4. Gehorche meiner Mutter, wie ich ihr gehorchte.

Jesus:

1. Mein Bruder, willst du gleich mir deine Liebe zu deiner Mutter zeigen? Gehorche ihr, wie ich es getan!

Als kleines Kind ließ ich sie mit mir machen, was sie wollte. Ich ließ mich in die Krippe legen, in ihren Armen tragen; ich ließ mich stillen, in Windeln einwickeln; ich ließ mich nach Jerusalem, nach Ägypten und Nazareth führen.

Sobald ich dann Kraft genug hatte, beeilte ich mich, eiligst ihre Wünsche zu erfüllen, ja sie zu erraten und ihnen zuvorzukommen.

Nachdem ich die Gelehrten im Tempel in Staunen versetzt hatte, kehrte ich mit ihr nach Nazareth zurück und war ihr Untertan.

Ich blieb bis zum dreißigsten Lebensjahr bei ihr und erfüllte stets ihre leisesten Wünsche.

2. Ihr zu gehorchen, war für mich ein unaussprechliches Glück. Durch meinen Gehorsam entschädigte ich sie für alles, was sie für mich getan, vor allem für das, was sie einst für mich leiden sollte.

3. Ich gehorchte ihr in aller Einfalt! Obgleich ihr Gott, war ich auch ihr Sohn. Sie war meine Mutter und die Stellvertreterin meines Vaters.

In aller Einfalt befahl sie mir, leitete mich und war unendlich glücklich, wenn sie mich um die Ausführung ihrer geringsten Wünsche bekümmert sah.

Willst du ihr dieses Glück erneuern, so gehorche ihr, wie ich es getan habe!

4. Maria hat Befehle auch für dich. Sie befiehlt dir zunächst durch die Stimme der Pflicht.

Für gewisse Menschen besteht die Marienverehrung in Bildern und Statuen, in Kerzen und Blumen; für andere in Gebetsformeln und Liedern; für wieder andere in Gefühlen der Zärtlichkeit oder der Begeisterung oder in freiwilligen Handlungen und Opfern.

Es gibt andere, die meinen, sie liebten Maria sehr, weil sie gern von ihr sprechen, oder weil sie sich in ihrer Einbildung als Helden im Dienste Mariens betrachten, oder weil sie sich bemühen, immer an sie zu denken.

Alle diese Dinge sind ja gut, aber das Wesentliche sind sie nicht. „Nicht die, die zu mir sagen: Herr, Herr! sind es, die eingehen werden in das Himmelreich, sondern wer den Willen meines himmlischen Vaters tut, der wird eingehen in das Himmelreich.“

Ebenso sind nicht jene echte Kinder Mariens, die sagen: „Mutter, Mutter!“, sondern jene, die stets ihren Mutterwillen erfüllen.

Nun hat Maria keinen anderen Willen als den meinen. Ich aber will von dir die Erfüllung deiner Pflicht.

5. Bemühe dich also vor allem, deine Pflicht zu erfüllen, und zwar ihr zu Liebe, mag diese Pflicht groß sein oder klein, leicht oder schwierig, interessant oder eintönig, ehrenvoll oder gering.

In der Absicht, deiner Mutter zu gefallen, sei deinen Vorgesetzten gegenüber gelehriger, freundlicher zu Gleichgestellten, gütiger gegen Untergebene und zuvorkommender für jedermann. Sei pünktlicher im Gehorchen, gewissenhafter bei deiner Arbeit und geduldiger in deinen Prüfungen!

6. Doch vollbringe mit möglichst viel Liebe und froher Miene deine mühevolle Arbeit, deine alltägliche Beschäftigung und das eintönige Nacheinander deiner Verpflichtungen, lächle alledem oder vielmehr lächle deiner Mutter zu, die von dir begeisterte Pflichterfüllung als Beweis deiner Liebe fordert.

7. Auf anderem Wege noch zeigt dir Maria ihren Willen, nämlich durch die Einsprechungen der Gnade.

Jede Gnade wird dir durch sie zuteil.

Wenn dich die Gnade drängt, diesem Vergnügen zu entsagen, jene Neigung zu unterdrücken, jenen Fehler oder jene Nachlässigkeit zu sühnen oder irgend einen Tugendakt zu üben, so ist es Maria, die dir sanft und liebreich ihre Wünsche offenbart.

Manchmal erschrickst du vor diesen Forderungen. Fürchte dich nicht! Deine Mutter spricht ja zu dir, deine Mutter, die dein Bestes will.

Erkenne ihre Stimme, vertraue ihrer Liebe und antworte mit einem Ja auf alles, was sie von dir verlangt.

8. Auf eine dritte Art kannst du Gehorsam gegen Maria üben. Wenn du nämlich die besondere Aufgabe ausführst, die sie dir anvertrauen will. Sei bereit!

 

Die Seele:

O Jesus, ich fange an zu verstehen, daß meine ganze Aufgabe darin bestehen soll, das Wort, welches der Heilige Geist von dir gesprochen hat, zu verwirklichen: „Er war ihnen Untertan.“