste Weg zum Glauben der ist, die Werke des Glaubens zu tun.

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Wer schwer krank ist, braucht den Arzt und muß sich nach den Vorschriften richten. Ebenso müssen jene, die schwer gesündigt haben, zum Arzt der Seelen ihre Zuflucht nehmen — das ist der Priester — und das vorgeschriebene Heilmittel anwenden — das ist die Beichte.

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Ihr setzt euch der Gefahr aus, das Buß-Sakrament zu entweihen, wenn ihr den Augenblick abwartet, wo Geräusch um den Beichtstuhl gemacht wird, und dann schnell die Sünden bekennt, die am peinlichsten sind. Ihr beruhigt euch leicht, indem ihr euch sagt: »Wir haben sie ja gebeichtet; wenn der Beichtvater nicht recht gehört hat, so ist dies nicht unsere Schuld!« Es ist aber doch eure Schuld, und zwar eine große, da ihr ja unredlich gehandelt habt! Viele sprechen auch manchmal schnell in dem Augenblick, wo der Priester nicht voll aufmerkt.

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»Viele«, sagt man, »beichten, wenige aber bekehren sich.« Das ist leicht begreiflich. Es beichten eben nur wenige mit einem aufrichtigen Reueschmerz.«

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Das Buß-Sakrament entreißt uns den Krallen des Teufels!

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Wenn du gut gebeichtet hast, dann hast du den Teufel angekettet!

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Die Sünden, die wir verbergen, werden alle wieder zum Vorschein kommen. Wollen wir unsere Sünden recht verbergen, so müssen wir sie aufrichtig beichten.

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Wie viele hindert die falsche Scham, aufrichtig zu beichten!

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Wenn man zu den armen Verdammten, die schon lange in der Hölle sind, sagen würde: »Wir wollen einen Priester an die Türe der Hölle stellen. Alle, die beichten wollen, brauchen nur herauszukommen und zu ihm zu gehen« — meint ihr, daß ein Einziger zurückbliebe? Die Schuldigsten würden sich nicht scheuen, ihre Sünden anzuklagen, ja, sie vor der ganzen Welt zu bekennen. Wie schnell würde da die Hölle leer und der Himmel bevölkert! — Nun seht, wir haben noch die Zeit und die Mittel, die den armen Verdammten nicht mehr zur Verfügung stehen.