Die Andacht des seligen Bonaventura von Potenza zu dem Hochheiligsten Altarssakrament
Aus dem Buch „Leben des seligen Bonaventura
von Potenza“ aus dem Jahr 1776
„Der liebste Aufenthalt des Dieners Gottes war vor dem Tabernakel des göttlichen Heilandes. Es war seine Herzenslust, recht oft von dem Heiligsten Altarssakrament reden zu können. Dieses Liebesgeheimnis war der immerwährende Gegenstand seiner anmutsvollen Betrachtungen. Ganze Nächte hat er bei der Bundshütte des Herrn, dem Tabernakel durchgewacht. Er benetzte die Staffel des Altars mit seinen Tränen und die Mauern des Tempels erhallten von den Seufzern seiner Liebe. Musste er ausgehen, so ging er bei keiner Kirche vorbei, ohne dass Hochwürdige Gut zu besuchen und anzubeten. Hörte er andere nur von demselben reden, so entbrannt sein Herz. Sein Angesicht wurde glühend von der Liebesflamme und brach in Schweiß aus. Dieses waren die gewöhnlichen Zeichen, welche seinen Entzückungen vorausgingen. Wenn Bonaventura dieses merkte, sprach er zu sich selbst: Warten wir noch ein wenig, warten wir. So ist er nach und nach entzückt gleichsam in die Arme der Liebe gefallen. Kam er zu sich, so eilte er in seine Zelle, um sich zu erholen, wurde aber dort auf ein Neues von dem Feuer der Betrachtungen dahin gerissen. Er suchte, das Kirchengerät in möglichster Reinheit zu erhalten. Er wachte über die heiligen Gefäße mit strengster Sorgfalt. Wenn er etwas Zeit übrig hatte; so musste diese zur Ehre des Hochwürdigsten im Tabernakel verwendet werden. Nichts konnte seine ruhige Seele mehr aufbringen als eine undankbare Unehrerbietigkeit gegen dies Sakrament. Die Engel zittern da, sagte er, und der Mensch – wie ehrerbietig sollte dieser sein? Seinetwegen aber hält sich der Herr unter den Brotsgestalten auf. Wurde er wegen des allzu großen Eifers in seiner Lieblingstätigkeit, die Besorgung des Altars, getadelt, so verlangte er zu wissen, was wohl hier zuviel geschehen könne? Wisse, sagte er, ich bin bereit, für die Ehre des Hochheiligen Sakramentes mein Leben zu lassen. Welche Hochschätzung für das Haus Gottes, diesen irdischen Himmel!“ (Anmerkung: Der selige Bonaventura von Potenza gehört zu den Heiligen, die in Sievernich erschienen sind.)