5. Ersetze deine Gesinnungen durch Jesu Gesinnungen

Maria:

1. Mein Sohn, es ist für dich schon recht schwer, deinen großen Feind zu erkennen. Aber es ist noch tausendmal schwerer, ihn niederzuwerfen. Allein wirst du das nie vermögen. Doch halte dich an mich, und du wirst siegen.

2. Gib dir zunächst Rechenschaft über die verschiedenen Formen, unter denen sich dein Hauptfehler offen oder geheim zeigt, und über die Umstände, unter denen er dir den größten Schaden zufügt.

3. Dann nimm den unerbitterlichen Kampf gegen ihn auf! Im Kampf gegen seine Fehler kann man einen doppelten Weg einschlagen.

Einige verwenden ihre ganze Aufmerksamkeit darauf, ihre Fehler zu beobachten, wie sie sich nach außen offenbaren. Sie schreiben sie auf, zählen sie, vergleichen sie und bemühen sich, von Tag zu Tag ihre Zahl zu verringern.

Diese Kampfesweise ist geeignet, recht gute Erfolge zu erzielen, wenn sie mit Beharrlichkeit angewandt wird.

Aber wird sie allein angewandt, droht sie langweilig zu werden und manchmal schmerzliche Überraschungen zu bereiten. Denn, wenn man einige Zeit aufgehört hat, alle Verfehlungen bezüglich eines gewissen Punktes genau zu überwachen, und man sein Augenmerk einem anderen Fehler zuwendet, muß man oft wahrnehmen, daß die alte Neigung noch immer da ist, ebenso stark wie zuvor, wenn sie sich nun auch unter einer etwas anderen Form zeigt. Man hat das Unkraut eben nur abgeschnitten, soweit es aus der Erde ragte. Weil man aber die Wurzeln nicht ausriß und das Unkraut nicht durch Nutzpflanzen ersetzte, sieht man es ebenso üppig hervorschießen wie zuvor.

4. Eine andere, bei weitem leichtere und wirksamere Kampfesart will ich dich jetzt lehren. Wird sie auch die erstere nicht ersetzen, so doch gut ergänzen. Lerne an Jesus jene Tugend kennen, die deinem Hauptfehler entgegengesetzt ist. Bist du stolz? Betrachte Seine Demut! Bist du zum Zorn geneigt? Siehe Seine Sanftmut! Bewundere Ihn, wie Er sich selbst vergißt und sich für die Menschen opfert. Bist du sinnlich? Betrachte Seine Leiden!

5. Verwende deine täglichen Unterredungen mit Jesus dazu, in Ihm jene Gesinnung kennen zulernen, die dir fehlt. Betrachte, was Jesus gedacht, gefühlt, gesagt und getan hat! Liebe diese Gesinnung deines Vorbilds. Laß dich dafür begeistern!

Dann vergleiche sie mit der deinen.

Bitte Jesus, daß du durch meine Vermittlung in Ihn umgestaltet werdest.

Bitte Ihn bei deinen wirklichen und geistigen Kommunionen, daß Er dich Sein Leben leben lasse.

6. Im Laufe des Tages sollst du immer wieder an den sanften, demütigen, geduldigen Jesus denken, je nach der Gesinnung, die du in Ihm nachahmen willst.

Du sollst besonders in jenen Augenblicken daran denken, in denen deine schlechte Neigung stärkeren Halt zu gewinnen sucht. Statt der mühsamen, anstrengenden Widerstandsversuche blicke ganz ruhig auf dein Vorbild und frage: „Jesus, was würdest Du an meiner Stelle denken, tun? Komm und laß mich Dein Leben leben!“ Und Jesus wird den erregten Wogen gebieten, und eine große Ruhe wird sich über deine Seele legen.

7. Wenn du immer so auf Jesus hinsiehst und Ihn durch dein Flehen gleichsam in dich hinein ziehst, wird es dir allmählich gelingen, dich von jenen Neigungen loszureißen, an denen du so zäh festhieltst; denn du willst ja keine anderen Gesinnungen mehr haben als nur die von Jesus.

Sei jedoch vor einem solchen Feind auf der Hut, der dich überraschen könnte, wenn du dich vollkommen sicher wähnst. Prüfe darum von Zeit zu Zeit, und sei es auch nur mit einem flüchtigen Überblick, ob deine schlechte Neigung nicht unter einer neuen Form emporzukeimen droht.

8. Mein Sohn hat dir ans Herz gelegt, deine Mutter zu betrachten. Siehe auch meine Gesinnungen, nachdem du die Gesinnungen Jesu betrachtet hast. Wenn du dich bei einem Fehler, den du ausrotten, oder einer Tugend, die du er werben willst, fragst, was ich dachte, fühlte oder tat, oder was ich an deiner Stelle tun würde, so ist es wiederum Jesus, den du dadurch besser kennen und in dir nachzubilden lernst.

 

Die Seele:

O Maria, belehre mich über Jesus, damit ich nur sein Leben nachlebe.