3. Lerne denken wie Jesus

2. In unmittelbarer Verbindung mit Ihm

Maria:

1. Mein Sohn, auch auf einem anderen Weg kannst du dahin kommen, Jesu Gedanken zu denken. Es ist das ein recht schneller, sicherer und wirksamer Weg. Er besteht darin, daß du mit Jesus in unmittelbare Verbindung trittst.

2. Betrachte Jesus mit Vorliebe im Evangelium!

Höre Seine Worte; schaue auf Seine Handlungen! Aber bleibe nicht beim Äußeren stehen, sondern dringe in Seine Seele! Dort wirst du dann entdecken, was Er bei Seinen Worten und Handlungen dachte, fühlte und wollte. Achte vor allem darauf, wie bei Ihm jedes Wort, jede Gebärde aus der Liebe hervorgeht. Denn Jesus ist mehr als bloßer Lehrer, der Worte der Weisheit spricht. Er ist der Gott der Liebe. Du hast Seine Lehre nicht verstanden, wenn du nicht zur Quelle dieser Lehre gekommen bist: zur unendlichen Liebe des Herzens Jesu.

3. Hast du Jesus betrachtet, dann betrachte einen Augenblick auch dich selbst. Dann kannst du feststellen, daß du noch lange nicht so fühlst, denkst, willst und handelst wie Er. Erforsche dich, was du tun sollst, welches Hindernis du entfernen, welche Mittel du anwenden und welche Opfer du dir auferlegen willst, um Ihm ähnlich zu werden.

4. Während du Jesus betrachtest und dein Leben im Lichte Jesu prüfst, sprich zu Ihm!

Rede mit Ihm, wie wenn du Ihn sehen würdest! Wohnt Er nicht in dir? Hört Er deine Stimme nicht ebenso gut wie die von Petrus, Magdalena oder Johannes? Oder liebt Er dich nicht ebenso innig, wie Er seine Jünger geliebt, dich vor allem, den Er mir geschenkt, damit du, wie Johannes, mein Lieblingskind seist?

Sprich mit Ihm herzlich, ohne Formeln! Sag Ihm ganz einfach, was du denkst, fühlst, wünschest. Sag es Ihm, wie du es deinem Bruder, deinem besten Freund erzählen würdest.

5. In dieser Unterhaltung mit Jesus vergiß nicht, dich mit mir zu vereinigen! Du weißt, dass ich immer bei dir bin, und daß man nur durch die Mutter den Sohn findet.

Du kannst dich ja selbst davon überzeugen, daß du nicht so gesammelt, nicht so vertraut und liebevoll mit Ihm sein kannst, wenn du mich nicht an deiner Seite weißt.

Mein ganzes Leben verbrachte ich damit, über all das nachzudenken, was ich bei meinem Sohn sah und hörte. Jede deiner Betrachtungen über Ihn wird nur eine Wiederholung einer meiner Betrachtungen sein. Komm zu mir, und du wirst durch mich teilweise das verstehen und fühlen, was ich verstand und fühlte, als ich über die Geheimnisse Jesu nachdachte.

6. Mühe dich nicht damit ab, Gedanken und Überlegungen zu häufen. Begnüge dich damit, zu glauben, zu lieben und zu beten.

Glaube! Wenn Jesus dies oder jenes gesagt hat, so ist Sein Wort entscheidend. Unnütz ist's, andere Beweise zu suchen. Er hat es gesagt: Also ist es wahr, unfehlbar wahr!

Glaube! Deine Mitmenschen behaupten vielleicht, wenigstens durch ihr Benehmen, das Gegenteil. Das macht nichts. Jesus hat es gesagt; deshalb ist es wahr. Die Menschen werden vergehen, aber die Wahrheit des Herrn bleibt ewig!

Deine natürlichen Gesinnungen werden mit den Gesinnungen der Menschen übereinstimmen oder sich der Lehre Jesu gegenüber gleichgültig verhalten. Auch das macht nichts! Es kommt hier nicht auf das Gefühl an, sondern auf den Glauben. Jesus hat es gesagt! Daher glaube es!

Vereinige dich mit mir und dein Glaube wird reiner, fester werden!

Erwecke häufig Akte des Glaubens! Nicht, um dir selbst etwas einzureden, sondern um die göttliche Wahrheit bis auf den Grund deiner Seele eindringen zu lassen und daraus die praktische Folgerungen zu ziehen.

7. Liebe! Liebe die Wahrheit, weil Jesus sie geliebt hat. Liebe vor allem Jesus; lerne Ihn immer mehr lieben! Wenn du Ihn inniger liebst, dann wirst du - oft ganz unbewußt - all die Gesinnungen Seiner Seele in vollkommener Weise nachahmen.

