7. Vertraue dich Maria an, wie ich es tat.

Jesus:

1. Mein Bruder, jedes Kind vertraut sich seiner Mutter an. So habe auch ich mich der meinen anvertraut.

Ich vertraute mich ihr an in meinen materiellen Bedürfnissen.

Ich nähre die Vögel des Himmels und kleide in Herrlichkeit die Lilien des Feldes. Doch ich wollte die gleiche materielle Hilfe nötig haben, wie alle anderen Kinder. Ich vertraute mich meiner Mutter an; sie nährte, kleidete und umsorgte mich.

Mein Leben war bedroht. Ich fürchtete mich nicht; meine Mutter brachte mich in ein fremdes Land, während ich in ihren Armen friedlich schlief.

2. Ich vertraute mich meiner Mutter an bei der Erfüllung meiner Sendung.

Kaum empfangen, wollte ich schon meinen Vorläufer heiligen, mich den Juden und Heiden, dem greisen Simeon und der Prophetin Anna offenbaren; dabei verließ ich mich auf meine Mutter.

Um die Erbschuld zu sühnen, wollte ich, der neue Adam, Maria, die neue Eva, zur Mitarbeit im Wollen, Beten und Opfern heranziehen. Sie verstand mich vollkommen und gab großmütig ihre Zustimmung.

3. Ich vertraute mich ihr an in allen Mühsalen, die mir meine Sendung verursachte.

Meine Seele war überaus traurig. Traurig beim Anblick dieses ganz irdischen, oft heuchlerischen Kultes, den man meinem Vater darbrachte; traurig ob der Unwissenheit der Menge, ob des Widerstands und des Unglaubens meiner Feinde und der irdischen Gedanken und Wankelmütigkeit meiner Freunde; traurig vor allem, weil unzählige Seelen, unendlich teure Seelen verlorengehen, für die ich vergebens mein Blut vergießen sollte. Ich war traurig, traurig bis zum Tode, so traurig, daß ich meinen Vater anflehte, er möge diesen Kelch von mir nehmen.

Dennoch hatte ich einen großen Trost: meine Mutter! Sie verstand mich; sie wußte Gott anzubeten im Geist und in der Wahrheit; sie nahm teil an meinen Kränkungen und Bedrängnissen. Sie liebte mich um so mehr, je gehässiger ich von den Pharisäern angegriffen und je bitterer ich durch meine Jünger enttäuscht wurde. Sie wachte und betete mit mir während der ganzen Zeit meines verborgenen Lebens und während der ganzen Zeit meiner öffentlichen Tätigkeit. Sie stand am Fuß des Kreuzes, unerschütterlich, fest im Glauben, während alle anderen wankten. In ihr gelang mein Erlösungswerk vollkommen; sie war mein höchster Triumph.

4. Vertraue dich nach meinem Beispiel meiner Mutter an!

Hab Vertrauen! Ihre Macht ist unvorstellbar groß. Habe ich sie nicht zur Ausspenderin aller Gnaden erhoben? Kann sie nicht alles geben, was sie will, wem sie will und wann sie es will?

Gewiß kann sie es. Sie will ja niemals etwas, was nicht ganz mit Gottes Willen übereinstimmt.

Hab Vertrauen! Sie ist voll der Güte. Wenn ich ihr so viel Macht gab, konnte ich sie nicht auch unermeßlich gütig machen?

Hab Vertrauen! Ich bin ihr Kind. Was könnte ich meiner Mutter verweigern?

Hab Vertrauen! Du bist ihr Kind. Hat je eine Mutter ihrem Kinde verweigert, was sie ihm geben konnte?

Hab Vertrauen! Du hast dich ihr ganz geschenkt. Konnte sie weniger großmütig sein als du?

Hab Vertrauen! Denn, wenn sie dir etwas gibt, so schenkt sie es mir. Sie weiß ja, daß ich in dir lebe, und daß man alles, was man dem Geringsten meiner Brüder tut, mir tut. Sooft du sie anrufst, verschaffst du ihr die Freude, auch weiterhin für mich zu sorgen, mich zu nähren, zu tragen, mich Gefahren zu entreißen und meine Erziehung zu vollenden.

Hab Vertrauen! Ihr Wunsch, dir Gnaden zu schenken, ist größer als der deine, sie zu empfangen. Denn sie liebt dich mehr und liebt mich mehr in dir, als du dich selbst lieben kannst.

Hab Vertrauen! Du würdest ihr durch dein Zaudern wehe tun; denn zögern hieße zweifeln an der Liebe meiner Mutter zu dir und zu mir.

5. Und doch, warum ist dein Vertrauen nicht immer unerschütterlich fest?

Du sagst, du verdienst nicht, von Maria erhört zu werden wegen deiner Nachlässigkeit in der Hingabe an sie. Mag deine Feigheit noch so groß sein, sie wird niemals die Größe der Liebe deiner Mutter erreichen.

Du mußt Vertrauen haben, nicht weil du gut bist, sondern, weil sie es ist. Wird sie aufhören, gut zu sein, weil du schlecht bist?

6. Du weißt aber nicht, ob deine Bitte den Ratschlüssen Gottes über dich entspricht; deshalb zögerst du.

Höre! Ich will dich eine Art des Betens lehren, die stets den Absichten Gottes entspricht, und deren du dich immer mit unerschütterlichem Vertrauen bedienen kannst.

Verstehe zunächst folgendes:

a) Bezüglich jedes deiner Bedürfnisse hat deine Mutter ihre liebevollen Absichten.

b) Ihre Absichten stimmen immer mit den Plänen Gottes überein und sind daher immer durchführbar.

c) Stets sind sie mehr wert als deine eigenen Absichten; denn Maria weiß besser als du selbst, was du brauchst. Sie hat mit mir viel Höheres vor, als du nur ahnen kannst.

Bitte also jedesmal Maria, wenn du einen Wunsch hast, sie möge ihre Absichten dabei verwirklichen, und sei versichert, daß du unbedingt das erhalten wirst, was du verlangst, oder etwas Besseres, und daß du nicht nach deinen kleinlichen Begriffen empfangen wirst, sondern nach ihrer unermeßlichen Liebe.

 

Die Seele:

O Jesus, wie herrlich wird das sein! Um einen Glauben zu erlangen, der Berge versetzt, und selbst über meine Erwartungen hinaus erhört zu werden, wird es genügen, in jeder Lage meine Mutter zu bitten, ihre Absichten für mich zu verwirklichen.