Der Heilige Pater Pio und der Rosenkranz

Quelle: Der stigmatisierte Pater Pio von Pietrelcina

Eine besondere Verliebe hatte P. Pio für das Rosenkranzgebet. "Pater Pio", so ist zu lesen, "war nicht nur ein glühender Verehrer der hl. Maria, sondern auch ein leidenschaftlicher - ich möchte sagen - Fan des Rosenkranzes. Er trug nicht bloß Tag und Nacht den Rosenkranz um die Hände geschlungen - er nannte ihn seine Waffe - sondern war auch ein unersättlicher Verzehrer von Rosenkränzen" (64). Bereits in der Zeit, als er zum Priester geweiht wurde, soll er sich vorgenommen haben, "täglich wenigstens fünfmal den Rosenkranz zu beten", das heißt fünfmal den Rosenkranz mit den fünfzehn Geheimnissen (65). Dabei blieb er allerdings nicht. Er betete in Wirklichkeit täglich Dutzende von Rosenkränzen (66). Man kann sich freilich nicht vorstellen, wann der Pater hierzu die Zeit gefunden hat. "Auch wenn er mit seinen Mitbrüdern ein wenig Zerstreuung suchte, fuhr er immer fort, seinen Rosenkranz durch die Finger gleiten zu lassen. Das gleiche ereignete sich im Refektorium. Die Schüssel dampfte vor ihm. Aber er beschloß sie nicht eher zu berühren, bis er einen Rosenkranz mit den 15 Geheimnissen gebetet hatte; das gleiche tat er hernach. Am Abend legte er sich nicht zur Ruhe (wenn er überhaupt schlief), bevor er nicht eine lange Vorbereitung auf die Messe gemacht hatte und bevor er nicht einige Rosenkränze gebetet hatte" (67)

Wie lange wird wohl P. Pio vor der dampfenden Schüssel gebraucht haben, bis er den Rosenkranz mit 15 Geheimnissen vollendet hatte Mit welcher inneren Anteilnahme wird er gebetet haben, wenn er zugleich "mit seinen Mitbrüdern sich unterhaltend" ein wenig Zerstreuung suchte?

"Für gewöhnlich" soll P. Pio täglich nicht weniger als vierzig Rosenkränze gebetet haben; dazu kommen noch "die vielen Stoßgebete". "Manchmal betete er auch an einem einzigen Tag sechzig Rosenkränze mit fünfzehn Gesetzchen" (68) . Bei solchen Angaben handelt es sich nicht etwa bloß im Vermutungen, die Zahlenangabe geht auf P. Pio unmittelbar zurück. Eines Tages fragte ihn ein Superior, wieviele Rosenkränze er an diesem Tag bereits gebetet habe. Der Pater antwortete: "Beh! Meinem Superior muß ich die Wahrheit sagen: Ich habe 34 gebetet" (69). Diese Zahlenangabe ist aber noch nicht vollständig; es kommen ja in den noch folgenden Stunden des Tages etliche Rosenkränze hinzu. Solcherlei Dinge werden in einer Menge von Schriften verbreitet, ohne daß sich die Schreiber irgendwelche Gedanken machen. Man muß doch fragen:

1) Hat P. Pio sein tägliches Pensum so genau gezählt? Hat er das getan, dann lag ihm an der Menge mehr als am Inhalt.

2) Der Pater müßte, um so viele Rosenkränze fertig zu bringen, mit unglaublicher Geschwindigkeit gebetet haben. Kann man dann aber bei einer Art von indischer Gebetsmühle noch von andächtigem Beten sprechen? Bei gewöhnlichen Sterblichen würde so etwas ohne Zweifel nicht anerkannt werden.

3) Nehmen wir einmal die angegebene Höchstzahl, nämlich 180 Rosenkränze zu je fünf Gesetzchen! Wenn der Pater für einen einzigen Rosenkranz in südländischem Tempo bloß zehn Minuten gebraucht hätte, dann müßten ihm hierfür am Tag nicht weniger als dreißig Stunden zur Verfügung gestanden haben! Wie geht das, wenn der Tag nur 24 Stunden zählt?

4) Es bleibt außerdem zu bedenken, daß P. Pio angeblich sehr viele Stunden im Beichtstuhl verbracht hat; er benötigte, wenigstens für längere Zeit, zur Meßfeier mit Vorbereitung und Danksagung ungefähr vier Stunden. Dazu kommen die übrigen täglichen Verrichtungen; schließlich mußte er auch noch essen und schlafen. Wie viele Stunden bleiben dann noch übrig für das Rosenkranzgebet? Man müßte an ein Düsenjägertempo denken. Nehmen wir nur einmal an, von irgendeinem anderen Sterblichen würde behauptet, er bete täglich trotz seines großen Arbeitspensums Dutzende von Rosenkränzen, wie würde über eine solche Behauptung geurteilt werden?