Komm zu mir! Ich werde meine Liebe mit der deinen vereinen, und miteinander wollen wir Jesus lieben in unvergleichlich starker und reiner Liebe.

8. Bete! Bete zu Jesus, daß Er deinem Unglauben zu Hilfe kommt. Bitte Ihn, daß Er dir Seine Gedanken, Gefühle und Sein Wollen verleihe. Bitte auch mich, daß ich dir Jesus offenbare und dich Sein Leben leben lasse.

9. Beschäftige dich vornehmlich mit jener Gesinnung Christi, welche dir am meisten abgeht, oder mit jener, die dich am meisten anzieht, oder mit jener, die dir durch ein aufregendes Ereignis notwendig erscheint.

10. Anstelle des Evangeliums kannst du auch ein anderes frommes Buch benützen oder einen Gebetstext oder ein frommes Lied. Aber bemühe dich, dabei zu glauben, zu lieben und es auch aus Liebe zu Jesus in die Tat umzusetzen!

11. Bereite deine Unterredung mit Jesus vor, indem du überlegst, was du Ihm sagen willst, und dich noch mehr gesammelt hältst. Beginne stets damit, daß du mich bittest, ich möge dich zu meinem Sohne führen. Versetze dich in Seine und meine Gegenwart! Schließe das Gespräch mit einem praktischen Vorsatz; darüber werde ich dich noch im folgenden belehren!

12. Bemühe dich, im Laufe des Tages, von Zeit zu Zeit beim Hin- und Hergehen, nach einzelnen Beschäftigungen, dir jene Wahrheit in das Gedächtnis zurückzurufen, die in der Unterredung mit Jesus den tiefsten Eindruck auf dich gemacht hat. Im Anschluß daran erwecke einige Akte des Glaubens!

13. Beginnst du jetzt zu verstehen, wie wahr das ist, was ich über die Bedeutung dieser Übung sagte für jene, die Jesu Gedanken denken wollen?

Wenn ja, dann wirst du auch verstehen, daß du nie, um keinen Preis, diese tägliche Unterhaltung mit Jesus unterlassen darfst.

Bestimme für sie genau den Augenblick und auch die Zeitspanne, die du ihr widmen kannst. Dann aber halte dich daran, was immer auch kommen mag.

Kürze die Zeit der Betrachtung ab, wenn es sein muß; aber unterlasse sie nie ganz!

Unterlasse sie nicht unter dem Vorwand, daß du ja kaum dazukommst, dein Morgen- und Abendgebet zu verrichten. Kürze eher diese Gebete, um einige Augenblicke für das Gespräch mit Jesus zu gewinnen.

Wenn du die verfügbare Zeit für den Empfang der heiligen Kommunion brauchst, dann kommuniziere, aber mache aus deiner Vorbereitung und Danksagung eine Unterredung mit Jesus!

Unterlasse sie nicht unter dem Vorwand, du könntest sonst deine geistliche Lesung nicht halten. Nütze sie als Vorbereitung dafür; aber einige Minuten sollst du dir stets für die unmittelbare Vereinigung mit Jesus vorbehalten.

Unterlasse sie nicht wegen der Unmenge deiner Beschäftigungen! Je mehr du beschäftig bist, um so mehr mußt du dich in der Hand haben. Das beste Mittel, sich zu beherrschen, ist die Selbstbeherrschung in Gott. Welche Menschen haben die fruchtbarste Arbeit geleistet? Jene, die am innigsten mit Jesus vereint lebten.

Unterlasse deine Betrachtungen nicht, weil du vielleicht feig und untreu gewesen bist, oder weil dir keine Gedanken kommen, weil du nichts fühlst. Wer wird dich läutern, wer dich heilen, wenn nicht Jesus? Komm mit mir hin zu Ihm!

14. Hast du mich verstanden, mein Sohn? Entweder wirst du mit Entschlossenheit und Ausdauer darangehen, das zu üben, was ich dich gelehrt, und dann wird es mir leicht fallen, dich in Jesus umzubilden; oder du wirst den Mut dazu nicht aufbringen, und dann bleibst du in der Mittelmäßigkeit stecken, und ich könnte dir die Aufgabe nicht übertragen, die ich dir vorbehalte. Nun wähle!

 

Die Seele:

O meine Mutter, ich verspreche dir, daß ich keinen Tag und unter keinem Vorwand die Unterredung mit Jesus und dir versäumen werde. Ich will mich befleißigen, unter deiner Anleitung immer tiefer in die Erkenntnis deines Sohnes einzudringen.