2. Liebe meine Mutter, wie ich sie liebe.

a) Warum?

Jesus:

1. Mein Bruder, die Liebe war es, die mich zum Sohn Mariens gemacht hat. In meinen Beziehungen zu meiner Mutter erklärt die Liebe alles. Willst du meine Kindesliebe zu ihr verstehen, dann verstehe vor allem meine Liebe zu ihr.

Oh! Wie wollte ich, daß auch in dein Herz ein wenig von jener Liebe zu meiner Mutter einströmte, die in mir brennt! Arbeite an dir, um dich rein, demütig und großmütig zu machen, damit ich dir möglichst viel von meiner Kindesliebe mitteilen kann.

2. Überdenke nochmals in Sammlung und Gebet all das, was ich dir von meiner Liebe zu Maria angedeutet habe. Wie ich sie von aller Ewigkeit her erwählt und mit Vorzügen überhäuft habe, wie ich in innigster Vertrautheit mit ihr gelebt und sie an meiner Sendung teilnehmen ließ, wie ich sie liebe und ewiglich lieben werde durch die Heiligen und durch die ganze Kirche auf Erden und im Himmel.

3. Dringe dann tief ein in mein Herz und betrachte die Beweggründe, die mich zu solcher Liebe zu ihr trieben.

Ich habe sie geliebt und liebe sie, weil sie meine Mutter ist, eine Mutter von entzückender Schönheit und Vollkommenheit, eine Mutter, die mir durch das kleinste ihrer Worte, durch einen ihrer Blicke mehr Freude bereitet als alle Heiligen durch ihre heldenmütigsten Taten; eine Mutter, deren Liebe zu mir größer ist als die der Engel und Heiligen; eine Mutter, deren Leben nur mir galt, und die für mich bereitwillig das furchtbarste Martyrium auf sich nahm, das je ein Geschöpf erduldete.

4. Ich habe sie geliebt, weil sie mir bei der Erfüllung der Sendung half, die mir mein Vater anvertraut hatte;

weil sie mir meine menschliche Natur gab, so daß ich den Menschen die frohe Botschaft verkünden und für sie sterben konnte; weil sie sich bei der Ausführung meiner Sendung mit mir vereinigte durch ihren Willen, ihre Gebete, ihre Opfer, ihre Gegenwart am Fuß des Kreuzes;

weil sie bis zum Ende der Zeiten nicht ruhen wird, die Sünder zu bekehren, die Gerechten zu heiligen und mir zahllose Seelen zuzuführen;

weil sie selbst der große Triumph meines Erlösungswerkes ist, und weil ich dadurch, daß ich sie auf so vollkommene Weise erlöste, mehr tat als durch die Erlösung der Welt.

5. Ich habe sie geliebt und liebe sie, weil ich es ihr verdanke, daß ich dem Vater Huldigung, Sühne und Ehre von unendlichem Wert erweisen konnte, was ich ohne die menschliche Natur, die sie mir gab, nicht hätte tun können.

Ich liebe sie, weil sie sich in meinen Huldigungen an den Vater mit mir vereinte und ihn anbetete, verehrte und liebte, wie es alle Engel und Heiligen miteinander nie vermochten, noch je vermögen werden, und weil man durch sie meinen Vater besser verstehen und kindlichere Gesinnungen gegen ihn hegen wird.

6. Werde nicht müde, meine unermessliche Liebe zu meiner Mutter zu betrachten! Nie wirst du damit fertig werden, nicht einmal in der Ewigkeit.

Versetze dich bei dieser Betrachtung an meine Stelle. Werde Jesus, erstgeborener Sohn Mariens! Denn mein Leben ist ja dein Leben! Versuche, das zu fühlen, was auch ich gefühlt habe.

7. Betrachte sodann die besondere Liebe, die Maria zu dir trägt.

Sie liebt dich, weil ich dich so sehr lieb hatte, daß ich für dich starb. Alles, was ich liebe, liebt auch sie.

Sie liebt dich, weil ich sie zu deiner Mutter gemacht habe, und Mutter sein, heißt lieben.

Sie liebt dich, weil eine Mutter ihr Kind um so mehr liebt, je mehr es sie gekostet hat, und du hast sie unaussprechliche Schmerzen gekostet.

Sie liebt dich, weil sie mich in den Tod hingeben mußte, um dir das Leben zu geben.

Sie liebt dich, weil du eins bist mit mir, und indem sie dich liebt, liebt sie mich.

 

Die Seele:

O Jesus, ich liebte Maria schon, als ich nur unbestimmt ahnte, was sie für mich ist. Jetzt, da ich anfange zu begreifen, daß sie wirklich meine Mutter ist, jetzt, da ich Deine Liebe zu ihr und ihre Liebe mir gegenüber zu verstehen beginne, sollte ich sie da nicht mit allen Fasern meines ganzen Wesens lieben?