Gedanken zu jedem Tag des Jahres
vom Heiligen Pio von Pietrelcina
Thema: "Versuchungen"

Sagt uns nicht der Heilige Geist, dass sich die Seele, sowie sie sich Gott nähert, auf Anfechtungen gefasst machen muss? Wohlan, meine liebe Tochter, nur Mut! Kämpfe wie ein Held, und du wirst dafür den Lohn erhalten, der den starken Seelen gebührt.

Strengt euch nicht an, eure Versuchungen zu bezwingen, denn das würde sie nur noch stärker machen; verachtet sie einfach und haltet euch nicht länger damit auf. Stellt euch Jesus Christus den Gekreuzigten in euren Armen und an eurer Brust liegend vor und sagt euch immer wieder, indem ihr seine durchbohrte Seite küsst: Dies ist meine Hoffnung, dies ist die lebendige Quelle meines Glücks! Mein Jesus, ich halte Dich fest und werde Dich nicht eher loslassen, als bis Du mich an einen sicheren Ort gebracht hast.

Höre auf, dir unnötige Sorgen zu machen. Denke daran, dass Wunsch und Gefühl allein noch keine Schuld bedeuten, sondern erst die Zustimmung zu diesen Gefühlen. Nur der freie Wille ist fähig, Gutes oder Böses zu tun. Wenn nun der Wille unter den Verlockungen des Versuchers ächzt und stöhnt und das, was ihm gezeigt wird, ablehnt, dann ist da nicht nur keine Schuld dabei, sondern es ist im Gegenteil eine Tugend.

Merke dir gut: Solange dir die Versuchung missfällt, hast du nichts zu befürchten. Warum aber missfällt sie dir, wenn nicht deshalb, weil du sie nicht spüren möchtest? Diese lästigen Versuchungen kommen von der Boshaftigkeit des Teufels, aber das Missfallen und das Leiden, das sie uns verursachen, kommen von der Barmherzigkeit Gottes, welcher ganz gegen den Willen unseres Feindes aus dessen Boshaftigkeit den Nutzen der heiligen Drangsal zieht, mittels welcher Er das Gold, das Er zu Seinen Schätzen legen will, rein wäscht.

Ich wiederhole: Deine Versuchungen kommen vom Teufel und der Hölle, dein Leid und deine Verzagtheit aber kommen von Gott und dem Paradies. Die Mütter sind aus Babylon, die Kinder jedoch aus Jerusalem. Verachte die Versuchungen und nimm die Drangsale mit offenen Armen entgegen. Nein, nein, meine Tochter, lass den Wind nur blasen und glaube nicht, das Rauschen der Blätter sei Waffenlärm.

Um gross zu werden, muss man stark sein: das ist unsere Pflicht. Das Leben ist ein Kampf, dem wir uns nicht entziehen können; wir müssen jedoch als Sieger daraus hervorgehen.

Wehe denen, die nicht ehrlich bleiben! Nicht nur, dass sie jeglichen Respekt der Menschen verlieren..., erst recht können sie auch kein öffentliches Amt bekleiden. Lasst uns deshalb immer ehrlich sein und jeden bösen Gedanken aus unserem Sinn verjagen.  Unser Herz muss immer Gott zugewandt sein, der uns geschaffen und auf die Erde gesetzt hat, um ihn kennenzulernen, zu lieben und in diesem Leben zu dienen, und um uns danach, im anderen, auf ewig an Ihm zu erfreuen.

Ich weiss, dass der Herr dem Satan diese Angriffe gestattet, denn seine Barmherzigkeit macht euch Ihm lieb und teuer, und Er will, dass auch ihr Ihm ähnlich werdet in Seiner Seelenangst in der Wüste, im Ölgarten und am Kreuz. Aber ihr müsst euch wehren, indem ihr die boshaften Einflüsterungen von euch weist und verachtet, im Namen Gottes und des heiligen Gehorsams.

Die Versuchungen sollen dich nicht bestürzen; sie sind die Prüfung, welche Gott solchen Seelen auferlegt, die er für stark genug hält, den Kampf auszufechten und sich mit eigener Hand den Glorienkranz zu winden.

Bis jetzt verlief dein Leben wie das eines Kindes, nun will der Herr dich als Erwachsenen behandeln. Die Prüfungen im Leben der Erwachsenen sind aber viel schwieriger als die der Kinder, und das ist der Grund, warum du anfangs so verwirrt bist. Aber deine Seele wird ihre Ruhe wiedergewinnen, und auch du wirst deine Ruhe wiederfinden, es wird nicht mehr lange dauern. Habe noch ein wenig Geduld, alles wird sich für dich zum Besten wenden.

Die Versuchungen gegen den Glauben und die Reinheit sind die vom Feind feilgebotene Ware. Aber fürchte ihn nicht, begegne ihm mit Verachtung. Solange er Lärm macht, ist das ein Zeichen, dass er seiner Sache noch nicht sicher ist, dass er noch keine Macht über den Willen hat

Lass dich durch das, was du wegen dieses abtrünnigen Engels durchmachst, nicht verwirren.  Dein Wille stehe seinen Einflüsterungen immer abgeneigt gegenüber, und bleibe ganz ruhig, denn es ist keine Schuld dabei, sondern es ist im Gegenteil Gott wohlgefällig und gereicht der Seele zum Verdienst. Zu Ihm musst du Zuflucht nehmen, wenn der Feind dich bedrängt, in Ihn musst du  deine Hoffnung setzen und von Ihm allein alles Gute erwarten. Halte dich nicht freiwillig damit auf zu betrachten, was der Feind dir anbietet. Denke daran, dass der gewinnt, der vor ihm flieht. So musst du schon bei den ersten Zeichen deiner Abneigung gegen jene Personen dieses Gefühl sofort unterdrücken und bei Gott Zuflucht suchen. Beuge vor Ihm die Knie und sprich immer in tiefer Demut dieses kurze Gebet: Habe Erbarmen mit mir, denn ich bin eine arme, schwache Kreatur. Danach erhebe dich und fahre mit heiliger Gleichmut in deiner Arbeit fort.  

 

Quelle:

Gedanken zu jedem Tag des Jahres vom Heiligen Pio von Pietrelcina

http://servidellasofferenza.ch/index.php?i=2&j=5&k=3