Aussprüche des hl. Johannes M. Vianney, Pfarrer von Ars

SITTLICHES LEBEN

 

VERSUCHUNGEN UND PRÜFUNGEN

 

Gleichwie der gute Soldat keine Furcht vor dem Kampfe hat, so soll auch der gute Christ keine Furcht vor der Versuchung haben. Alle Soldaten sind gut in der Garnison; erst auf dem Schlachtfelde erkennt man den Unterschied zwischen den Mutigen und den Feigen.

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In den Kämpfen gegen die Hölle und im Widerstand gegen die Versuchungen beweisen wir Gott unsere Liebe.

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Drei Dinge sind durchaus notwendig gegen die Versuchung: Das Gebet, damit wir erleuchtet werden; die Sakramente, damit wir gestärkt werden; und die Wachsamkeit, damit wir beharrlich bleiben.

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Der Christ soll immer kampfbereit sein. Gleichwie in Kriegszeiten immer Wachen an verschiedenen Orten aufgestellt werden, um acht zu haben, ob der Feind sich nahe, so sollen auch wir immer auf unserer Hut sein. um zu sehen, ob uns der Feind keine Schlinge lege, und ob er nicht heranschleiche, um uns zu überraschen.

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Von zwei Dingen das Eine: der Christ beherrscht entweder seine Leidenschaften, oder seine Leidenschaften beherrschen ihn; es gibt da kein Drittes. Es verhält sich hier gerade so, wie wenn zwei Menschen miteinander ringen: der Stärkere wird den Schwächeren immer zu Boden werfen. Und einer ist gewöhnlich stärker; er ist dann Meister über den andern. Auch mit unsern Neigungen ist der Kampf selten gleich: entweder beherrschen uns unsere Neigungen oder wir beherrschen sie.

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Einst fragte man einen Hirten, wer er sei. »Ein König bin ich«, antwortete er. — »Über wen regierst du denn?« — »über meine Untertanen«. — »Und wer sind deine Untertanen?« — »Meine Neigungen«. — Dieser Hirte sagte ganz mit Recht, daß er König sei.

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Die Versuchung ist eine Quelle von Verdiensten.

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Eines von den Mitteln, durch die man gegen Versuchungen am sichersten Widerstand leistet, ist ein für die Verherrlichung Gottes tätiges Leben. Wie viele überlassen sich der Weichlichkeit und dem Müßiggang! Es ist daher auch nicht zu verwundern, daß sie der Teufel unter seinen Füßen hat.

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Wenn wir meinen, es sei alles verloren, brauchen wir nur zu rufen: »Herr, hilf uns, sonst gehen wir zugrunde!« Unser Herr ist ja immer in unserer Nähe. Er sieht uns mit Wohlgefallen zu, wenn wir gut kämpfen; er lächelt uns zu und spricht: »Wahrhaftig, du liebst mich; ich sehe es, daß du mich liebst.«

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Man kann fast sagen, man könne sich glücklich schätzen, wenn man Versuchungen hat. Die Versuchung ist nämlich der Zeitpunkt der geistlichen Ernte, wo wir für den Himmel einsammeln.

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Es wird einmal der Tag kommen, an dem wir einsehen werden, daß wir nicht zu viel getan haben, um den Himmel zu gewinnen.

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Kämpfen wir unverdrossen! Wenn der Teufel einmal sieht, daß er einfach nichts über uns vermag, dann wird er uns in Frieden lassen. Sein gewöhnliches Verfahren gegen die Sünder, die zu Gott zurückkehren, ist dieses: Er läßt sie die Süßigkeiten der ersten Augenblicke ihrer Bekehrung genießen, weil er wohl weiß, daß er nun nichts gewinnen kann; sie sind da zu ernstlich mit ihrem Heile beschäftigt. Er wartet einige Monate, bis ihr Eifer nachläßt. Dann beginnt er, sie zu bewegen, das Gebet und die Sakramente zu vernachlässigen. Hierauf greift er sie mit verschiedenen Versuchungen an; dann folgen schwere Kämpfe. In dieser Zeit muß man besonders inbrünstig um Kraft bitten, damit man sich ja nicht beugen läßt.

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Es war einmal eine Heilige, die nach der Versuchung klagte und zum Heiland sprach: »Wo warst du doch, o mein liebster Jesus, während dieses furchtbaren Sturmes?« Er aber antwortete ihr: »Ich war mitten in deinem Herzen und sah mit Freude zu, wie du kämpftest.«

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Die schlechten Christen läßt der Teufel gern in Ruhe. Gegen jene aber, die nach dem Guten streben, erregt er tausend Verleumdungen, tausend Beschimpfungen. Dies ist eine Quelle von großen Verdiensten.

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Ein Heiliger ging einmal an einem Kloster vorüber; er sah da viele Teufel, welche die Mönche marterten, ohne daß es ihnen gelang, sie zu verführen. Er ging dann an einer Stadt vorüber und sah da einen einzigen Teufel, der die Arme kreuzte und die ganze Bevölkerung vorüber gehen ließ. Der Heilige fragte ihn, warum er für eine große Stadt allein da sei, während ihrer so viele eine Handvoll Mönche quälten. Der Teufel antwortete ihm, er reiche schon hin für die Stadt, weil er jene, die dem Haß, der Unkeuschheit, der Trunksucht ergeben sind, durch eben diese Leidenschaften fange, so daß also hier sein Geschäft leicht sei, während die Mönche ihm viel mehr zu schaffen machten.

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Manche sind so schwach, daß sie sich schon bei kleinen Versuchungen wie ein Blatt Papier biegen lassen! Würden sie den tapferen Soldaten gleich stets mutig vordringen, so oft sich die Versuchung naht, dann fühlten sie ihr Herz von Gott gestärkt.

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Wir dürfen nicht glauben, daß es irgend einen Ort auf Erden gibt, wo wir diesem Krieg entrinnen könnten, überall werden wir den Teufel finden. Und überall wird er sich bemühen, uns den Himmel zu entreißen, überall aber und immer können wir Sieger sein. Es verhält sich da nicht wie bei andern Kämpfen. Von zwei Parteien, die miteinander kämpfen, schreibt sich nicht selten jede den Sieg zu. Hier aber können wir, wenn wir wollen — mit der Gnade, die uns nie versagt wird — immer triumphieren.

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Wenn wir von der heiligen Gegenwart Gottes recht durchdrungen wären, würde es für uns sehr leicht sein, dem Feinde Widerstand zu leisten. Bei dem Gedanken: »Gott sieht mich!« würden wir nie sündigen.

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Die Prüfungen, die Gott uns schickt, sind keine Züchtigungen, sondern Gnaden.

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Die Prüfungen zeigen deutlich, wie wohlgefällig ein Werk Gott ist.