5. Ehre meine Mutter nach meinem Beispiel.

Jesus:

1. Mein Bruder, ich bin Gott, vor dem die Engel ihr Antlitz verhüllen und den sie zitternd verehren. Dennoch habe ich Maria demütig verehrt. Denn, obwohl ich Gott bin, bin ich doch auch ihr Sohn.

Ich bin es, der das Gebot gab: „Ehre Vater und Mutter!“ Wie hätte ich selbst dieses Gebot nicht in seiner ganzen Vollkommenheit beobachten sollen?

2. Ich habe Maria geehrt, weil sie meine Mutter ist, eine unvergleichlich heilige und hehre Mutter, die Stellvertreterin meines himmlischen Vaters. Mache dir, wenn du es vermagst, einen Begriff von der tiefen und zugleich zärtlichen Ehrfurcht, mit der ich als kleines Kind, dann als Jüngling und als Mann sie grüßte, wie ich mich in ihrer Gegenwart benahm, sie anhörte, zu ihr sprach und all ihre Wünsche erfüllte.

Wie glücklich war sie über die Beweise meiner Ehrerbietung, die sie einfach hinnahm, weil es so der Wille des Vaters war, indem sie stets wiederholte: „Er hat angesehen die Niedrigkeit seiner Magd, er hat die Demütigen erhöht!“

3. Um sie zu ehren, tat ich noch weit mehr. War es nicht aus Verehrung für meine Mutter, daß ich bei ihr eine Ausnahme machte vom Gesetz der Erbsünde, daß ich sie vor der Begierlichkeit bewahrte, sie mit so viel Schutz umgab, daß nie der leiseste Hauch der Sünde die Reinheit ihrer Seele berührte?

War es nicht ein Gefühl unendlicher Ehrfurcht, das mich bewog, die Unversehrtheit ihres Leibes bei meiner Empfängnis und meiner Geburt zu bewahren und ihren jungfräulichen Leib in den Himmel aufzunehmen, bevor die Verwesung im Grabe an ihn herantreten konnte?

War es nicht, um meine Mutter noch höher zu erheben, daß ich sie von ihrer unbefleckten Empfängnis an mit einer Überfülle von Gnaden ausstattete, die größer war als die aller Geschöpfe zusammen, daß ich sie teilnehmen ließ an meinem Erlösungswerk und sie zur Königin des Himmels und der Erde krönte?

Und sind denn jene Ehrenbezeigungen, welche die Kirche durch die gewichtige Stimme ihrer Hirten oder die des begeisterten Volkes Maria ohne Unterlaß vielfach dargebracht hat und in Zukunft in viel größerer Zahl darbringen wird, sind sie nicht, wie ich dir schon gesagt, eine teilweise Verwirklichung meines Verlangens, sie zu ehren?

4. „Siehe!“ rief sie einst von meinem Geist beseelt aus: „Siehe, von nun an werden mich seligpreisen alle Geschlechter!“ Ihre Weissagung muß in Erfüllung gehen. Auf der ganzen Erde muß der Name meines Vaters geheiligt und der Name meiner Mutter verherrlicht werden.

5. Um Maria so zu ehren, wie ich sie geehrt habe, und wie ich sie geehrt haben will, beginne damit, sie besser verstehen zu lernen!

Werde nicht müde, ihre Würde, ihre Vorzüge, ihre Vollkommenheit und ihre Sendung zu betrachten.

Dann verdemütige dich, werde dir deines Elends, deines Nichts bewußt. Je kleiner du dich machst, desto fähiger wirst du, die Größe meiner Mutter zu begreifen.

Lasse vor allem deine Gesinnungen den meinen gleich werden! Betrachte Maria mit meinen Augen, bewundere sie mit meinem Geiste und freue dich über ihre Schönheit mit meinem Herzen!

6. Ehre sie durch deinen Eifer bei der Teilnahme an öffentlichen Gebeten und Festen ihr zu Ehren!

Ehre sie durch gewisse Andachtsübungen, die du ihr täglich mit Beharrlichkeit darbringst, durch die Opfer, die du dir auferlegst, um ihre Verherrlichung zu fördern.

Ehre sie, indem du sie deiner Umgebung bekannt machst und die Liebe zu ihr entflammst; in dem du dich mit anderen ihrer auserwählten Kinder zusammenschließt, um ihr mit ihnen zu dienen.

Ehre sie, indem du dich ihr vollkommen schenkst, für sie und unter ihrem Banner kämpfst. Wie? Sie wird es dir später offenbaren!

Ehre sie besonders durch dein Benehmen! Werde ein Heiliger und du wirst mehr zu ihrer Ehre beitragen, als wenn du gelehrte Werke über sie schreiben, dabei aber ein mittelmäßiger Christ bleiben würdest.

7. Ehre sie in meinem und in deinem Namen!

Ehre sie auch für jene, die sie nicht ehren, für die Heiden, die sie nicht kennen; für die Irrgläubigen, die sie beleidigen; für die schlechten Christen, die aus Gleichgültigkeit nicht zu ihr beten, und für die ihr geweihten Seelen, die aber in ihrer Hingabe so nachlässig sind.

8. Ehre sie nach Kräften; denn sie steht über jedem Lob, und du kannst sie nie hinreichend ehren.

Ehre sie und fürchte keine Übertreibung! Nie wirst du sie in dem Grad verehren, wie ich sie ehre und will, daß man sie ehre!

 

Die Seele:

„Gepriesen sei der Name der Jungfrau Maria, Von nun an bis in Ewigkeit!“