7. Drei unerläßliche Tugenden

Maria:

1. Mein Sohn, die äußeren Mittel, die ich dir angab, werden dir nur in dem Maß dienlich sein, als du sie mit den inneren verbindest. Die gleichen Übungen führen manche Seelen zur Heiligkeit, während sie die anderen nicht einmal aus der Mittelmäßigkeit herausheben können.

„Der Geist ist es, der lebendig macht.“ Höre, was dieser Geist von dir verlangt!

2. Vor allem Abtötung!

Du brauchst sie, um deinen Hauptfehler rücksichtslos zu bekämpfen.

Du brauchst sie, um dir in allen Dingen zu entsagen und so die Tätigkeit Jesu in dir nicht zu hemmen.

Du brauchst sie, um jene Anstrengungen auf dich zu nehmen, die für die Nachahmung der Gesinnungen Jesu unerläßlich sind.

3. Bestünde die kindliche Liebe zu mir nur darin, daß du mich anrufst, mir zu Ehren singst und dich in mir freust, dann freilich brauchtest du dazu keine große Abtötung.

Aber die Liebe soll dich zur Einheit mit Jesus führen. Diese Arbeit jedoch geht nicht ohne deine vollkommene Selbstverleugnung.

Du kannst nicht zwei Herren dienen. Der Herr wird Jesus sein oder du selbst. Du mußt wählen!

Ich kann dir bei der Selbstverleugnung helfen; ich kann sie dir aber nicht erlassen.

4. Sodann Beharrlichkeit!

Leichter finde ich hundert Seelen, die im Augenblick der Begeisterung zu einem heldenmütigen Opfer bereit sind, als eine einzige, die in ihren täglichen Anstrengungen beharrlich nach ihren Vorsätzen handelt.

Wie oft wirst du versucht sein, diese oder jene Übung, die ich dir angeraten habe, aufzugeben! Bleibe treu um jeden Preis!

Wenn du heute etwas wegen eines hinreichenden Grundes unterläßt, wirst du es morgen wegen irgendeines Vorwands unterlassen, und bald wirst du es für immer und ohne jeden Grund unterlassen.

Kürze deine Übungen, wenn es sein muß; doch gib sie nie auf! Nur um diesen Preis wirst du Erfolg haben.

5. Schließlich und besonders: Großmut!

Es gibt zwei Arten von Großmut.

Die erste besteht darin, daß du, ohne zu zögern, alles Jesus schenkst; nicht nur, was Er fordert, sondern alles, was Ihm Freude bereitet, selbst wenn du nicht dazu verpflichtet wärest.

Das war die Großmut, von der deine Mutter erfüllt war, und die mehr oder weniger alle Heiligen übten. Danach müßtest auch du mit all deiner Kraft streben!

6. Die zweite Art besteht darin, daß du deine Fehler und Nachlässigkeiten immer wieder gut machst.

Hast du einen Fehler begangen, opfere zur Sühne eine besondere Anstrengung auf, die du sonst nicht auf dich genommen hättest. Lege in diesen Sühneakt so viel Liebe, daß du dann Jesus ebenso innig liebst, ja noch inniger, als wenn du Ihn nicht betrübt hättest.

7. Der Unterschied zwischen mittelmäßigen und heiligen Seelen besteht nicht darin, daß die einen Fehler begehen und die anderen nicht - beide begehen welche -, sondern darin, daß die einen sich mit dieser Feststellung ihrer Fehler begnügen, während die anderen, die heiligen Seelen, sich bemühen, Jesus um so mehr zu lieben, je weniger sie Ihn geliebt hatten. Daher sühne wie die heiligen Seelen!

8. Sühne besonders jene Fehler oder Nachlässigkeiten, die dir in deiner täglichen Unterredung mit Jesus vorgekommen sind: in den geistlichen Erneuerungen, bei der Rückschau auf den Tag oder bei den Exerzitien.

9. Mache alles, sobald als möglich, wieder gut! Besser ist eine sofortige, wenn auch kurze Sühne als eine lange, die man auf später verschiebt.

10. Willst du wissen, auf welche Art du wieder gutmachen sollst? Frage mich nach all deinen Fehlern und Nachlässigkeiten um Rat, und ich werde dir zeigen, wie du jeden deiner Fehler in eine „selige Schuld“ verwandeln kannst. Wenn du in dieser großmütigen Gesinnung verharrst, kann ich dir versprechen, daß ich aus dir trotz deiner Sünden, Fehler, Versuchungen und trotz deiner Schwäche einen Heiligen und einen Apostel machen werde.

 

Die Seele:

O Maria, all mein Tun, all meine Zeit, mein ganzes Sein gehört dir. Erinnere mich an meine gänzliche Hingabe an dich, wenn ich versucht bin, feige zu sein, und mache mich großmütig mit der Großmut der Heiligen.